Tamuli 1 - Die schimmernde Stadt
werden ihren Ansturm so sehr bremsen, daß unsere Schützen zum Zuge kommen. Es gilt, ihre Reihen zu lichten. Wenn sie tatsächlich durchbrechen, stürmen wir mit den Lanzen auf sie ein.« Er blickte Kring an. »Es liegt nicht in meiner Absicht, Euch zu beleidigen, Domi, aber könntet ihr hinter uns bleiben? Ulath sagt, daß Trolle schwer zu töten sind. Es ist wirklich kein erfreuliches Geschäft, aber jemand muß uns folgen, wenn wir angreifen, und die Verwundeten töten.«
Krings Gesicht verriet sein Mißfallen. »Also gut«, erklärte er sich schließlich einverstanden. »Aber nur aus Freundschaft zu euch.«
»Das weiß ich zu schätzen, Kring. Sobald Ulath die Trolle genug gereizt hat, daß sie losstürmen, werden wir aufsitzen und uns zum Angriff bereitmachen. Ach, noch etwas – nur weil eine abgebrochene Lanze aus einem Troll ragt, bedeutet das noch lange nicht, daß er kein ernstzunehmender Gegner mehr ist. Es ist sicherer, jedem ein paar Lanzen mehr in den Leib zu rammen. Ich werde jetzt den Damen Bescheid geben, und dann geht's los.«
»Ich begleite Euch«, sagte Vanion, und die beiden schritten die Schlucht hinauf zum Höhleneingang.
Berit und eine kleine Gruppe junger Ritter hielten vor dem Eingang Wache. »Kommen Sie?« fragte der gutaussehende junge Mann nervös.
»Wir haben ein paar Kundschafter gesichtet«, antwortete Sperber. »Jetzt wollen wir versuchen, die Meute zu einem Angriff anzustacheln. Wenn wir schon gegen sie kämpfen müssen, ist es mir bei Tageslicht lieber.«
»Und bevor das Gewitter losbricht«, fügte Vanion hinzu.
»Ich glaube nicht, daß sie an uns vorbeikommen«, sagte Sperber zu dem jungen Ritter, »aber seid wachsam. Wenn die Lage zu bedrohlich wird, dann zieht euch in die Höhle zurück!«
Berit nickte.
Da traten Ehlana, Talen und Sephrenia aus der Höhle.
Ehlanas Stimme klang ein wenig schrill, als sie fragte: »Kommen sie?«
»Noch nicht«, antwortete Sperber. »Aber es ist nur eine Frage der Zeit. Wir wollen versuchen, sie ein bißchen in Stimmung zu bringen. Ulath meint, er kann einen Teil von ihnen so wütend machen, daß sie angreifen, bevor die übrigen dazu bereit sind. Wir möchten nicht gegen alle gleichzeitig kämpfen müssen, wenn es sich vermeiden läßt.« Er blickte Sephrenia an. »Seid Ihr zu einem Zauber bereit, kleine Mutter?«
»Das kommt auf den Zauber an.«
»Könnt Ihr die Höhlenöffnung so verschließen, daß die Trolle nicht hinein können?«
»Wahrscheinlich. Und wenn nicht, kann ich die Höhle immer noch einstürzen lassen.«
»Das würde ich nur als letzten Ausweg empfehlen. Wartet auf jeden Fall, bis auch Berit und seine Männer in der Höhle sind.«
Talens vornehme Kleidung war ziemlich schmutzig geworden. »Und, hast du was gefunden?« fragte Sperber ihn.
»Nur eine Höhle, in der ein Bär seinen Winterschlaf gehalten hat.« Der Junge zuckte die Schultern. »Der Zugang war ziemlich schmal und niedrig. Es gibt zwei weitere Gänge, die ich mir erst noch ansehen muß.«
»Geht kein Risiko ein. Falls Sephrenia den Eingang zum Einsturz bringen muß, möchte ich gern, daß ihr alle an einem geschützten Ort seid.«
Talen nickte.
»Paß gut auf dich auf, Sperber«, sagte Ehlana und umarmte ihn heftig.
»Tu' ich doch immer, Liebling.«
Auch Sephrenia umarmte Vanion, und ihre Worte glichen denen Ehlanas. »Jetzt geht, ihr zwei«, sagte sie.
»Jawohl, kleine Mutter«, antworteten die beiden im Chor.
Sie schritten die Schlucht hinunter. »Ihr billigt mein Verhältnis zu Sephrenia nicht, Sperber, nicht wahr?« fragte Vanion ernst. »Es geht mich nichts an, mein Freund.«
»Ich wollte nicht wissen, ob es Euch etwas angeht, sondern ob Ihr es billigt. Eine andere Möglichkeit gab es nicht, wißt Ihr. Die Gesetze unserer beiden Kulturen lassen eine Heirat nicht zu.«
»Ich glaube nicht, daß die Gesetze für euch beide Gültigkeit haben. Ihr, Vanion, und Sephrenia habt eine besondere gemeinsame Freundin, die sich nicht um Gesetze schert, falls sie ihr nicht gefallen.« Sperber lächelte seinen alten Freund an. »Ich freue mich ehrlich. Es war nicht mehr mit anzusehen, wie Euch und Sephrenia eure Situation zu schaffen machte.«
»Danke, Sperber. Ich mußte wissen, wie Ihr darüber denkt. Aber ich werde nie mehr nach Eosien zurückkehren können.«
»Ich finde, das braucht Ihr unter diesen Umständen nicht zu bedauern. Ihr und Sephrenia seid glücklich, und das allein zählt.«
»Da kann ich nur zustimmen. Wenn Ihr nach Chyrellos
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