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Tamuli 1 - Die schimmernde Stadt

Tamuli 1 - Die schimmernde Stadt

Titel: Tamuli 1 - Die schimmernde Stadt Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: David Eddings
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unschuldig und sehr naiv. Anfangs war der Graf sehr freundlich, und ich dachte, ich hätte wirklich Glück gehabt. Dann kam er eines Nachts betrunken nach Hause, und ich mußte erfahren, warum er so nett zu mir gewesen war. Ich hatte leider keine ähnliche Ausbildung wie Mirtai, darum konnte ich mich nicht wehren. Natürlich weinte ich danach; aber er hat mich bloß ausgelacht. Glücklicherweise hatte es keine Folgen. Sobald Graf Ostril erfuhr, daß Mägde schwanger waren, warf er sie aus dem Haus. Er kam noch ein paarmal zu mir; dann wurde er des Spieles müde. Er bezahlte mir den Lohn und gab mir ein gutes Zeugnis. Ich hatte Glück und konnte mich im Schloß verdingen.« Sie lächelte ein wenig schmerzlich. »Ich nehme an, da es keine Nachwirkungen hatte, war es wohl nicht allzu wichtig.«
    »Für mich schon«, sagte Mirtai grimmig. »Du hast mein Wort, daß dieser Graf meine Rückkehr nach Cimmura nicht länger als eine Woche überleben wird!«
    »Wenn Ihr Euch so lange Zeit mit ihm laßt, Mirtai, habt Ihr Eure Chance verpaßt«, erklärte Kalten beinahe gleichmütig. »Graf Ostril wird den Sonnenuntergang des Tages, an dem ich nach Cimmura zurückkehre, nicht mehr erleben, das verspreche ich!«
    »Er wird nicht gegen dich kämpfen, Kalten«, gab Sperber zu bedenken.
    »Es wird ihm nichts anderes übrigbleiben!« entgegnete Kalten.
    »Ich kenne eine Menge Beleidigungen, die kein Mann schlucken kann – und wenn sie keine Wirkung auf ihn haben, werde ich anfangen, ihn stückweise zu zersäbeln. Schneidet man einem Mann Ohren und Nase ab, bleibt ihm gar nichts anderes übrig, als nach seinem Schwert zu greifen – schon deshalb, weil er nicht weiß, was als nächstes an die Reihe kommen wird.«
    »Man wird dich verhaften!«
    »Das ist kein Problem, Sperber«, warf Ehlana grimmig ein, »ich werde ihn begnadigen.«
    »Das braucht Ihr nicht zu tun, Ritter Kalten«, murmelte Alean gesenkten Blicks.
    »O doch«, antwortete Kalten hart, »das muß ich. Ich werde Euch eines seiner Ohren bringen, wenn ich mit ihm fertig bin – um zu beweisen, daß ich mein Versprechen gehalten habe.«
    Sperber rechnete damit, daß das sanfte Mädchen mit heftigem Abscheu reagieren würde; doch Alean lächelte seinen Freund herzlich an. »Das wäre sehr nett, Ritter Kalten«, murmelte sie.
    »Rollt schon mal die Augen, Sephrenia«, sagte Sperber zu seiner ehemaligen Lehrerin, »diesmal würde ich Euch sogar beipflichten.«
    »Warum sollte ich, Sperber?« fragte sie. »Ich finde Kaltens Vorhaben durchaus angemessen.«
    »Ihr seid barbarisch, kleine Mutter!« rügte er.
    »Na und?«
    Am Spätnachmittag schlossen Sperber und Kalten sich den anderen Rittern in der schillernden Halle der nachgebauten elenischen Burg an. Die Ritter hatten ihre Paradepanzer abgelegt und trugen nun Wams und enges Beinkleid. »Es braucht wirklich nicht viel«, sagte Bevier gerade. »Die Mauern sind sehr stark, ein Ringgraben ist bereits vorhanden, und die Zugbrücke funktioniert. Allerdings könnte die Winde ein paar Tropfen Öl gebrauchen. Zur Abrundung müßten wir lediglich zugespitzte Pfähle in den Burggraben treiben.«
    »Wie wär's mit ein paar Fässern Pech?« schlug Ulath vor. »Ich weiß doch, wie gern ihr Arzier siedendes Pech auf Belagerer gießt.«
    »Meine Herren«, warf Vanion mißbilligend ein. »Wenn ihr die Burg zu befestigen anfangt, könnten unsere Gastgeber das in den falschen Hals bekommen.« Er dachte kurz darüber nach. »Es kann allerdings nicht schaden, wenn wir einen Vorrat an Pfählen bereitlegen«, fügte er hinzu, »und auch einige Fässer Lampenöl. Das ist zwar nicht so gut wie Pech, wird jedoch längst nicht soviel Aufmerksamkeit erregen, wenn wir es in die Burg schaffen. Ich finde, wir sollten auch unauffällig Proviant zu lagern beginnen. Wir sind eine große Zahl. Da dürfte es nicht schwerfallen, zu verbergen, daß wir Vorräte hamstern. Wir dürfen es aber nicht übertreiben.«
    »Woran denkt Ihr, Vanion?« fragte Emban.
    »Oh, nur ein paar einfache Vorsichtsmaßnahmen, Eminenz. Die Lage hier in Tamuli ist ziemlich unsicher, und wir wissen nicht, was sich zusammenbrauen könnte. Da uns eine wirklich gute Burg zur Verfügung steht, sollten wir sie auch nutzen – nur für den Fall des Falles.«
    »Bilde ich's mir nur ein, oder hat noch jemand das Gefühl, daß wir einen ungewöhnlich langen Sommer haben?« fragte Tynian plötzlich.
    Sperber erstarrte. Irgendwann mußte es jemandem auffallen, und wenn die Gefährten der Sache nun

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