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Tamuli 1 - Die schimmernde Stadt

Tamuli 1 - Die schimmernde Stadt

Titel: Tamuli 1 - Die schimmernde Stadt Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: David Eddings
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keine Geheimnisse voreinander haben.«
    Sie verließen Chyrellos am folgenden Morgen und ritten in der hellen Morgensonne auf der arzischen Seite des Sarins südwärts – mit einhundert voll gerüsteten Ordensrittern als Eskorte. Das Gras am Ufer war saftig grün, und der Himmel war mit weißen Wölkchen betupft, die wie Wattebäuschchen aussahen.
    Nach einiger Diskussion hatten Sperber und seine königliche Gemahlin sich geeinigt, daß Ehlanas Gefolge, das sie benötigen würde, um den Schein zu wahren, zum größten Teil aus den Reihen der Ordensritter rekrutiert werden sollte. »Stragen kann sie ausbilden«, sagte Sperber zu seiner Gemahlin. »Er hat so allerlei Erfahrung. Da wird es ihm auch gelingen, aufrechte Ritter wie nutzlose Hofschranzen aussehen zu lassen.«
    Es hatte sich jedoch als notwendig erwiesen, eine Hofdame mitzunehmen, eine junge Frau in Ehlanas Alter, mit honigblondem Haar, tiefblauen Augen und beschränktem Verstand. Ehlana nahm zudem eine Kammermaid mit, ein Mädchen mit sanften rehbraunen Augen, namens Alean. Die beiden fuhren in der Karosse mit der Königin, Mirtai, Danae und dem außerordentlich elegant gekleideten Stragen, der sie mit humorvollem Geplauder unterhielt. Sperber war der Ansicht, daß Stragen und Mirtai seine Gemahlin und Tochter im Notfall schützen könnten.
    Doch Patriarch Emban erwies sich als Problem. Schon nach wenigen Meilen war nicht zu überhören, daß sich der Kirchenmann im Sattel gar nicht wohl fühlte, da er sich lautstark beklagte.
    »Das gibt ein Unglück, sag' ich dir«, bemerkte Kalten am späten Vormittag. »Kirchenmann oder nicht, wenn die Ritter den ganzen Weg quer über den daresischen Kontinent Embans Gejammer ertragen müssen, wird er vermutlich einen Unfall erleiden, ehe wir Matherion erreichen. Ich habe jetzt schon gute Lust, ihn höchstpersönlich zu ertränken, und hier am Fluß könnte die Versuchung übermächtig werden.«
    Sperber ließ sich Kaltens Klage durch den Kopf gehen. Er blickte auf die Karosse der Königin. »Diese Kalesche ist nicht groß genug«, erklärte er seinem Freund. »Wir brauchen etwas Größeres. Außerdem wären sechs Pferde eindrucksvoller als vier. Sieh dich mal nach Bevier um.«
    Als Kalten mit dem dunkelhäutigen Arzier zurückkam, erklärte Sperber ihm die Situation. »Wenn wir Emban nicht vom Pferd herunterholen, brauchen wir ein Jahr, um Daresien zu durchqueren. Stehst du mit deinem Vetter Lycien noch auf gutem Fuß?«
    »Natürlich. Wir sind die besten Freunde!«
    »Dann schlage ich vor, daß du vorausreitest und ein Wort mit ihm redest. Wir brauchen eine große Karosse mit Platz für mindestens acht Personen. Ein Sechsergespann, würde ich sagen. Wir setzen Emban und Botschafter Oscagne in die Kutsche zu meiner Gemahlin und ihrem Gefolge. Bitte deinen Vetter, eine solche Karosse für uns zu beschaffen.«
    »Das wird ziemlich teuer, Sperber«, gab Bevier zu bedenken.
    »Macht nichts, Bevier. Die Kirche wird es bezahlen. Nach einer Woche auf dem Pferderücken wird Emban mit Freuden alles unterzeichnen, was ihn von weiteren Mühsalen im Sattel befreit. Ach ja, und da dich der Weg ohnehin nach Madol führt, sorg bitte dafür, daß unser Schiff flußauf zu Lyciens Anlegeplätzen geschafft wird. Madol ist keine Stadt, die einen Aufenthalt wert wäre, und Lyciens Anlegeplätze liegen sehr günstig.«
    »Werden wir sonst noch etwas brauchen, Sperber?« fragte Bevier.
    »Zur Zeit fällt mir nichts mehr ein. Aber dir vielleicht, auf dem Ritt nach Madol. Tue dir keinen Zwang an! Uns stehen ausnahmsweise unbeschränkte Mittel zur Verfügung. Die Schatzkammern der Kirche stehen uns weit offen.«
    »Das würde ich im Beisein Stragens oder Talens nicht unbedingt erwähnen, mein Freund.« Bevier lachte. »Ich erwarte Euch bei Lycien. Wir sehen uns in seinem Haus!« Bevier wendete sein Pferd und ritt im Galopp südwärts.
    »Warum hast du ihn nicht einfach eine zweite Kutsche für Emban und Oscagne besorgen lassen?« fragte Kalten.
    »Weil wir eine Kutsche besser im Auge behalten können, wenn wir in Tamuli sind.«
    »Oh. Klingt vernünftig – irgendwie.«
    Eines Spätnachmittags gelangten sie zum Haus von Beviers Vetter, dem Graf Lycien. Sie trafen Bevier und seinen korpulenten Verwandten mit dem roten Gesicht auf dem kiesbedeckten Hof vor dem prächtigen Haus an. Der Graf verbeugte sich tief vor Königin Ehlana und beharrte darauf, daß sie während des Aufenthalts in Madol sein Gast war. Kalten schickte die Ritter in Lyciens

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