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Tamuli 1 - Die schimmernde Stadt

Tamuli 1 - Die schimmernde Stadt

Titel: Tamuli 1 - Die schimmernde Stadt Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: David Eddings
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verrin gern, indem sie die Lebensmittel an Tiere verfütterten.
    »Was hast du eigentlich mit den ganzen Vorräten angestellt, als wir damals mit Warguns Armee ritten?« fragte Sperber sie in der zweiten ›Nacht‹, die in Wirklichkeit nur eine halbe Stunde am frühen Nachmittag des schier endlosen Tages dauerte.
    »Da hab' ich es auf die andere Art gemacht.« Sie zuckte die Schultern.
    »Auf andere Art?«
    »Ich habe die nicht benötigten Lebensmittel einfach verschwinden lassen.«
    »Könntest du das nicht auch jetzt tun?«
    »Natürlich. Aber dann hätten die Tiere nichts davon. Außerdem verschafft es mir die Gelegenheit, mit dir zu reden, wenn niemand uns hören kann. Schütte den Sack Getreide unter den Büschen dort aus, Sperber. Im Gras dahinter nisten Wachteln. Sie haben in letzter Zeit nicht genug Futter gefunden, und ihre Jungen brauchen gerade jetzt viel zum Wachsen.«
    »Wolltest du über irgend etwas Bestimmtes mit mir reden?« fragte Sperber, als er den Sack mit seinem Dolch aufschnitt.
    »Nein, ich plaudere nur gern mit dir, und meistens bist du zu beschäftigt dafür.«
    »Und dabei hast du Gelegenheit, ein bißchen anzugeben, nicht wahr?«
    »Ja, das wird's wohl sein. Weißt du, es macht gar nicht soviel Spaß, Göttin zu sein, wenn man es nicht hin und wieder auch ein bißchen zeigen kann.«
    »Ich liebe dich!« sagte er lachend.
    »Oh, das ist wundervoll, Sperber!« rief sie glücklich. »So spontan und aus dem Herzen. Möchtest du, daß ich das Gras für dich lila färbe – nur um dir zu zeigen, wie ich mich darüber freue?«
    »Ein Kuß ist mir lieber. Lila Gras würde nur die Pferde verwirren.«
    Am Abend dieses Tages erreichten sie Esos. Die Kindgöttin verknüpfte die wirkliche und die scheinbare Zeit so perfekt, daß sie nahtlos ineinander übergingen. Sperber war Ordensritter und im Gebrauch von Magie ausgebildet, doch ehrfürchtig schauderte er vor der gewaltigen Macht zurück, über welche diese drollige kleine Göttin verfügte, die sich – wie sie ihm während der Konfrontation mit Azash in der Stadt Zemoch erklärt hatte – selbst erschaffen und aus freien Stücken entschlossen hatte, als seine Tochter wiedergeboren zu werden.
    Sie schlugen ihr Nachtlager in einiger Entfernung von der Stadt auf. Nachdem sie zu Abend gegessen hatten, zogen Talen und Stragen Sperber zur Seite.
    »Was haltet Ihr davon, wenn wir uns ein wenig umsehen?« fragte Stragen den großen Pandioner.
    »Schwebt Euch etwas Bestimmtes vor?«
    »Esos ist eine recht große Stadt«, antwortete der blonde Thalesier, »in der es mit ziemlicher Sicherheit organisierte Diebe gibt. Vielleicht erfahren wir allerlei Nützliches, wenn wir uns mit ihrem Anführer in Verbindung setzen.«
    »Meint Ihr, er kennt Euch?«
    »Nein, das glaube ich nicht. Emsat ist viel zu weit von hier.«
    »Weshalb sollte der Anführer der Diebe dann mit Euch reden wollen?«
    »Aus Höflichkeit, Sperber. Diebe und Mörder sind ungemein höflich zueinander. Das ist gesünder für alle Beteiligten.«
    »Aber wenn er doch gar keine Ahnung hat, wer Ihr seid, wie will er dann wissen, daß er höflich zu Euch sein soll?«
    »Es gibt bestimmte Zeichen, die er erkennen wird.«
    »Euer Völkchen hat eine sehr komplizierte Gesellschaftsform, wie mir scheint.«
    »Alle Gesellschaftsformen sind kompliziert, Sperber. Das ist eine der Bürden der Zivilisation.«
    »Irgendwann müßt Ihr mich diese Zeichen lehren, an denen man einen Dieb erkennt.«
    »Nein, das werde ich nicht.«
    »Warum nicht?«
    »Weil Ihr kein Dieb seid ! Also, wir machen uns jetzt auf die Suche nach meinen Berufskollegen. Unsere Informationen sind zu spärlich, Sperber – kaum mehr als die ziemlich allgemeinen Vorstellungen des Botschafters. Ich hätte gern Genaueres gewußt. Ihr nicht?«
    »Allerdings, mein Freund.«
    »Warum machen wir uns dann nicht auf den Weg nach Esos und verschaffen uns ein wenig Klarheit?«
    »Worauf warten wir noch?«
    Die drei schlüpften in einfache, unauffällige Kleidung und ritten aus dem Lager. Sie machten einen Bogen nach Westen, um aus dieser Richtung in die Stadt zu gelangen.
    Beim Näherkommen betrachtete Talen kritisch die Befestigungen und das unbewachte Tor. »Man scheint hier ein wenig zu sorglos zu sein, so nah an der zemochischen Grenze«, meinte er.
    »Zemoch stellt keine Bedrohung mehr dar«, erklärte Stragen.
    »Alte Gewohnheiten legt man nicht so schnell ab, Durchlaucht Stragen, und so lange ist es auch wieder nicht her, daß Otha schäumend an

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