Bücher online kostenlos Kostenlos Online Lesen
Tamuli 1 - Die schimmernde Stadt

Tamuli 1 - Die schimmernde Stadt

Titel: Tamuli 1 - Die schimmernde Stadt Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: David Eddings
Vom Netzwerk:
sind. Wenn ich das alles erfahren habe, kann ich diesen Mann unschädlich machen, ohne ihn zu töten. Um ganz ehrlich zu sein, Säbel ist mir eigentlich egal. Ich will den Mann, der ihn benutzt.«
    Monsel war ein wenig blaß geworden. »Das ist ja ein schrecklicher Mensch, Emban«, sagte er gedämpft.
    »Sperber ist unerbittlich, würde ich eher sagen.«
    »Wenn wir Oscagne glauben können – und das können wir meiner Meinung nach –, bedient sich jemand magischer Kräfte«, fuhr Sperber fort. »Die Ritterorden wurden einst gegründet, um es mit Feinden aufnehmen zu können, die magische Kräfte einsetzen. Unsere elenische Religion bietet uns nicht das nötige Handwerkszeug, weil sie Magie verleugnet. Wir mußten außerhalb unseres Glaubens – bei den Styrikern – lernen, Magie mit Magie zu bekämpfen. Das hat einige Türen geöffnet, die vielleicht besser geschlossen geblieben wären, doch das war der Preis, den wir bezahlen mußten. Jemand – oder etwas – auf der anderen Seite bedient sich machtvoller Magie. Ich bin hier, ihn aufzuhalten – zu töten, wenn nötig. Sobald es ihn nicht mehr gibt, können die Ataner sich Säbel vornehmen. Ich kenne eine Atanerin. Falls ihre Landsleute so sind wie sie, können wir uns auf ihre Gründlichkeit verlassen.«
    »Ihr beunruhigt mich, Sperber«, gestand Monsel. »Euer Pflichtbewußtsein ist schier unmenschlich und wird von Eurer Entschlossenheit sogar noch übertroffen. Ihr beschämt mich, Sperber.« Er seufzte, zupfte abwesend an seinem Bart und hing seinen Gedanken nach. Schließlich richtete er sich auf. »Also gut, Emban, können wir die Regeln vorübergehend außer acht lassen?«
    »Ich verstehe nicht ganz.«
    »Ich wollte Euch das eigentlich nicht sagen«, fuhr der Erzmandrit fort, »um Euch vorhersehbaren dogmatischen Ärger zu ersparen. Vor allem aber, weil ich es für mich behalten wollte. Euer unerbittlicher Sperber hat mich jedoch eines Besseren belehrt. Denn falls ich nicht sage, was ich weiß, wird er ganz Astel auseinandernehmen und jeden Asteler obendrein, um die Information zu bekommen. Habe ich recht, Sperber?«
    »Ich würde es wirklich nicht gern tun, Eminenz.«
    »Aber Ihr würdet es tun, nicht wahr?«
    »Wenn mir nichts anderes übrig bliebe.«
    Monsel schauderte. »Ihr seid beide Kirchenmänner, also berufe ich mich auf die Regel klerikaler Geheimhaltung. Diese Regel habt ihr in Chyrellos doch nicht geändert, Emban, oder?«
    »Nein. Es sei denn, Sarathi hat es seit meiner Abreise getan. Jedenfalls habt Ihr unser Wort, daß keiner von uns irgend etwas von dem, was Ihr uns sagen werdet, weitergibt.«
    »Außer an einen anderen Geistlichen«, fügte Monsel hinzu. »Damit wäre ich einverstanden.«
    Emban nickte. »Das ist uns recht.«
    Monsel lehnte sich in den Sessel zurück und strich über seinen Bart. »Die Tamuler haben keine Vorstellung, wie mächtig die Kirche in den elenischen Königreichen hier in Westdaresien wirklich ist«, begann er. »Die tamulische Religion beschränkt sich auf ein paar Zeremonien; deshalb können Tamuler auch die Tiefe des Glaubens in den Herzen der Frommen nicht verstehen – und die Leibeigenen von Astel sind wahrscheinlich die frömmsten Menschen auf der ganzen Welt. Sie begeben sich mit all ihren Problemen – nicht nur den eigenen, auch denen ihrer Nachbarn – zu den Geistlichen. Die Leibeigenen sind überall und sehen alles, und sie erzählen es ihren Priestern.«
    »Als ich noch aufs Seminar ging, nannte man das Zuträgerei«, sagte Emban.
    »Wir hatten während unseres Noviziats einen noch unfreundlicheren Namen dafür«, warf Sperber ein. »Deshalb kam es zu tragischen Unfällen auf dem Übungsplatz.«
    »Niemand mag einen Denunzianten«, bestätigte Monsel, »aber ob es euch gefällt oder nicht, die astelische Geistlichkeit weiß alles, was sich im Königreich tut – wirklich alles! Selbstverständlich sind wir verpflichtet, diese Geheimnisse zu wahren, aber wir sind der Meinung, daß unsere vorrangige Pflicht das Seelenheil unserer Schäfchen ist. Da ein Großteil unserer Priester ursprünglich Leibeigene waren, mangelt es ihnen an der theologischen Ausbildung, sich mit komplizierten geistigen Problemen zu befassen. Wir haben jedoch einen Weg gefunden, ihnen den Rat zukommen zu lassen, den sie benötigen. Die Leibeigenenpriester nennen die Namen jener nicht, die zu ihnen gekommen sind; aber mit schwererwiegenden Dingen wenden sie sich an ihre Vorgesetzten, und diese wiederum wenden sich an

Weitere Kostenlose Bücher