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Tamuli 1 - Die schimmernde Stadt

Tamuli 1 - Die schimmernde Stadt

Titel: Tamuli 1 - Die schimmernde Stadt Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: David Eddings
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mich.«
    »Das kann ich akzeptieren«, versicherte Emban. »Solange die Namen geheimgehalten werden, bleibt das Vertrauensverhältnis gewahrt.«
    »Wir kommen gut miteinander aus, Emban.« Monsel lächelte kurz. »Die Leibeigenen sehen in Säbel einen Befreier.«
    »Das ist uns bekannt«, sagte Sperber. »Allerdings gibt es in seinen Reden einen gewissen Mangel an Übereinstimmung. Den Edlen erzählt er, daß Ayachin das tamulische Joch abstreifen will, den Leibeigenen hingegen, daß Ayachins Ziel die Abschaffung der Leibeigenschaft ist. Außerdem hat Säbel die Edlen veranlaßt, ihre Leibeigenen brutal zu behandeln. Das ist nicht nur abscheulich, es ist auch unvernünftig. Die Edlen sollten versuchen, die Leibeigenen für sich zu gewinnen, statt sie gegen sich aufzubringen. Im Grunde genommen ist Säbel nichts weiter als ein Unruhestifter und als solcher nicht einmal sonderlich geschickt. Politisch ist er völlig unausgegoren.«
    »Das ist wohl ein wenig übertrieben, Sperber«, wandte Emban ein. »Wie erklärt Ihr Euch dann seinen Erfolg? Ein grüner Junge, wie Ihr ihn beschreibt, könnte die Asteler nie dazu bringen, ihm zu glauben!«
    »Sie glauben nicht ihm. Sie glauben Ayachin!«
    »Seid Ihr nicht bei Verstand, Sperber?«
    »O doch, Eminenz. Ich sagte bereits, daß unser Gegner mächtige Magie einsetzt. Das habe ich damit gemeint. Die Leute hier haben Ayachin leibhaftig gesehen.«
    »Das ist absurd!« Monsel war offensichtlich zutiefst bestürzt.
    Sperber seufzte. »Dann nennen wir es – falls es Euer theologisches Gewissen beruhigt – eine Halluzination. Eine Massenhypnose durch einen gerissenen Scharlatan. Möglicherweise handelt es sich auch um einen Komplizen in altertümlicher Gewandung, der urplötzlich auf spektakuläre Weise wie aus dem Nichts erscheint. Und wenn auch nur die geringste Ähnlichkeit mit den Vorfällen in Lamorkand besteht, werden die Menschen zweifellos überzeugt sein, daß Ayachin aus dem Grab zurückgekehrt ist. Ich könnte mir vorstellen, daß es wie folgt abläuft: Säbel hält eine Rede – eine weitschweifige Aneinanderreihung von Plattheiten – und plötzlich erscheint diese Halluzination mit Blitz und Donnerschlag und bestätigt alle seine Behauptungen. Das ist nur eine Vermutung, gewiß, aber ich könnte mir vorstellen, daß sie ziemlich ins Schwarze trifft.«
    »Dann ist es nichts weiter als ein aufwendiger Schwindel?«
    »Wenn Ihr das glauben wollt, Eminenz.«
    »Aber Ihr glaubt es nicht, Sperber.«
    »Das ist nicht der entscheidende Punkt, Eminenz. Ob die Erscheinung Ayachins echt ist oder eine Täuschung, tut nichts zur Sache. Wichtig ist allein, was die Leute glauben. Und ich bin sicher, sie glauben, daß Ayachin zurückgekehrt sei, und daß dieser Säbel in seinem Namen spricht. Das macht Säbel so gefährlich. Solange diese Erscheinung ihn unterstützt, werden die Leute ihm alles glauben. Deshalb muß ich soviel wie nur möglich über ihn herausfinden. Ich muß seinen nächsten Schritt voraussehen können, um ihn aufzuhalten.«
    »Ich werde so handeln, als würde ich glauben, was Ihr mir eben erzählt habt, Sperber«, sagte Monsel mit besorgter Stimme. »Doch ich glaube viel eher, daß Ihr geistlichen Beistand nötig habt.« Sein Gesicht wurde sehr ernst. »Wir wissen, wer Säbel ist«, sagte er schließlich. »Wir wissen es bereits seit über einem Jahr. Anfangs hielten wir ihn, genau wie Ihr, für einen geistig gestörten Fanatiker mit einem Hang zum Melodramatischen. Wir haben damit gerechnet, daß die Tamuler sich seiner annehmen würden, so daß wir es nicht für nötig hielten, selbst einzugreifen. In letzter Zeit bin ich mir aber nicht mehr so sicher. Unter der Bedingung, daß keiner von euch über das, was ich euch jetzt sagen werde, mit irgend jemandem redet, außer einem Geistlichen, verrate ich euch, wer Säbel ist. Habe ich euer Wort?«
    »Ich schwöre es«, versicherte Emban.
    »Und Ihr, Sperber?«
    »Selbstverständlich.«
    »Also gut. Säbel ist der jüngere Schwager eines kleinen Landedelmanns, dessen Anwesen sich einige Meilen östlich von Esos befindet.«
    Sperber fiel es wie Schuppen von den Augen.
    »Der Landedelmann ist Baron Kotyk – ein Esel und eine Schande für seinen Stand«, fuhr Monsel fort. »Und Ihr habt völlig recht, Sperber. Säbel ist ein melodramatischer, unreifer Bursche. Er heißt übrigens Elron.«

13
    »Das ist unmöglich!« rief Sperber.
    Monsel erschrak über dessen plötzliche Heftigkeit. »Es bestehen kaum Zweifel daran,

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