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Tamuli 1 - Die schimmernde Stadt

Tamuli 1 - Die schimmernde Stadt

Titel: Tamuli 1 - Die schimmernde Stadt Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: David Eddings
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war längst aufgefallen, daß alle astelischen Geistlichen Bärte trugen. Der Raum war klein und dunkel getäfelt, der Teppich von tiefem Weinrot, und die dicken Vorhänge an den Fenstern waren schwarz. Überall lagen Bücher und eselsohrige Schriften verstreut.
    »Ah, Emban«, sagte Monsel. »Nun, was habt Ihr inzwischen so alles getrieben?«
    »Ich hatte viel zu tun. Ich war unterwegs, Heiden bekehren.«
    »Wirklich? Wo habt Ihr denn hier welche gefunden? Ich dachte immer, die meisten Heiden gibt es in der Basilika von Chyrellos. Setzt euch, meine Herren. Ich werde uns Wein bringen lassen, und wir können über Theologie debattieren.«
    »Kennt Ihr Sperber?« fragte Emban, als sie in Sesseln vor einem offenen Fenster Platz nahmen, wo der Wind die schwarzen Vorhänge bauschte.
    »Flüchtig«, erwiderte Monsel. »Wie geht es Euch, Hoheit?«
    »Danke gut. Und wie fühlt Ihr Euch, Eminenz?«
    »Vor allem neugierig. Weshalb habt Ihr eine so private Besprechung erbeten?«
    »Wir alle sind Kleriker, Eminenz«, sagte Emban. »Sperber trägt zwar meistens einen Priesterrock aus Stahl, aber er gehört der Geistlichkeit an. Wir möchten etwas mit Euch besprechen, das Euch wahrscheinlich ebensosehr betrifft wie uns. Ich glaube, ich kenne Euch gut genug, um zu wissen, daß Ihr uns verzeihen könnt, daß wir Eurer Meinung nach das falsche Knie beugen.«
    »Das falsche … was?« fragte Sperber verdutzt.
    »Wir beugen das rechte Knie.« Emban zuckte die Schultern. »Diese bedauernswerten, zurückgebliebenen Heiden das linke.«
    »Schockierend!« murmelte Sperber. »Meint Ihr, wir sollten mit einer Armee hierherkommen und sie zwingen, es richtig zu machen?«
    »Seht Ihr?« sagte Emban zu dem Erzmandriten. »Genau das ist es, was ich meinte. Ihr solltet auf die Knie fallen – zuerst auf das rechte! – und Gott danken, daß Ihr keine Ordensritter am Hals habt. Ich glaube, die meisten von ihnen beten heimlich styrische Götter an.«
    »Nur die Jüngeren Götter, Eminenz«, berichtigte Sperber. »Mit den Älteren Göttern hatten wir gewisse Probleme.«
    »Er sagt es so gleichmütig.« Monsel schauderte. »Wenn Ihr glaubt, daß wir das Thema Kniefall erschöpfend behandelt haben, Emban, dann kommt bitte zur Sache.«
    »Was ich Euch sagen werde, ist streng vertraulich, Eminenz. Hinter unserer Reise verbirgt sich viel mehr als der offizielle Anlaß. Es war Königin Ehlanas Idee. Es ist nicht ihre Art, irgendwohin zu reisen, nur weil jemand es von ihr will. Diese ganze aufwendige Aktion dient lediglich zur Verschleierung der eigentlichen Absicht; nämlich Sperber auf den daresischen Kontinent zu bringen. Die Welt zerfällt an allen Ecken und Enden. Deshalb haben wir beschlossen, Sperber die Sache wieder in Ordnung bringen zu lassen.«
    »Ich dachte, das sei Gottes Sache.«
    »Gott ist momentan zu beschäftigt, und er hat vollstes Vertrauen zu Sperber. Soviel ich weiß, denken alle möglichen anderen Götter ebenso.«
    Monsels Augen weiteten sich, und sein Bart zuckte.
    »Beruhigt Euch, Monsel. Wir Kirchenleute sind nicht verpflichtet, an andere Götter zu glauben. Es sind lediglich ein paar Zugeständnisse hinsichtlich ihrer möglichen Existenz erforderlich.«
    »Oh, das ist etwas anderes. Wenn es nur Spekulation ist, ist wohl nichts dagegen einzuwenden.«
    »Allerdings ist eines keine Spekulation, Eminenz«, sagte Sperber. »Ihr habt hier in Astel Schwierigkeiten.«
    »Ihr habt es also bemerkt. Hoheit, Ihr seid ein sehr aufmerksamer Beobachter!«
    »Möglicherweise seid Ihr nicht darüber informiert worden, da die Tamuler es so weit als möglich geheimhalten möchten, aber Ähnliches tut sich in vielen anderen daresischen Reichen. Es beginnt sogar auf Eosien überzugreifen.«
    »Ich glaube, die Tamuler sind von Natur aus Geheimniskrämer«, brummte Monsel.
    »Ich habe einen Freund, der von unserer eosischen Kirche das gleiche behauptet«, sagte Sperber vorsichtig. Sie waren sich über die politischen Ansichten des Erzmandriten noch nicht ganz klar geworden. Ein falsches Wort konnte nicht nur Monsels Mithilfe in Frage stellen, sondern die gesamte Mission gefährden.
    »Wissen ist Macht«, sagte Emban, »und nur ein Narr teilt seine Macht mit anderen, sofern es nicht notwendig ist. Laßt uns offen reden, Monsel. Was haltet Ihr von den Tamulern?«
    »Ich mag sie nicht«, entgegnete Monsel unverblümt. »Sie sind Heiden, sie gehören einer fremden Rasse an, und man weiß nie, was sie denken.«
    Sperber war enttäuscht.
    »Ich muß jedoch

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