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Tamuli 2 - Das leuchtende Volk

Tamuli 2 - Das leuchtende Volk

Titel: Tamuli 2 - Das leuchtende Volk Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: David Eddings
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einen Kampf vor.
    Faran schien ebenfalls etwas Ungewöhnliches zu spüren. Der Rhythmus des Klapperns seiner Hufe änderte sich kaum merklich, wurde aber härter, entschlossener. Sperber legte die Hand auf den Nacken des kräftigen Fuchshengstes. »Beruhige dich«, murmelte er. »Ich lasse es dich schon wissen, wenn es soweit ist.«
    Faran erschauerte, schüttelte die beschwichtigenden Worte seines Herrn wie eine lästige Fliege ab und setzte seine vorsichtigen Schritte fort.
    Vanion blickte seinen Freund fragend an.
    »Faran ist sehr sensibel.«
    »Sensibel? Diese übellaunige Bestie?«
    »Diesen Ruf hat Faran wirklich nicht verdient, Vanion. Genaugenommen ist er ein gutmütiges Pferd. Er tut sein Bestes, es mir recht zu machen. Wir sind schon so lange zusammen, daß er für gewöhnlich fühlt, was ich empfinde, und er tut alles, seine Stimmung der meinen anzupassen. Ich bin die übellaunige Bestie, doch stets gibt man Faran die Schuld. Er ist vollkommen brav, wenn Aphrael auf ihm sitzt.«
    »Mir scheint, Ihr seid zur Zeit in kriegerischer Stimmung«, sagte Vanion.
    »Ich mag es nicht, an der Nase herumgeführt zu werden, aber es ist nichts Bestimmtes. Ihr habt mich ganz einfach zu gut ausgebildet, Vanion. Schon beim leisesten Anzeichen, daß sich etwas Ungewöhnliches tut, mache ich mich kampfbereit. Das spürt Faran und paßt sich meiner Stimmung an.«
    Xanetia und Kalten führten sie quer über die Wiese, die hinunter zu dem schimmernden See und der fremdartigen Stadt führte. Die bleiche Delphae glomm immer noch in gespenstischem Licht. Doch das Leuchten, das sie umgab, erschien Sperbers hellwachen Sinnen nicht als Bedrohung, sondern wie eine Art Aura, die ihr eine beinahe überirdische Würde verlieh.
    »Die Stadt ist ein einziges Gebäude!« sagte Talen zu seinem Bruder. »Hast du es schon bemerkt? Aus der Ferne sieht es wie eine ganz normale Stadt aus, doch sobald man näher kommt, erkennt man, daß alle Häuser zusammenhängen.«
    »Verrückt«, brummte Khalad. »Wenn irgendwo ein Feuer ausbricht, kann es die ganze Stadt einäschern!«
    »Es sind Steinbauten. Sie würden kein Feuer fangen.«
    »Aber die Dächer sind mit Stroh gedeckt, und das würde brennen!«
    In Delphaeus gab es keine Mauerlücke; denn die äußeren, allesamt miteinander verbundenen Häuser kehrten der Welt den kahlen Rücken zu und schauten mit den Fenstern nach innen. Sperber und die anderen folgten Xanetia durch einen großen, tiefen Torbogen in die Stadt. Delphaeus strömte einen eigenartigen Duft aus – ähnlich dem von frischgemähtem Gras. Die Straßen waren schmal und gewunden und führten unter schweren Bogengängen häufig durch die Häuser und auf der anderen Seite wieder hinaus. Wie Talen bemerkt hatte, war ganz Delphaeus ein einziges Gebäude, und was man in anderen Städten als Straßen bezeichnet hätte, waren hier nach oben offene Durchgänge.
    Die Einwohner mieden Sperber und seine Gruppe zwar nicht, hielten aber Abstand. Wie bleiche Geister schienen sie durch das dämmerige Labyrinth zu schweben.
    Berit schaute sich um. »Keine Fackeln«, stellte er fest.
    »Brauchen sie ja nicht«, brummte Ulath.
    »Stimmt«, pflichtete der Jungritter ihm bei. »Ist euch auch schon aufgefallen, wie Fackeln den Geruch eines Ortes verändern? Chyrellos riecht immer nach brennendem Pech, sogar tagsüber. Eine Stadt, der dieser fettige Rauch nicht anhaftet, ist ziemlich ungewohnt.«
    »Genau wie Menschen, die von selbst leuchten.«
    »Wohin begeben wir uns, meine Dame?« fragte Kalten das blasse Mädchen an seiner Seite. Kalten befand sich in einer eigentümlichen Lage, denn er bewachte und beschützte Xanetia zugleich. Er war sehr auf ihr Wohlergehen bedacht und daß sie es bequem hatte. Dennoch würde er sie beim ersten Anzeichen von Feindseligkeiten seitens ihrer Landsleute töten.
    »Wir begeben uns zum Haus des Anari«, antwortete Xanetia, »denn er muß Anakha unseren Vorschlag unterbreiten. Anakha hält den Schlüssel zu Bhelliom in der Hand, und nur er kann ihm befehlen.«
    »Ihr hättet uns allen viel Mühe ersparen können, hättet Ihr diese Reise ohne uns gemacht, Sperber«, sagte Talen.
    »Kann sein. Aber ich habe eben gern Gesellschaft. Und abgesehen davon – wenn du nicht mitgekommen wärst, hättest du den ganzen Spaß versäumt. Denk doch nur daran, welches Vergnügen es dir bereitet hat, von der Klippe zu springen und tausend Fuß über dem Boden in der Luft zu schweben.«
    Der Junge verzog gequält das Gesicht. »Und ich

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