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Tamuli 2 - Das leuchtende Volk

Tamuli 2 - Das leuchtende Volk

Titel: Tamuli 2 - Das leuchtende Volk Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: David Eddings
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zuckte die Schultern. »Werde ich mich auflösen, wenn ich Euch berühre?«
    »Nein.«
    »Also gut. Ihr habt noch nie ein Pferd geritten, oder?«
    »Wir halten keine Pferde. Da wir unser Tal nur selten verlassen, hätten wir gar keine Verwendung dafür.«
    »Es sind ziemlich brave Tiere. Aber dem Pferd, das Ritter Sperber trägt, solltet Ihr lieber nicht zu nahe kommen. Es beißt gern. Dieses Tier hier ist ein Lastpferd. Es ist ziemlich alt und ruhig und wird seine Kraft nicht damit vergeuden, herumzutollen wie ein Füllen. Um die Zügel braucht Ihr Euch nicht zu kümmern. Das Pferd ist daran gewöhnt, den anderen zu folgen. Ihr braucht es also nicht einmal zu lenken. Aber wenn Ihr wollt, daß es ein bißchen schneller geht, dann stupst es ganz leicht mit Euren Absätzen. Soll es langsamer gehen, zieht ein wenig an den Zügeln. Und wenn es stehenbleiben soll, müßt Ihr an den Zügeln rucken. Der Packsattel ist nicht sehr bequem, also laßt es uns wissen, falls Ihr steif oder wund werdet. Dann halten wir an und gehen ein Stück zu Fuß. Nach ein paar Tagen habt Ihr Euch daran gewöhnt – falls wir noch so lange reisen müssen.«
    Sie streckte die Hände aus und verschränkte die Arme an den Handgelenken. »Wollt Ihr mich fesseln, Herr Ritter?«
    »Wieso? Wozu?«
    »Ich bin Eure Gefangene.«
    »Unsinn! Ihr würdet Euch mit gefesselten Händen nicht einmal festhalten können.« Kalten schob entschlossen das Kinn vor, streckte die Hände aus und faßte Xanetia um die Taille. Dann hob er sie beinahe mühelos auf das Lastpferd. Schließlich betrachtete er seine Hände. »So weit, so gut. Jedenfalls sind meine Fingernägel nicht abgefallen. – Ich werde neben Euch reiten. Wenn Ihr das Gefühl habt, Ihr rutscht aus dem Sattel, sagt es mir sofort.«
    »Wir haben ihn immer unterschätzt«, murmelte Vanion Sperber zu. »Es steckt viel mehr in ihm, als es den Anschein hat.«
    »Kalten? O ja! Kalten ist nicht immer leicht zu durchschauen.«
    Sie ritten fort von ihrer befestigten Höhle und folgten der Klamm, die der Fluß durch den Fels geschnitten hatte. Sperber und Vanion ritten voraus, Kalten mit ihrer Geisel dicht hinter ihnen. Sephrenia, mit immer noch verkniffenem Gesicht, bildete mit Berit den Schluß.
    »Ist es sehr weit?« fragte Kalten die blasse Frau neben ihm. »Ich meine, wie viele Tage werden wir brauchen, ehe wir am Ziel sind?«
    »Die Entfernung ist ebenso bedeutungslos wie die Zeit, Ritter Kalten«, erwiderte Xanetia. »Die Delphae sind Ausgestoßene und Verfemte. Es wäre sehr unklug von uns, bekanntzugeben, wo sich das Tal von Delphaeus befindet.«
    »Wir sind das Reisen gewöhnt, Edle«, entgegnete Kalten, »und wir achten stets auf bestimmte Punkte in der Landschaft, um uns zu orientieren. Wenn Ihr uns nach Delphaeus führt, werden wir imstande sein, es allein wiederzufinden. Wir müssen nur zur Höhle zurückkehren und von dort aus noch einmal losreiten.«
    »Das ist der Fehler in Eurem Plan, Herr Ritter«, erwiderte sie sanft. »Ihr könntet Euer ganzes Leben mit der vergeblichen Suche nach dieser Höhle verbringen. Wir ziehen es vor, alle Zugänge nach Delphaeus zu verbergen, statt Delphaeus selbst.«
    »Ist es nicht ziemlich schwierig, eine ganze Gebirgskette zu verbergen?«
    »Das haben auch wir erkannt, Ritter Kalten«, erwiderte sie, ohne eine Miene zu verziehen, »deshalb verbergen wir statt dessen den Himmel. Ohne die Sonne als Wegweiser, verirrt man sich unweigerlich!«
    »Könntest du das auch, Sperber?« Kalten hob die Stimme. »Könntest du den ganzen Himmel mit Wolken überziehen?«
    »Könnten wir das?« wandte Sperber sich an Vanion.
    » Ich nicht. Möglicherweise wäre Sephrenia dazu fähig. Doch in Anbetracht ihrer derzeitigen Stimmung wäre es vermutlich keine gute Idee, sie zu fragen. Außerdem verstößt es gegen die Regeln. Wir dürfen nicht ins Wettergeschehen eingreifen.«
    »Wir verschleiern nicht den Himmel, Hochmeister Vanion«, versicherte Xanetia ihm, »sondern eure Augen. Wenn wir es für ratsam halten, können wir andere sehen lassen, was wir möchten.«
    »Bitte, Anarae«, sagte Ulath mit gequältem Gesicht, »verliert Euch nicht zu sehr in Einzelheiten. Das führt nur zu weitschweifigen Debatten über Illusion und Wirklichkeit – und die kann ich nicht ausstehen.«
    Sie ritten weiter, und nun zeigte die Sonne ihnen unverhüllt, daß sie sich in ungefährer nordöstlicher Richtung bewegten.
    Kalten behielt Xanetia im Auge und legte öfter als üblich eine Rast ein. Wann

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