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Tamuli 2 - Das leuchtende Volk

Tamuli 2 - Das leuchtende Volk

Titel: Tamuli 2 - Das leuchtende Volk Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: David Eddings
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könnte mich in den Zustand vor der Geburt versetzen. Ich habe das schon mehrmals in Erwägung gezogen, doch meine Aufgaben sind noch nicht erfüllt. Xanetia hat ihre eigenen Pflichten und ich möchte sie nicht auch noch mit meinen belasten.«
    Sperber schluckte. »Ich glaube, Ihr habt den Beweis erbracht, Cedon.« Seine Stimme klang angespannt. »Wir erkennen an, daß Ihr Dinge tun könnt, die uns unmöglich sind.« Er ließ den Blick über seine Freunde schweifen, wich jedoch Sephrenias Augen aus. »Ich sehe schon jede Menge Probleme auf uns zukommen. Doch egal, wie unsere Entscheidung ausfällt, wir werden so oder so ernste Zweifel daran haben.«
    »Wir könnten beten«, schlug Bevier vor.
    »Oder die Würfel entscheiden lassen«, meinte Ulath.
    »Nicht mit deinen Würfeln«, wehrte Kalten ab.
    »Wir könnten uns sogar nach der Logik richten«, erklärte Vanion.
    »Doch Sperber hat recht. Egal, wie wir zu entscheiden versuchen – wir würden vermutlich den ganzen Winter hier sitzen, ohne zu einer Einigung zu kommen.« Auch er wich Sephrenias Augen aus.
    »Also gut«, sagte Sperber und griff unter seinen Kittel. »Da Aphrael nicht hier ist, uns so lange zuzusetzen, bis wir uns geeinigt haben, lassen wir eben Bhelliom entscheiden.« Er holte die Schatulle hervor und stellte sie vor sich auf den Tisch.
    » Sperber! « keuchte Sephrenia.
    »Nein, Anakha!« rief auch Xanetia bestürzt.
    »Bhelliom liebt keinen von uns. Wir können uns also auf seine Neutralität verlassen. Wir brauchen Anweisungen, Rat und Hilfe. Und weder Edaemus noch Aphrael sind hier – ganz abgesehen davon, daß ich unter diesen eigenartigen Umständen weder dem einen noch der anderen völlig trauen würde. Wir möchten eine vorurteilsfreie Meinung. Also laßt uns feststellen, was Bhelliom von dieser Situation hält.«

15
    »Blaurose«, sagte Sperber auf trollisch zu dem glühenden Edelstein in seinen Händen. »Ich bin Anakha. Kennst du mich?«
    Bhellioms Glühen pulsierte nun leicht. Sperber spürte das Widerstreben des Steines, seine Macht über ihn anzuerkennen. Plötzlich kam ihm ein Gedanke. »Wir müssen uns unterhalten, du und ich.« Diesmal sprach er Elenisch. »Und es ist nicht nötig, daß Khwaj und die anderen zuhören. Kannst du mich verstehen, wenn ich in dieser Zunge spreche?«
    Diesmal glaubte Sperber, dem Pulsieren einen Hauch von Neugier entnehmen zu können.
    »Gut. Gibt es eine Möglichkeit, daß du dich mir verständlich machst? Wir zwei müssen eine Entscheidung treffen, die viel zu wichtig ist, als daß ich dich zwingen möchte, mir zu gehorchen, denn ich könnte mich irren. Ich weiß, daß du mich nicht sonderlich magst – und daß du vermutlich auch nicht viel von irgendwelchen anderen Geschöpfen dieser Welt hältst –, aber ich glaube, diesmal haben wir ein gemeinsames Interesse.«
    »Gib mich frei!« Es war ein langgezogenes Wispern, doch die Stimme klang vertraut.
    Sperber wirbelte herum und starrte Kalten an. Das Gesicht seines Jugendfreundes war völlig ausdruckslos und die Worte kamen steif über seine Lippen. »Weshalb tatest du das, Anakha? Weshalb erhobst du dich über mich und machtest mich zu deinem Sklaven?« Das archaisch klingende Elenisch konnte nicht von Kalten stammen. Aber weshalb hatte Bhelliom ausgerechnet ihn als sein Sprachrohr erwählt?
    Sperber sammelte seine Gedanken sorgfältig und setzte sie in die förmliche Sprache um, in der Bhelliom seine Worte an ihn gerichtet hatte. In diesem Augenblick des Übergangs begann Sperber zu verstehen, und es schien ihm, als habe dieses Wissen unbenutzt in ihm geschlummert, bis die Sprache – der Übergang von Neu – in Altelenisch – es geweckt hatte. »Nicht ich habe dich versklavt, Blaurose. Deine eigene Unachtsamkeit brachte dich in die gefährliche Nähe von rotem Eisen, das dich zu deinem derzeitigen Zustand verdichtete. Und es war Ghwerig, der dich der Erde entnahm und dir mit seinem schmerzhaften, unbarmherzigen Diamantwerkzeug die Gestalt einer Blume verlieh.«
    Ein halb unterdrücktes Stöhnen entrang sich Kaltens Lippen. Es war ein Stöhnen erduldeten und erinnerten Schmerzes.
    »Ich bin Anakha, Blaurose«, fuhr Sperber fort. »Ich bin dein Geschöpf. Du warst es, der mich erschaffen hat, um mich zum Werkzeug deiner Befreiung zu machen. Ich werde dein Vertrauen nicht enttäuschen. In gewisser Hinsicht bin ich Teil deiner Gedanken und deshalb dein Diener. Du hast mich versklavt. Denn hast du nicht meine Bestimmung von der aller anderen getrennt?

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