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Tamuli 2 - Das leuchtende Volk

Tamuli 2 - Das leuchtende Volk

Titel: Tamuli 2 - Das leuchtende Volk Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: David Eddings
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glaube, diese Leute können tatsächlich Gedanken lesen.«
    »Wir haben noch andere Fähigkeiten, meine Herren Ritter«, erklärte der Anari, »und wir stellen sie euch im Austausch für die Erfüllung unseres Wunsches gern zur Verfügung.« Er blickte Sephrenia traurig an. »Ich fürchte jedoch, ich würde Schmerz bereiten, wenn ich Euch verriete, welcher Art diese Fähigkeiten sind, und Euer Herz würde sich noch mehr gegen uns verhärten, liebe Schwester.«
    »Würdet Ihr aufhören, mich so zu nennen? Euch und Euresgleichen gegenüber ist mein Herz bereits hart wie Granit.«
    »Das stimmt nicht, Sephrenia von Ylara«, widersprach Xanetia. »Es beunruhigt Euch, daß Ihr bei dieser ersten Begegnung zwischen uns keine Falschheit in uns entdecken konntet. Es fällt Euch schwer, einen Haß aufrecht zu erhalten, der mehr dem Pflichtbewußtsein gegenüber Eurem Volk entspringt als persönlichem Groll. Ich gestehe offen, daß es mir ähnlich ergeht. Es drängt mich, Euch meine Zuneigung zu schenken, so, wie Ihr dazu neigt, mir die Eure zu schenken.«
    »Hört auf!« fauchte Sephrenia. »Nehmt Eure schmutzigen Hände aus meinen Gedanken!«
    »Ist sie nicht eigensinnig?« murmelte Ulath.
    »Es liegt in der Natur der Jüngeren Götter Styrikums, ihre Kinder zu beschützen – selbst vor ihrer eigenen Torheit«, bemerkte der Anari. »Deshalb müssen die Styriker ihre Götter mit Gebeten und Beschwörungen anflehen, wenn ihre magischen Kräfte wirksam werden sollen. Ist es nicht so, Sephrenia von Ylara?«
    Sie verwehrte ihm die Antwort.
    »Das ist der Kern styrischer Magie, Cedon«, antwortete Vanion anstelle Sephrenias.
    Sie funkelte ihn bitterböse an, und Sperber stöhnte innerlich. Warum konnte Vanion nicht den Mund halten?
    Der Anari nickte. »Wie ich schon sagte, ist Edaemus uns vorausgegangen, um den Weg für uns zu ebnen. Deshalb kann er nicht mehr über uns wachen, so daß er einigen von uns die Kräfte verliehen hat, ohne seine Führung zu tun, was getan werden muß.«
    »Uneingeschränkte Magie?« entfuhr es Sephrenia. »Ihr habt die Macht der Götter in eurer eigenen Hand – ohne jede Einschränkung?«
    »Einige von uns, ja.«
    »Das ist ungeheuerlich! Der menschliche Geist ist gar nicht fähig, die Natur dieser Art von Macht zu begreifen! Wenn wir sie nur dazu nutzen, unseren kindischen Launen nachzugeben, kann man unmöglich die Folgen absehen!«
    »Eure Göttin war Euch eine gute Lehrmeisterin, Sephrenia von Ylara«, stellte Xanetia fest. »Das ist, was sie Euch glauben machen möchte .«
    »Eure Göttin möchte, daß Ihr ein Kind bleibt, liebe Schwester«, fiel der Anari ein. »Denn solange Ihr Kind seid, fühlt sie sich in Eurer Liebe sicher. Doch Edaemus liebt uns ebensosehr, wie Aphrael Euch liebt. Seine Liebe aber zwingt uns zu wachsen. Er hat seine Macht in unsere Hand gelegt; nun müssen wir die Folgen auf uns nehmen, die ihr Einsatz nach sich zieht. Es ist eine andere Art von Liebe; dennoch ist es Liebe. Edaemus ist nicht mehr hier und kann uns nicht mehr leiten, deshalb verwirklicht unser eigener Geist unsere Wünsche und Vorstellungen.« Der Anari lächelte sanft. »Verzeiht mir, meine Freunde, aber jemand in meinem Alter hat nur ein besonderes Interesse.« Er hob eine dürre, runzlige Hand und betrachtete sie traurig. »Wie schnell die Jahre uns verändern, und wie betrüblich ist diese Veränderung.«
    Der Wandel schien allmählich vor sich zu gehen, doch in Anbetracht der schier unglaublichen Natur dieser Verwandlung war es fast ein Wunder, was nun vor ihren Augen geschah. Die knochigen Hände umgab wieder festes Fleisch; die knotigen Gelenke wurden glatt und die Runzeln strafften sich. Das Netz von Falten und Krähenfüßen schien von Cedon abzugleiten. Seine eingefallenen Wangen füllten sich, und sein dünnes, gelichtetes Haar wurde üppig. Die Gefährten starrten ihn an, während er ohne sichtliche Mühe die Entwicklung des Verfalls rückgängig machte. Er wurde zum Jüngling mit straffer Haut und kräftigen Händen und festem Gesicht, der vor Gesundheit strotzte. Dann wurde er kleiner; seine Gliedmaßen schrumpften unter seinem Gewand. Der Anflug von Bart an Kinn und Wangen schwand, und während er weiterschrumpfte, wurde sein Kopf im Verhältnis zum Körper größer. »Das dürfte weit genug sein«, sagte er schließlich mit piepsiger Kleinkinderstimme. Er lächelte – ein seltsam altes Lächeln, das auf dem Gesicht des kleinen Jungen unendlich fehl am Platze schien. »Eine Fehleinschätzung

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