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Tamuli 2 - Das leuchtende Volk

Tamuli 2 - Das leuchtende Volk

Titel: Tamuli 2 - Das leuchtende Volk Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: David Eddings
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ist lieb von dir, Sperber, aber wir haben schließlich eine gewisse Verantwortung, nicht wahr?«
    »Befiehlst du mir, dorthin zu reisen, Ehlana?«
    »So darfst du es wirklich nicht auslegen, Sperber. Ich halte es lediglich für angebracht.«
    »Wie meine Königin befiehlt.« Sperber seufzte tief und mühte sich nach Kräften, eine noch betrübtere Miene aufzusetzen.

2
    Kaiserin Gahenas war eine teganische Dame mittleren Alters mit strengem Gesicht und schmalen Lippen. Sie trug ein schlichtes graues Gewand, bis zum Kinn zugeknöpft, und lange Handschuhe aus kratziger Wolle. Ihr Haar war so straff zu einem Knoten zurückgekämmt, daß es ihr schier die Augen aus dem Kopf zog und ihre Ohren zu beiden Seiten wie offene Scheunentore abstanden. Kaiserin Gahenas mißbilligte alles und jedes, das war von Anfang an klar. Sie war zu Sperbers Studiergemach gekommen – aber in Begleitung –, um ihm eine Beschreibung der Insel Tega zu geben. Die Kaiserin Gahenas begab sich nirgendwohin, ohne daß ihre vier Anstandsdamen dabei waren, greise Teganerinnen, die jetzt nebeneinander auf einer Holzbank hockten und wie abstoßend häßliche Wasserspeier aussahen.
    Es war ein schöner Tag im Frühherbst, doch die Sonne, die warm durch die Fenster von Sperbers Studiergemach geschienen hatte, wirkte plötzlich fahl und kraftlos, als Kaiserin Gahenas mit ihren gestrengen Tugendwächterinnen eintrat.
    Sie verbrachte eine Stunde damit, Sperber über das Bruttosozialprodukt ihrer Heimat zu belehren, und dies in einem Tonfall, als wollte sie nach Beendigung der Lektion eine Prüfung abhalten. Sperber mußte sich sehr beherrschen, nicht zu gähnen. Produktionsstatistiken oder Arbeitskosten interessierten ihn herzlich wenig. Was er tatsächlich von dieser henkelohrigen Kaiserin wissen wollte, waren kleine Einzelheiten über das ganz normale Alltagsleben auf der Insel, um die Briefe aufzulockern, die er bereits jetzt schrieb und die seiner Gemahlin nach und nach zugestellt werden sollten. Er wollte ihr darin über die Suche nach den teganischen Führern der Verschwörung berichten, und wie schwierig sie sich erwies.
    »Äh…«, unterbrach er Gahenas geleierten Monolog, »… das ist außerordentlich fesselnd, Hoheit, aber könnten wir vielleicht noch einmal kurz auf die Regierungsform der Insel zu sprechen kommen? Ich fürchte, das habe ich nicht so ganz verstanden.«
    »Tega ist eine Republik, Prinz Sperber. Unsere Führer werden alle fünf Jahre in ihre Ämter gewählt. Das ist bereits seit fünfundzwanzig Jahrhunderten bei uns üblich.«
    »Eure Führer werden nicht auf Lebenszeit gewählt?«
    »Natürlich nicht! Wer möchte so eine Stellung schon auf Lebenszeit?«
    »Strebt denn nie jemand nach Macht?«
    »Die Regierung hat keine Macht, Prinz Sperber. Sie besteht lediglich, um die Befehle der Wählerschaft auszuführen.«
    »Warum ist die Amtszeit auf fünf Jahre beschränkt?«
    »Weil niemand seinen eigenen Angelegenheiten noch länger fernbleiben will.«
    »Was passiert, wenn jemand wiedergewählt wird?«
    »Das ist gegen das Gesetz. Niemand braucht mehr als eine Amtsperiode auf sich zu nehmen.«
    »Gesetzt den Fall, jemand erweist sich in einer bestimmten Stellung als Genie. Möchtet ihr dann nicht, daß er den Posten längere Zeit behält?«
    »Wir haben noch nie jemanden für so unentbehrlich befunden.«
    »Mir scheint, ein solches System verlockt geradezu zur Korruption. Wenn jemand weiß, daß er nach fünf Jahren seines Amtes enthoben wird, könnte es ihn doch veranlassen, Regierungsentscheidungen zu seinen Gunsten zu beeinflussen. Ich meine, für sein Leben danach.«
    »Das ist völlig unmöglich, Prinz Sperber. Unsere gewählten Beamten haben außerhalb ihrer Regierungspflichten keine Interessen. Sobald sie gewählt sind, wird alles verkauft, was sie besitzen, und das Geld ins Staatssäckel gesteckt. Erlebt die Wirtschaft während ihrer Amtszeit einen Aufschwung, machen die Betreffenden einen Gewinn; bricht sie dagegen zusammen, verlieren sie alles.«
    »Das ist absurd! Keine Regierung macht je Gewinn!«
    »Unsere schon«, entgegnete sie selbstgefällig. »Und es muß ein echter Profit sein. Der Steuersatz steht fest und kann nicht geändert werden. Demzufolge können unsere Regierungsmitglieder sich auch nicht bereichern, indem sie einfach die Steuern erhöhen.«
    »Wer will denn einer solchen Regierung angehören?«
    »Das will niemand, Prinz Sperber. Die meisten Teganer versuchen alles mögliche, um ja nicht gewählt zu werden.

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