Tamuli 2 - Das leuchtende Volk
vermochte sie ganze Bände zu sprechen.
»O Gott!« stöhnte Sperber. Warum mußte er immer in solche privaten Angelegenheiten hineingezogen werden? Diesmal jedoch schritt er schnell ein, bevor die Dinge sich wieder unnötig komplizierten. Er trat rasch auf den Korridor und rief die beiden zu sich. »Wie wär's, wenn wir die Sache gleich jetzt und hier klarstellen?« schlug er kurz und bündig vor.
»Was klarstellen?« fragte Kalten ungehalten. »Das geht dich überhaupt nichts an, Sperber.«
»Da irrst du dich. Du weißt jetzt, daß Alean nicht an Berit interessiert ist, stimmt's?«
Kalten und das Mädchen wechselten einen beinahe schuldbewußten Blick.
»Gut. Meinen herzlichen Glückwunsch euch beiden. Aber jetzt müssen wir die Angelegenheit mit Xanetia klarstellen! Kalten hat Euch die Wahrheit gesagt, Alean. Seine Pflichten erfordern, daß er sich in Xanetias Nähe aufhält, um für ihre Sicherheit zu sorgen. Wir haben eine Vereinbarung mit Xanetias Volk. Sie ist als unsere Geisel hier, um sicherzustellen, daß die Delphae ihr Wort halten. Sollten sie uns auf irgendeine Weise betrügen, wird Kalten Xanetia töten. Deshalb muß er in ihrer Nähe bleiben.«
»Sie töten?« Die Augen des Mädchens weiteten sich.
»So lautet die Abmachung, Alean.« Kalten zuckte die Schultern. »Es gefällt mir auch nicht, aber ich muß mich daran halten.«
»Du würdest sie doch nicht wirklich …!«
»Nur, wenn ich müßte. Und ich würde es weiß Gott nicht gern tun. Aber das alles hängt mit dem Wort Geisel zusammen. Offenbar wird immer mir die schmutzige Arbeit zugeschoben!«
»Wie konntet Ihr nur?« fuhr Alean zu Sperber herum. »Wie konntet Ihr Eurem ältesten Freund so etwas antun?«
»Militärische Entscheidungen sind manchmal hart«, erklärte Sperber. »Glaubt Ihr nun, daß Kalten nur seine Pflicht tut? Ihr wißt doch auch, daß er mit aller Gewalt versucht hat, im Kampf zu fallen, als er dachte, daß Ihr Berit liebt?«
» Du Idiot!« Aleans Stimme kletterte mühelos die Tonleiter auf und nieder, als sie Kalten eine Predigt hielt. Sperbers Freund wußte nichts darauf zu erwidern. Er stand da wie ein begossener Pudel.
»Äh…«, murmelte Sperber. »Wie wär's, wenn ihr beide irgendwo hingeht, wo ihr euch ungestört aussprechen könnt?«
»Mit Eurer Erlaubnis, Prinz Sperber«, erklärte Alean sich einverstanden und machte einen flüchtigen Knicks. »Komm mit!« wandte sie sich scharf an Kalten.
»Ja, Liebes«, sagte Kalten ergeben. Die beiden gingen den Korridor zurück.
Baroneß Melidere steckte den Kopf durch die Tür. »War das eben Alean?«
»Ja«, erwiderte Sperber.
Melidere blickte dem Paar nach. »Wohin geht sie mit Kalten?«
»Die beiden haben etwas Wichtiges zu klären.«
»Etwas Wichtigeres als unsere Diskussion hier?«
»Sie glauben es jedenfalls, Baroneß. Wir kommen heute nachmittag auch ohne sie zurecht, nehme ich an. Und für die beiden handelt es sich um eine Sache, die geklärt werden muß .«
»Oh«, murmelte sie. »So eine.«
»Ich fürchte, ja.«
»Alean wird es schon in Ordnung bringen«, meinte Melidere überzeugt.
»Da bin ich mir sicher. Und wie kommt Ihr mit Euren persönlichen Unternehmungen voran, Baroneß? Es ist keine Neugier, das dürft Ihr mir glauben. Aber diese Dinge stören meine Konzentration. Ich hätte sie gern aus der Welt geschafft, damit sie mich nicht ausgerechnet dann belasten, wenn ich es am wenigsten brauchen kann.«
»Alles verläuft nach Plan, Prinz Sperber.«
»Gut. Habt Ihr es ihm inzwischen gesagt?«
»Natürlich nicht! Er braucht es noch nicht zu wissen. Ich werde es ihm behutsam beibringen, wenn es soweit ist. So ist es besser für ihn. Denn würde er es zu rasch erfahren, würde er sich nur Sorgen machen. Glaubt mir, Hoheit, ich weiß genau , was ich tue!«
»Da wäre eine Sache, die ich gern geklärt haben möchte, ehe wir fortfahren, Anarae«, sagte Stragen zu Xanetia. »Die Tamuler sind überzeugt, daß die Cyrgai ausgestorben sind. Doch Krager und Scarpa sind da anderer Meinung.«
»Die Cyrgai möchten die Welt glauben machen, daß es sie nicht mehr gibt«, erwiderte Xanetia. »Nach ihrem verhängnisvollen Marsch auf Sarsos sind sie heimgekehrt und haben sich längere Zeit darauf konzentriert, ihre untergebenen Streitkräfte, die Cynesganer – die von den Styrikern vollkommen ausgerottet worden waren –, auf natürliche Weise zu vermehren.«
»Davon haben wir gehört«, erklärte Caalador. »Wir erfuhren auch, daß die Cyrgai stur an
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