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Tamuli 2 - Das leuchtende Volk

Tamuli 2 - Das leuchtende Volk

Titel: Tamuli 2 - Das leuchtende Volk Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: David Eddings
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Entschluß, sich Kolata von Sephrenias Seite her zu nähern, war offenbar von den Gedanken beeinflußt gewesen, die sie in Zalastas Geist gelesen hatte. Xanetia hatte sich mit voller Absicht so gestellt, daß sie ihre Feindin beschützen konnte. Furchtlos stellte sie sich dem besessenen Styriker. Die knisternde Feuerkugel, angefüllt mit Zalastas seit Jahrhunderten aufgestautem Haß, zischte durch den jetzt totenstillen Thronsaal.
    Xanetia streckte einen Arm aus, und die flammende Kugel ließ sich auf ihrem Handteller nieder wie ein heimkehrender, zahmer Vogel. Mit dem Hauch eines Lächelns auf den Lippen schlossen sich die Finger der Delphae um Zalastas geballten Haß. Einen Herzschlag lang züngelten weißglühende Flammen zwischen den bleichen Fingern hervor, dann nahm Xanetia diesen feurigen Todesboten in sich auf, und das Licht in ihrem Innern verzehrte ihn völlig. »Was nun, Zalasta von Styrikum?« fragte sie den vor Wut rasenden Magier. »Was wollt Ihr jetzt tun? Wollt Ihr mich zum Streit fordern? Oder wollt Ihr wie der elende Hund, der Ihr seid, den Schwanz einziehen und vor meinem Zorn fliehen? Denn ich kenne Euch! Eure giftige Zunge war es, die meiner Schwester Herz gegen mich wandte. Erfüllt Sephrenias Ohren nicht mehr mit Euren abscheulichen Verleumdungen. Geht! Ich banne Euch!«
    Zalasta heulte, und aus diesem Heulen sprach ein lebenslanges, ungestilltes Verlangen und tiefste Verzweiflung.
    Dann verschwand er.

20
    Kaiser Sarabians Blick wirkte seltsam abwesend, als er auf das Chaos schaute, das dereinst seine Regierung gewesen war. Einige Beamte befanden sich offenbar unter Schock; andere liefen ziellos und brabbelnd umher. Mehrere hatten sich vor die große Flügeltür gedrängt und beschworen die Ritter, sie hinauszulassen.
    Oscagne näherte sich mit diplomatisch unbewegtem Gesicht dem Thronpodest. »Überraschende Wendung der Dinge«, bemerkte er, als spräche er von einem unerwarteten Sommergewitter. Er strich seinen schwarzen Umhang glatt und sah nun mehr denn je wie ein Richter aus.
    »Ja«, erwiderte Sarabian, noch immer mit nachdenklichem Blick. »Aber ich glaube, das könnten wir nutzen. – Sperber, ist das Verlies im Keller bezugsfertig?«
    »O ja, Majestät. Es ist richtig schön ungemütlich, und der Baumeister war in allem peinlich genau.«
    »Gut.«
    »Was schwebt Euch vor, Sarabian?« fragte Ehlana.
    Er grinste sie mit plötzlich fast jungenhaftem Gesicht an. »Verrat' ich Euch nicht, Schätzchen«, ahmte er Caalador nach. »Ich möcht' doch die Überraschung nich' verderben.«
    »Bitte, Sarabian.« Sie seufzte.
    »Ihr braucht bloß aufzupassen, Königin. Ich möchte selbst einen kleinen Coup veranstalten.«
    »Ihr strapaziert meine Geduld, Sarabian!«
    »Liebt Ihr mich denn nicht mehr, Mutter?« Seine Stimme klang aufgeregt und begeistert zugleich.
    »Männer!« Ehlana rollte die Augen himmelwärts.
    »Ihr braucht Euch bloß nach mir zu richten, meine Freunde«, sagte der Kaiser. »Wollen doch mal sehen, wie gut ich meine Lektionen gelernt habe.« Er erhob sich. »Hochmeister Vanion!« rief er. »Hättet Ihr die Güte, Unsere Gäste zu ihren Plätzen zurückzugeleiten?«
    »Jawohl, Majestät.« Vanion, dem Zalastas Verrat bekannt gewesen war, hatte alles unter Kontrolle. Er brüllte ein paar knappe Befehle, und die Ordensritter führten die bestürzten Beamten zu ihren Stühlen zurück.
    »Was hat Zalasta getan?« flüsterte Ehlana ihrem Gemahl angespannt zu. »Warum wollte er Danae angreifen?«
    Sperber hatte sich bereits eine Erklärung einfallen lassen. »Das war gar nicht seine Absicht, Liebes. Er wollte Aphrael etwas antun. Hast du sie denn nicht gesehen? Sie stand doch direkt neben Sephrenia!«
    » Wirklich? «
    »Ja, wirklich. Ich dachte, alle würden sie sehen, aber vielleicht konnten es nur Zalasta und ich. Warum, glaubst du, ist er so schnell verschwunden? Aphrael war nahe daran, ihm das Herz aus dem Leib zu reißen und es vor seinen Augen zu verzehren.«
    Ehlana schauderte.
    Kaiser Sarabian stellte sich wieder an den vorderen Rand des Podestes. »Kommen wir zur Ordnung, meine Herren«, befahl er. »Wir sind hier noch nicht fertig. Wir nehmen an, daß Euch die Aufdeckung von Zalastas wahrer Einstellung überrascht hat – einige von Euch, jedenfalls. Wir sind von Euch enttäuscht, meine Herren! Von den meisten ihrer Blindheit wegen, von den übrigen, weil sie an Unserer Fähigkeit zweifelten, Zalasta – und Euch – zu durchschauen, als wäret Ihr Glasscheiben. Einige von

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