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Tamuli 2 - Das leuchtende Volk

Tamuli 2 - Das leuchtende Volk

Titel: Tamuli 2 - Das leuchtende Volk Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: David Eddings
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Würdenträger rissen erstaunt den Mund auf, andere wirkten schuldbewußt.
    »Hört gut zu, meine Herren«, wies Sarabian sie an. »Nun wird es interessant. Viele von Euch haben sich über das lange Fortbleiben von Innenminister Kolata gewundert. Wir sind überzeugt, Ihr werdet erfreut sein zu hören, daß Kolata jetzt wieder bei uns ist.«
    Sarabian drehte sich zu Ulath um. »Hättet Ihr die Güte, Herr Ritter, den Innenminister nun hereinzubitten?«
    Ulath verbeugte sich, und Kalten erhob sich von seinem Platz, um ihn zu begleiten.
    »Als Dienstherr der Polizeikräfte des gesamten Imperiums weiß Minister Kolata einiges über diese Machenschaften«, erklärte der Kaiser. »Wir sind überzeugt, seine Analyse wird uns manche Aufschlüsse über die derzeitige Lage geben.«
    Kalten und Ulath kehrten mit dem aschfahlen Innenminister in ihrer Mitte zurück. Doch nicht der bejammernswerte Zustand Kolatas war der Grund für die bestürzten Aufschreie der anderen Beamten, sondern die Tatsache, daß der Leiter der Polizei sich in Ketten dahinschleppte.
    Kaiser Sarabian blieb ungerührt, während die Regierungsbeamten laut protestierten. »Na, wie mache ich mich, Ehlana?« fragte er kaum hörbar aus den Mundwinkeln.
    »Ich wäre es anders angegangen«, antwortete sie, »aber das ist eine Sache des persönlichen Stils. Ich gebe Euch eine vollständige Kritik, wenn alles vorbei ist.« Sie blickte auf die Beamten, die allesamt aufgesprungen waren und erregt durcheinanderriefen. »Duldet das nicht zu lange. Erinnert sie, wer hier das Sagen hat. Und mit allem Nachdruck!«
    »Jawohl, Mutter.« Er lächelte. Dann blickte er auf seine Regierung und holte tief Luft. »Ruhe!« brüllte er schallend.
    Alle verstummten erschrocken.
    »Wir dulden keine weitere Störung!« warnte Sarabian. »Die Regeln haben sich geändert, meine Herren! Wir werden keine feine Lebensart mehr vortäuschen. Wir befehlen Euch, was Ihr zu tun habt, und Ihr werdet es tun! Wir wollen Euch nur daran erinnern, daß Ihr nicht nur nach Unserem Belieben dient, sondern auch nur nach Unserem Belieben am Leben bleiben werdet. Der Innenminister hat sich des Hochverrats schuldig gemacht. Ihr werdet bemerkt haben, daß es keine Verhandlung gab. Kolata ist schuldig, weil Wir sagen, daß er schuldig ist!« Sarabian machte eine Pause, als ihm neuerlich etwas bewußt wurde. »Unsere Macht in Tamuli ist uneingeschränkt. Wir sind die Regierung, und Wir sind das Gesetz. Wir werden Kolata nun eingehend befragen. Achtet auf seine Antworten, meine Herren. Eure Stellung in der Regierung – ja, Euer Leben – mag von seiner Aussage abhängen. Außenminister Oscagne wird nun Kolata vernehmen. Nicht, was seine Schuld betrifft – sie ist bereits bewiesen –, sondern wer in die Verschwörung verwickelt ist und inwieweit. Wir werden dieser Sache ein für allemal auf den Grund gehen. Ihr dürft beginnen, Oscagne.«
    »Jawohl, Majestät.« Oscagne erhob sich und blieb einen Augenblick tief in Gedanken versunken, während Sarabian sich wieder setzte. Oscagne trug einen schwarzen Seidenumhang; die Farbe hatte er mit voller Absicht gewählt. Zwar waren schwarze Umhänge selten, aber nicht völlig ungewohnt. Richter und Staatsanwälte trugen immer Schwarz. Die düstere Farbe betonte das ohnehin schon blasse Gesicht des Außenministers. Dadurch wirkte seine Miene noch grimmiger.
    Khalad brachte einen schlichten hölzernen Hocker herbei und stellte ihn vor das Thronpodest. Kalten und Ulath führten den Innenminister heran und setzten ihn ohne Umstände auf den Hocker.
    »Versteht Ihr, worum es hier geht?« fragte Oscagne den Strafgefangenen.
    »Ihr habt kein Recht, mich zu befragen, Oscagne!« entgegnete Kolata schnell.
    »Brich ihm die Finger, Khalad!« befahl Sperber, der unmittelbar hinter Ehlanas Thron stand.
    »Jawohl, Hoheit. Wie viele?«
    »Zuerst einen oder zwei. Dann jedesmal einen, wenn er über Oscagnes Rechte – oder seine – zu reden beginnt.«
    »Jawohl, Hoheit.« Khalad packte nach dem Handgelenk des Innenministers.
    »Aufhören! Aufhören!!« quiekte Kolata voller Angst. »Laßt es nicht zu!«
    »Kalten, Ulath«, befahl Sperber nun, »tötet den ersten, der sich zu rühren wagt!«
    Kalten zog sein Schwert, Ulath hob seine Axt.
    »Da seht Ihr, wie es ist, alter Junge«, sagte Oscagne zu dem Zitternden auf dem Hocker. »Besonders beliebt wart Ihr nie, und Prinz Sperbers Befehl hat auch den letzten Funken Zuneigung gelöscht, den möglicherweise jemand hier für Euch empfunden

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