Tamuli 2 - Das leuchtende Volk
ist böse – das ist doch auch Eure Meinung, oder?«
»So deucht es mir.«
»Mir ebenfalls. Zalasta hat uns beiden weh getan, und Stragens Massaker würde ihm weh tun. Und wenn es um irgend etwas geht, das Zalasta Schmerz bereitet, haben wir keine allzu großen Bedenken, nicht wahr?«
Xanetia lächelte.
»Die Entscheidung liegt bei Euch, Sarabian«, sagte Sephrenia nun. »Erhofft Euch keine Ausrede durch Xanetia oder mich, Euch davor zu drücken. Wir haben nichts an dem Plan auszusetzen.«
»Ich bin von euch beiden zutiefst enttäuscht! Ich hatte gehofft, ihr würdet mir aus diesem Dilemma helfen. Nun seid Ihr meine letzte Chance, Ehlana. Läßt Euch dieser ungeheuerliche Vorschlag nicht das Blut stocken?«
»Eigentlich nicht. Aber ich bin schließlich Elenierin – und Politikerin. Solange wir nicht selbst mit blutigen Messern in der Hand erwischt werden, können wir uns jederzeit herauswinden.«
»Will mir denn gar niemand helfen?« Sarabian wirkte tatsächlich verzweifelt.
Oscagne blickte seinen Kaiser durchdringend an. »Es ist allein Eure Entscheidung, Majestät. Mir persönlich gefällt sie nicht – aber nicht ich muß den Befehl erteilen, sondern Ihr.«
Sarabian stöhnte. »Ist es immer so schlimm, Ehlana?«
»Sehr oft«, antwortete sie völlig ungerührt. »Manchmal noch schlimmer.«
Der Kaiser starrte eine ganze Weile auf die Wand. »Also gut, Stragen«, sagte er schließlich. »Tut es.«
»Das ist Mamas kleiner Liebling«, lobte Ehlana zufrieden.
25
»Nein, Caalador.« Sperber schüttelte den Kopf. »Es wird keine drei oder vier Wochen dauern. Ich habe die Möglichkeit, schneller von Ort zu Ort zu gelangen.«
»Das nützt nichts, Sperber«, entgegnete der rotgesichtige Cammorier. »Die Leute in der Geheimregierung werden von Euch keine Befehle entgegennehmen.«
»Ich werde auch keine erteilen, Caalador, sondern Ihr!«
Caalador schluckte. »Seid Ihr sicher, daß Eure Art zu reisen auch wirklich unbedenklich ist?«
»Vertraut mir. Wie viele Personen müssen benachrichtigt werden?«
Caalador warf einen besorgten Blick auf Sarabian. »Es steht mir nicht zu, das zu verraten.«
»Bei mir ist diese Information gut aufgehoben, Caalador. Ich würde sie nie gegen Euch und Eure Freunde benutzen«, versicherte der Kaiser ihm.
»Ihr wißt das, und ich weiß es, Majestät, aber Regeln sind Regeln. Wir möchten nicht, daß auch nur ein Außenstehender erfährt, wie viele wir sind.«
»Nur ungefähr, Caalador«, bat Ehlana. »Hundert? Fünfhundert?«
»Bei weitem nicht so viele.« Er lachte. »Es gibt keinen Kuchen, der sich in so viele Stücke teilen ließe.« Ein wenig besorgt blickte er auf Stragen. »Sagen wir, es sind mehr als zwanzig und weniger als hundert, und belassen wir es dabei. Einverstanden? Ich hätte gar nicht gern, daß man mir die Kehle durchschneidet.«
Stragen lachte. »Das genügt! Ich werde dich bestimmt nicht verpfeifen, Caalador.«
»Danke.«
»Keine Ursache.«
»Dann also zwei oder drei Tage«, schätzte Sperber.
»Ehe wir alle benachrichtigen, sollten wir jedoch warten, bis die Anarae morgen ihr Netz durch Kragers Gedächtnis gezogen hat«, sagte Stragen.
»Ihr scheint diese Redewendung zu lieben, Durchlaucht Stragen.« Xanetias Stimme klang ein wenig mißbilligend.
»Es ist auf keinen Fall kränkend gemeint, Anarae. Ich versuche nur, einer Sache einen Namen zu geben, die ich mir gar nicht vorstellen kann.« Stragens Gesicht wurde düster. »Falls Krager von der geheimen Regierung weiß, hat er wahrscheinlich Leute eingeschleust. Dann gäbe es einige Personen, die wir nicht unterrichten sollten.«
»Und deren Namen wir unserer Liste anfügen werden«, sagte Caalador.
»Wie lang ist Eure Liste eigentlich, Meister Caalador?« fragte Oscagne.
»Das braucht Ihr nicht unbedingt zu wissen, Exzellenz«, antwortete Caalador in einem Tonfall, der deutlich besagte, daß er nicht weiter über dieses Thema sprechen würde. »Wir sollten einen Tag festlegen – einen, den man sich leicht merken kann. Diebe und andere Gauner verstehen sich nicht besonders gut auf das Lesen des Kalenders.«
»Wie wär's mit dem Erntedankfest?« schlug Itagne vor. »Es ist bereits in drei Wochen und wird in ganz Tamuli gefeiert.«
Caalador ließ den Blick über die anderen schweifen. »Können wir so lange warten? Es wäre in der Tat der perfekte Zeitpunkt! Unsere Meuchler hätten für ihre Arbeit drei Nächte statt einer, und der Trubel während des Erntedankfestes würde ihre Aufgabe sehr
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