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Tamuli 2 - Das leuchtende Volk

Tamuli 2 - Das leuchtende Volk

Titel: Tamuli 2 - Das leuchtende Volk Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: David Eddings
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ob Ulaths Vorschlag etwas taugte.
    Etwa eine Stunde vor Morgengrauen an jenem Tag, vor dem es die Gefährten so lange gegraut hatte, begaben sich Sperber und Vanion zu Sephrenias Gemach, um mit ihr, Xanetia und Danae zu reden. Das Gespräch führte fast augenblicklich zu einem Problem.
    »Ich muß dabeisein, Sperber!« beharrte Danae.
    »Unmöglich! Ulath und Stragen kommen mit. Sie dürfen auf keinen Fall erfahren, wer du wirklich bist!«
    »Das werden sie auch nicht, Vater!« betonte sie mit übertriebener Geduld. »Es wird nicht Danae sein, die mitkommt!«
    »Oh! Das ist etwas anderes.«
    »Wie wird die ganze Sache vor sich gehen, Sperber?« fragte Vanion. »Müßt Ihr die Trollgötter denn nicht freisetzen, um mit ihnen reden zu können?«
    Sperber schüttelte den Kopf. »Bhelliom sagt, das sei nicht nötig. Die Trollgötter selbst bleiben in seinem Innern eingesperrt. Ihr Geist konnte sich immer frei bewegen; es sei denn, Bhelliom war von Gold oder Stahl umgeben. In diesem Zustand haben sie gewisse beschränkte Kräfte, nehme ich an, aber ihre wirkliche Macht ist mit ihnen in Bhelliom eingeschlossen.«
    »Wäre es nicht ungefährlicher, wenn wir zulassen, daß die Trollgötter diese beschränkten Kräfte einsetzen, statt sie freizugeben, so daß sie sich ihrer ganzen Macht bedienen können?« meinte Vanion.
    »Das würde uns nichts nutzen, Liebes«, sagte Sephrenia. »Die Trollgötter könnten Cyrgon begegnen, und dann brauchen sie ihre ganze Macht.«
    »Außerdem«, fügte Xanetia hinzu, »bin ich sicher, daß sie unsere mißliche Lage spüren und harte Verhandlungspartner sein werden.«
    »Werdet Ihr mit ihnen reden, Sperber?« fragte Vanion.
    Sperber schüttelte den Kopf. »Ulath kennt die Trolle – und die Trollgötter – besser als ich und spricht auch besser Trollisch. Ich werde Bhelliom in der Hand halten und die Trollgötter rufen; dann überlasse ich das Reden ihm.« Er blickte aus dem Fenster. »Die Sonne geht bald auf. Wir sollten aufbrechen. Ulath und Stragen warten im Burghof auf uns.«
    »Dreht euch alle um!« befahl Danae.
    »Warum?« fragte ihr Vater.
    »Dreh dich einfach um, Sperber! Du brauchst nicht zuzuschauen.«
    »Eine ihrer kleinen Marotten«, erklärte Sephrenia. »Sie möchte nicht, daß irgend jemand sie so erblickt, wie sie wirklich aussieht.«
    »Ich kenne Flöte doch schon lange!«
    »Es gibt ein Zwischenstadium, Sperber. Sie wird nicht geradewegs von Danae zu Flöte. Sie nimmt flüchtig ihre wahre Gestalt an, wenn sie sich von einem kleinen Mädchen zum anderen verwandelt.«
    Sperber seufzte. »Aus wie vielen Persönlichkeiten besteht sie denn?«
    »Aus Tausenden, vermutlich.«
    »Das ist niederschmetternd. Ich habe eine Tochter, die ich gar nicht richtig kenne.«
    »Natürlich kennst du mich!« warf Danae ein.
    »Nur eine von dir. Nicht mal den tausendsten Teil deines wahren Ichs!« Er seufzte und drehte sich um.
    »Es ist kein so winziger Teil, Vater.« Danaes Stimme veränderte sich, während sie sprach. Es war nun nicht mehr die Stimme eines Kindes, sondern die einer Frau.
    Auf der anderen Seite des Gemachs stand ein Spiegel, eine Scheibe aus poliertem Messing. Sperber blickte darauf und sah das verschwimmende Spiegelbild einer Gestalt. Rasch wandte er den Blick ab.
    »Schau ruhig hin, Sperber. Der Spiegel taugt nicht viel. Du wirst kaum etwas erkennen.«
    Er hob die Augen und starrte auf die glänzende Messingscheibe. Das Spiegelbild war verzerrt. Das einzige, das er wirklich sehen konnte, waren Größe und Figur der Gestalt. Aphrael überragte Sephrenia um ein kleines Stück. Ihr Haar war lang und sehr dunkel, und ihre Haut blaß. Ihr Gesicht war kaum mehr als ein verschwommener Fleck, doch aus irgendeinem Grund vermochte Sperber ihre Augen ganz deutlich zu sehen. Ewige Weisheit sprach aus ihnen – und ebenso ein Ausdruck grenzenloser Freude und Liebe. »Ich würde das nicht für irgendeinen anderen tun, Sperber«, sagte die Frauenstimme. »Aber du bist der beste Vater, den ich je hatte; deshalb ändere ich die Regeln für dich.«
    »Trägst du denn überhaupt keine Kleidung?« fragte er.
    »Warum sollte ich? Mir wird nicht kalt.«
    »Ich rede vom Schamgefühl, Aphrael. Schließlich bin ich dein Vater, und es ist meine Pflicht, mich um so etwas zu kümmern!«
    Sie lachte und streckte die Arme aus, um sein Gesicht zu streicheln. Es war nicht die Hand eines kleinen Mädchens, die seine Wange berührte. Sperber roch den schwachen Duft von frischem Gras, doch der vertraute

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