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Tamuli 2 - Das leuchtende Volk

Tamuli 2 - Das leuchtende Volk

Titel: Tamuli 2 - Das leuchtende Volk Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: David Eddings
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sich auf Vanions Lippen. »Mich deucht, ich erinnere mich an eine Bemerkung von dir – damals, als wir begonnen haben, uns von Ort zu Ort zu bewegen. Du könntest dich möglicherweise auf der Oberfläche des Mondes wiederfinden, hast du gesagt.«
    »Das stimmt, Sperber!« erinnerte Kalten seinen Freund. »Das hast du wirklich gesagt.«
    Sperber beeilte sich, das Thema zu wechseln. »Du hast von deiner Tochter gesprochen, Blaurose. Werden wir die Ehre haben, sie kennenzulernen?«
    »Das hast du längst, Anakha. Du stehst auf ihrem grünen Busen.« Vanions Hand tätschelt liebevoll den Boden.
    »Die Erde?« fragte Bevier ungläubig.
    »Ist sie nicht schön?« Stolz schwang in dieser Frage mit. Dann richtete Vanion sich auf. »Ziehen wir uns ein wenig von dieser Stelle zurück, Anakha. Was ich hier zu tun beabsichtige, wird sich sechs Meilen unter unseren Füßen zutragen, und die Wirkung hier an der Oberfläche ist schwer vorherzusehen. Ich möchte deine Freunde nicht durch meine Ungenauigkeit gefährden, und es wird hier gleich zu sehr schweren Erschütterungen kommen. – Sind alle Ataner in Sicherheit, Engessa-Atan?«
    Engessa nickte. »Ein Ataner, der inzwischen noch keine drei Meilen zurückgelegt hat, wäre es nicht wert, Ataner genannt zu werden.«
    Sie drehten sich um und schritten etwa hundert Fuß nach Süden, ehe sie stehenblieben.
    »Weiter, Anakha, rate ich euch – zumindest noch einmal so weit. Und es wäre angebracht, wenn du und deine Gefährten sich auf den Boden legten. Die Erschütterungen könnten sehr stark sein.«
    »Dein Freund macht mich allmählich nervös, Sperber«, gestand Tynian, während sie noch einmal etwa hundert Fuß gen Süden schritten. »Was hat er eigentlich genau vor?«
    »Darüber weißt du ebensoviel wie ich, mein Freund.«
    Plötzlich vernahmen sie ein tiefes, unterirdisches Donnern, das aus dem Erdkern zu kommen schien. Der Boden unter ihren Füßen erzitterte heftig.
    »Ein Erdbeben!« rief Kalten entsetzt.
    »Das könnte sein, was du dir erhofft hast, Tynian«, grollte Ulath.
    »Es ist nicht einfach, Anakha«, bemerkte Bhelliom. »Der Druck ist ungeheuerlich und muß mit größter Vorsicht gesteuert werden, damit das gewünschte Ziel erreicht wird.«
    Die nächste Erschütterung brachte die Gefährten ins Taumeln. Der Boden bäumte sich auf, und das erschreckende, dumpfe Grollen wurde lauter.
    »Es ist soweit, Anakha. Die Erschütterungen, die ich erwähnt habe, beginnen nun.«
    » Beginnen? « rief Bevier. »Ich kann mich jetzt schon kaum noch auf den Füßen halten!«
    »Wir sollten lieber tun, was er geraten hat!« rief Sperber scharf. Er sank in die Knie, drückte das Gesicht in den Teppich aus Laub und legte sich dann der Länge nach zu Boden. »Ich glaube, das nächste Beben wird umwerfend – im wahrsten Sinne des Wortes!«
    »Das nächste Beben« dauerte volle zehn Minuten. Nichts, was Beine besaß, hätte sich auf der heftig ruckenden und zuckenden Erde aufrecht halten können. Dann spaltete sich der Boden keine fünfzig Schritt vor ihnen mit ungeheuerlichem Krachen. Das Land auf der anderen Seite dieses erschreckenden Risses in der Erdhülle schien in die Tiefe zu fallen, während der bebende Boden, auf dem die Gefährten lagen, sich aufbäumte, immer höher hob und wogte wie ein vom Wind gezerrtes Banner. Riesige, vor Angst kreischende Vogelscharen stiegen von den geschüttelten Bäumen auf.
    Dann ließ das Beben allmählich nach. Die Heftigkeit der Erschütterungen wurde schwächer, das Rütteln seltener, und nur hin und wieder bäumte der Boden sich noch auf. Das ohrenbetäubende Donnern wurde leiser und hallte durch Meilen von Gestein aus dem Leib der Erde wider, wie die innere Unruhe nach einem Alptraum. Mächtige Staubwolken trieben über den Rand des neugebildeten Abgrunds.
    »Nun darfst du mein Werk bewundern, Anakha«, sagte Bhelliom ruhig, doch mit einem gewissen bescheidenen Stolz. »Sprich die Wahrheit, denn du kränkst mich nicht, solltest du Fehler finden. Entdeckst du Mängel an meinem Werk, werde ich sie beheben.«
    Sperber beschloß, seinen Füßen lieber noch nicht ganz zu trauen. Dicht gefolgt von seinen Freunden, kroch er zum Rand des gewaltigen Abgrunds, den es vor fünfzehn Minuten noch nicht gegeben hatte.
    Die Wand der Schlucht war so gerade wie ein Schwertschnitt und führte mindestens tausend Fuß in die Tiefe. Sie erstreckte sich nach Osten und Westen, so weit das Auge reichte. Eine schier endlose Steilwand, ein gewaltiger Wall, trennte

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