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Tamuli 2 - Das leuchtende Volk

Tamuli 2 - Das leuchtende Volk

Titel: Tamuli 2 - Das leuchtende Volk Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: David Eddings
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Majestät«, antwortete das blonde Mädchen. »War er nicht dieser literarische Stümper, den wir in Astel kennenlernten?«
    Elrons Gesicht wurde plötzlich weiß vor Zorn.
    »Ich bin kein Sachverständiger, wenn es um Poesie geht, meine Damen.« Krager zuckte die Schultern. »Wenn Elron sagt, daß er ein Poet ist, glaube ich ihm. Darf ich den Damen Baron Parok vorstellen?« Er deutete auf den Mann, der als erster eingetreten war.
    Parok machte einen Kratzfuß. Sein Gesicht war mit den durchscheinenden roten Äderchen eines Trinkers durchzogen, und seine Augen lagen hinter aufgedunsenen Tränensäcken.
    Ehlana beachtete ihn nicht. »Ihr werdet hier nicht lebend davonkommen, Krager. Das ist Euch doch klar, nicht wahr?«
    »Ich komme immer lebend davon, Ehlana.« Er grinste unverschämt. »Ich lasse bei meinen Vorbereitungen stets größte Sorgfalt walten. Jetzt möchte ich Euch mit unserem Führer bekannt machen. Das ist Scarpa.« Er wies auf den Bärtigen. »Ich bin sicher, Ihr habt von ihm gehört. Er konnte es kaum erwarten, Eure Bekanntschaft zu machen.«
    »Er wird sich nicht lange daran erfreuen können. Ruft die Wachen, Melidere.«
    Scarpa versperrte der Baroneß den Weg. »Eure gut gespielte Tapferkeit ist völlig fehl am Platze«, sagte er kalt und voller Verachtung zu Ehlana. »Ihr bildet Euch viel zuviel ein. All diese Kratzfüße und Verbeugungen und Majestät hier und meine Königin da sind Euch zu Kopf gestiegen und haben Euch vergessen lassen, daß Ihr nur eine Frau seid.«
    »Ich glaube nicht, daß ich vom Bastardsohn einer Hure eine Lektion in Anstandsregeln brauche«, entgegnete sie.
    Flüchtiger Zorn huschte über Scarpas Gesicht. »Wir vergeuden Zeit.« Seine Stimme war tief und weittragend – die Stimme eines Bühnenkünstlers –, und seine Bewegungen wirkten einstudiert. Offenbar hatte er viel Zeit vor einem großen Publikum verbracht. »Wir müssen vor dem Morgengrauen noch viele Meilen zurücklegen.«
    »Ich begebe mich nirgendwohin!« erklärte Ehlana.
    »Ihr geht, wohin ich es sage, und unterwegs werde ich Euch beibringen, wo Euer Platz ist!«
    »Was versprecht Ihr Euch von all dem?« fragte Melidere heftig.
    »Den Sieg und das Imperium.« Scarpa zuckte die Schultern. »Wir nehmen die Königin von Elenien als Geisel. Bei seiner Dummheit vergißt ihr Gemahl, daß die Welt voller Frauen ist, und eine ist nicht viel anders als die nächste. Doch törichterweise hängt er so sehr an ihr, daß er alles für ihre unbeschadete Rückkehr geben wird.«
    »Seid Ihr wirklich ein solcher Idiot, daß Ihr tatsächlich glaubt, mein Gemahl würde Euch Bhelliom für mich geben?« höhnte Ehlana. »Sperber ist Anakha, Ihr Narr, und er hat Bhelliom in der Hand. Das macht ihn zu einem Gott. Er hat Azash getötet, er wird Cyrgon töten, und ganz gewiß wird er Euch töten! Betet zu den Göttern, daß er es schnell tut, Scarpa. Es steht in seiner Macht, Euch eine Million Jahre lang sterben zu lassen, wenn es ihm gefällt.«
    »Ich bete nicht. Nur Schwächlinge verlassen sich auf Götter!«
    »Ich glaube, Ihr unterschätzt Ritter Sperbers Hingabe an Euch, Ehlana«, warf Krager ein. »Er wird alles geben, damit er Euch sicher zurückbekommt.«
    »Das braucht er nicht!« sagte Ehlana scharf. »Mit euch vieren werde ich selbst fertig. Bildet ihr euch wirklich ein, ihr kommt hier wieder heraus, wenn auf ein Wort von mir die gesamte Garnison heranstürmt?«
    »Leider werdet Ihr kaum Gelegenheit haben, dieses Wort auszusprechen!« höhnte Scarpa. »Ihr seid ein wenig zu überheblich, Weib! Ich glaube, Ihr müßt erst die volle Bedeutung Eurer Lage erkennen.« Er drehte sich um und zeigte auf Baroneß Melidere. »Tötet sie!« befahl er auf elenisch.
    »Aber …«, protestierte der stümperhafte Poet mit dem teigigen Gesicht.
    »Tötet sie!« schnaubte Scarpa. »Tut Ihr es nicht, töte ich Euch !«
    Elron zog mit zitternder Hand seinen Degen und näherte sich der Baroneß, die ihn herausfordernd anblickte.
    »Das ist keine Stricknadel, Tölpel«, verspottete Melidere ihn. »Ihr könnt den Degen ja nicht einmal richtig halten! Bleibt bei Eurem Leisten und schändet die Sprache, Elron. Ihr habt weder die Geschicklichkeit noch den Mumm, einen Menschen zu töten. Aber Ihr könnt auch Eure sogenannte Dichtkunst als Waffe einsetzen und die Leute damit zu Tode langweilen.«
    » Wie könnt Ihr es wagen! « schrie Elron, und sein Gesicht lief tiefrot an.
    »Wie kommt Ihr mit Eurer Ode an Blau voran, Elron?« höhnte Melidere.

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