Tamuli 2 - Das leuchtende Volk
wütenden Cyrgon fort.
»Könnt Ihr jetzt Zalastas Gedanken hören, Anarae?« fragte Kalten.
»Klar und deutlich, Herr Ritter.«
»Vermutet er, daß wir etwas Unerwartetes tun werden?«
»Nein. Er vermeint, den Sieg bereits in der Hand zu haben.«
Aphrael hielt mitten in einer Verwünschung inne. »Dann wollen wir ihm diesen Triumph rauben. – Laß jetzt die Trollgötter frei, Sperber.«
»Wenn du die Güte hättest, Blaurose«, sagte Sperber höflich, »wirf deine unerwünschten Bewohner jetzt hinaus.«
»Nur zu gern, Anakha«, versicherte Bhelliom mit hörbarer Erleichterung.
Diesmal waren die Trollgötter von keiner blauen Aura umgeben. Sie erschienen abrupt und überdeutlich in all ihrer erschreckenden Häßlichkeit. Sperber unterdrückte seinen Abscheu.
»Geh zu deinen Kindern, Ghworg!« befahl Aphrael auf trollisch. » Dein Äußeres wurde von Cyrgon gestohlen. Also ist es dein Recht, ihn dafür zu bestrafen.«
Ghworg pflichtete ihr brüllend bei und tobte den Hügel hinunter, dicht gefolgt von anderen Trollgöttern.
Der falsche Ghworg starrte den Hang hinauf auf die grauenvolle Wirklichkeit, die da auf ihn herabstürmte. Und plötzlich stieß er einen furchtbaren Schmerzensschrei aus.
»Das ist Cyrgon, nicht wahr?« rief Kalten »Passiert das sogar Göttern?« fragte Talen Flöte. »Bereitet es ihnen ebensoviel Schmerzen wie einem Menschen, wenn einer ihrer Zauber gebrochen wird?«
Flöte schnurrte beinahe. »Viel größere Schmerzen. Cyrgons Gehirn steht jetzt in Flammen.«
Auch die Trolle starrten auf ihre so plötzlich erschienenen Götter. Ein Riese von Troll, der unweit des sich vor Schmerzen windenden Gottes der Cyrgai stand, streckte beinahe abwesend einen Arm aus, hob einen kreischenden Styriker in die Höhe und riß ihm den Kopf ab. Dann warf er den Schädel zur Seite und begann, den noch zuckenden Körper zu verschlingen.
Die Trollgötter brüllten irgend etwas im Chor, und die Trolle warfen sich mit dem Gesicht zu Boden.
Cyrgon wand sich immer noch. Er kreischte, und die sieben übrigen Styriker brachen wie vom Blitz gefällt zusammen. Der falsche Ghworg löste sich bebend in Nichts auf, und Cyrgon erschien plötzlich als formloser Klumpen bleichen und dennoch eindringlichen Lichtes.
»Das also ist Cyrgon«, sagte Aphrael höhnisch. »Angeblich ist er sehr stolz auf seine Fähigkeit, menschliche Gestalt annehmen zu können. Aber ich glaube, dazu ist er viel zu ungeschickt. Würde er es versuchen, dann würde er den Kopf wahrscheinlich verkehrt herum aufsetzen oder beide Arme aus einer Seite des Körpers wachsen lassen, dieser hirnrissige Trampel.« Triumphierend rief sie noch einige weitere Beleidigungen.
» Aphrael! « Sephrenia schien ehrlich schockiert zu sein.
»Ich habe mir diese Schmähungen für diese besondere Gelegenheit aufgehoben«, entschuldigte sich die Kindgöttin. »Es war nicht beabsichtigt, daß du sie hörst.«
Cyrgons Feuer flackerte nun wild. Es loderte grell auf und schien gleich darauf beinahe zu erlöschen, um im nächsten Augenblick wieder zuckend emporzuflammen – als sichtbarer Beweis seiner zunehmenden Qual.
»Was fühlt Zalasta jetzt?« fragte Sephrenia begierig die Anarae.
»Sein Schmerz ist bereits so schrecklich, daß ich ihn nicht mehr zu beschreiben vermag«, antwortete Xanetia.
»Liebe, liebe Schwester«, jubelte Sephrenia. »Ihr macht mich glücklicher, als Ihr Euch vorstellen könnt!«
»Werdet Ihr sie je wieder bändigen können?« fragte Sperber Vanion.
»Das dürfte einige Zeit dauern«, antwortete Vanion in besorgtem Tonfall.
Die sich windende, unfertig wirkende Gestalt des flammenden Cyrgon richtete sich halb auf und fuchtelte mit einem riesigen, feurigen Arm. Etwa eine halbe Meile hinter den Trollen war plötzlich ein überwältigendes Funkeln und Glitzern zu sehen.
»Er hat seine Cyrgai gerufen!« rief Khalad. »Wir müssen etwas tun!«
»Ghworg! Schlee!« donnerte Vanion mit Bhellioms gewaltiger Stimme. »Cyrgon hat seine Kinder gerufen! Nun dürfen eure Kinder futtern!«
Die Trollgötter schwollen noch weiter an und erteilten ihren demütig auf dem Bauch liegenden Anhängern brüllend Befehle. Die Trolle plagten sich auf die Füße und stierten hungrig auf die näher kommenden, aus uralter Zeit beschworenen Cyrgai. Dann stürzten sie sich mit ohrenbetäubendem Brüllen auf das Festmahl, das Cyrgon ihnen so großzügig bescherte.
Ehlana war müde. Es war einer dieser anstrengenden Tage gewesen, an denen es so viel zu tun
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