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Tamuli 2 - Das leuchtende Volk

Tamuli 2 - Das leuchtende Volk

Titel: Tamuli 2 - Das leuchtende Volk Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: David Eddings
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von ihnen für die andere Seite arbeiten?«
    »Das können wir nicht, Durchlaucht Stragen. Deshalb müssen wir unsere eigenen Leute – die Ordensritter – mit dieser Aufgabe betrauen.«
    »Und wie sollten wir ihren Einsatz rechtfertigen?«
    »Das neue Ablagesystem würde auf dem elenischen beruhen, Durchlaucht. Deshalb müssen wir zur Überprüfung der derzeitigen Methoden Elenier in die verschiedenen Ministerien senden, um den Beamten gleich zu demonstrieren, wie sie sich auf das neue System umstellen müssen.«
    »Jetzt hab' ich Euch verstanden, Baroneß!« rief Stragen triumphierend. »Das alles ist reine Phantasie. Wir haben gar kein neues Ablagesystem!«
    »Dann erfindet eines, Durchlaucht Stragen«, riet sie ihm lächelnd.
    Premierminister Subat beunruhigte der Vorschlag, den der Finanzminister ihm soeben vorgelegt hatte. Die beiden saßen allein im prunkvollen Amtsgemach des Premierministers, das fast so prächtig war wie die kaiserlichen Audienzsäle. »Ihr seid übergeschnappt, Gashon«, sagte er grob.
    Finanzminister Gashon war ein blutleerer, leichenähnlicher Mann mit eingefallenen Wangen, dessen erkahlten Schädel nur ein paar vereinzelte dünne Haarbüschel zierten. »Denkt in Ruhe darüber nach, Pondia Subat«, sagte er mit seiner hohlen, rostig klingenden Stimme. »Es ist nur eine Theorie, aber sie erklärt vieles, was anderenfalls unverständlich wäre.«
    »Das hätten sie nicht gewagt!« behauptete Subat abfällig.
    »Ihr müßt Euch endlich von Euren Ansichten aus dem vierzehnten Jahrhundert befreien, Subat!« sagte Gashon scharf. »Ihr seid der Premierminister, nicht der Direktor eines Museums für Frühgeschichte. Die ganze Welt verändert sich. Ihr könnt nicht bloß dasitzen, in die Vergangenheit starren und hoffen, daß Ihr überlebt.«
    »Ich mag Euch nicht besonders, Gashon.«
    »Ihr seid mir auch nicht allzu sympathisch, Subat. Laßt es mich Euch noch einmal erklären. Und versucht, diesmal dabei wach zu bleiben.«
    »Wie könnt Ihr es wagen …!«
    »Ich wage es, weil ich meinen Kopf gern auf dem Hals behalten möchte. Erstens: Die Elenier von Eosien sind ausgesprochene Barbaren. Sind wir uns wenigstens in dieser Hinsicht einig?«
    »Ja.«
    »Sie machten uns bisher keine großen Schwierigkeiten, weil sie viel zu sehr mit ihren Religionskriegen beschäftigt waren – und weil sie sich wegen Otha von Zemoch sorgen mußten. Würde es Euch sehr überraschen, wenn ich Euch erzählte, daß Otha jetzt tot ist, und daß die rendorische Rebellion so gut wie niedergeschlagen wurde?«
    »Auch ich habe meine Informationsquellen, Gashon.«
    »Aber habt Ihr je in Erwägung gezogen, darauf zu hören, was sie Euch berichten? Also, bevor dieser Dolmant auf den Erzprälatenthron erhoben wurde, gab es offenen Krieg auf den Straßen von Chyrellos. Meines Erachtens ist das ein deutlicher Hinweis darauf, daß Dolmant nicht überall beliebt ist. Sitzt ein Herrscher auf einem wackligen Thron, kann er seine Position am besten dadurch stärken, daß er sich eine Gefahr im Ausland ausdenkt. Und das einzige Territorium, das die Elenier des eosischen Kontinents als Ausland betrachten können, ist Daresien – das Tamulische Imperium. Das sind wir, Pondia Subat, falls Ihr es nicht bemerkt habt.«
    »Das weiß ich, Gashon!«
    »Ich wollte nur sichergehen. Könnt Ihr mir bis jetzt folgen?«
    »Zur Sache, Gashon! Ich habe nicht den ganzen Tag Zeit!«
    »Habt Ihr eine Verabredung mit dem Henker? Wie dem auch sei, die Elenier sind religiöse Fanatiker. Sie bilden sich ein, ihr Gott habe sie auserkoren, die ganze Welt zu ihrem absurden Glauben zu bekehren. Soviel ich weiß, möchten sie auch Schlangen, Spinnen und Fische bekehren. Dolmant ist ihr religiöser Führer. Wahrscheinlich würden die Elenier sogar versuchen, Gletscher und Gezeiten zu unterwerfen, würde er es ihnen befehlen. Aber Dolmant kann sich der Macht in seiner eigenen Kirche nicht mehr sicher sein. Andererseits gebietet er über riesige Horden religiöser Fanatiker. Er kann diese Leute einsetzen, um seine Gegner in der Heimat niederzuzwingen, und er kann mit ihnen den Überfall auf eine exterritoriale Macht vorbereiten. Das einfache Volk läuft jedem Agitator willig nach und läßt sich gegen die Herrschenden aufhetzen. Ist es nicht ein Zufall, daß wir ausgerechnet jetzt diesen ›Staatsbesuch‹ eines albernen Weibsbildes haben – einer Frau, die Königin von Elenien ist, wie Außenminister Oscagne behauptet? Ich hoffe, Euch ist nicht entgangen, daß

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