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Tamuli 2 - Das leuchtende Volk

Tamuli 2 - Das leuchtende Volk

Titel: Tamuli 2 - Das leuchtende Volk Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: David Eddings
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brauchen, Stragen«, brummte Caalador.
    »Nicht unbedingt«, widersprach Baroneß Melidere. Sie blickte Oscagne an. »Ihr habt einmal erwähnt, daß das Innenministerium großen Wert darauf legt, alles schriftlich festzuhalten, Exzellenz.«
    »Selbstverständlich, Baroneß. Das ist bei allen Regierungsstellen so. Viel Papierkram bedeutet gutbezahlte Posten für unsere Verwandten. Beim Innenministerium geht man sogar noch ein bißchen weiter. Und Polizeibeamte können nun mal nicht ohne Akten und Dossiers leben. Sie schreiben alles nieder.«
    »Das dachte ich mir. Die Beamten im Innenministerium sind allesamt ausgebildete Ordnungshüter, nicht wahr?«
    Oscagne nickte.
    »Dann ist es ihnen doch sicher zur zweiten Natur geworden, alles niederzuschreiben und zu den Akten zu geben. Habe ich recht?«
    »Wahrscheinlich. Aber ich verstehe nicht so ganz, worauf Ihr hinauswollt, Baroneß.«
    »Denkt doch einmal nach, Oscagne!« rief Sarabian aufgeregt. »Ich glaube, diese wundervolle Maid hat soeben unser Problem gelöst. Irgendwo da drüben, in diesem Labyrinth von Innenministerium, gibt es eine Namensliste und einen Stapel Akten über sämtliche Überläufer und Geheimagenten des Imperiums. Wir müssen nur dafür sorgen, daß wir diese Akten in die Hand bekommen. Dann erfahren wir genau, wen wir festnehmen müssen, sobald es Zeit zum Zuschlagen ist.«
    »Ihr vergeßt nur eines«, gab Ehlana zu bedenken. »Sie werden diese Akten unter Einsatz ihres Lebens verteidigen. Und ein Eingriff in ihr Archiv ist für sie gleichbedeutend mit einem Angriff auf das Ministerium.«
    »Ihr versteht es, einen wieder auf den Boden der Tatsachen zurückzubringen, Ehlana«, jammerte der Kaiser.
    »Vielleicht gibt es eine Möglichkeit, die Probleme zu umgehen, die Königin Ehlana angesprochen hat«, warf Melidere ein. »Gibt es hier in Matherion ein genormtes Ablagesystem, Minister Oscagne?«
    »Ihr Götter, nein, Baroneß!« rief er. »Hätten wir alle das gleiche Ablagesystem, könnte jeder x-beliebige in unsere Ämter marschieren und alles finden, was er sucht. Wie sollten wir da Geheimnisse voreinander bewahren?«
    »So etwas Ähnliches dachte ich mir! Also gut. Nehmen wir einmal an, Königin Ehlana erzählt dem Kaiser – ganz beiläufig –, daß ihre Regierung das Ablagesystem genormt hat, und daß in ihrem Reich die Ablage überall auf gleiche Weise gehandhabt wird. Nehmen wir weiter an, daß den Kaiser diese Idee hellauf begeisterte, wegen der Kostensenkung und so weiter. Setzen wir unsere Annahme fort, daß er eine Reichskommission mit außerordentlichen Befugnissen zur Revision der Ablagen aller Regierungsstellen ernennt, welche die Zweckmäßigkeit einer solchen Normierung feststellen soll. Würde dies eine Aktenüberprüfung im Innenministerium rechtfertigen?«
    »Daraus ließe sich etwas machen, meine Königin«, unterstützte Stragen Melideres Vorschlag. »Auf diese Weise könnten wir unsere wahre Absicht gut verschleiern – vor allem, wenn wir alle Ablagen gleichzeitig überprüfen ließen.«
    Oscagnes Gesicht wurde kreidebleich.
    »Ich möchte Euch wirklich nicht beleidigen, meine Dame«, versicherte Caalador der Baroneß, »aber was Ihr da vorschlagt, ist eine Arbeit, für die wir zwanzig Jahre bräuchten, wenn nicht mehr.«
    »Das ließe sich verkürzen, Meister Caalador. Wir müßten nur Innenminister Kolata fragen.«
    »Das gestatte ich nicht!« rief Ehlana scharf. »Ich will nicht, daß Hackfleisch aus ihm gemacht wird – jedenfalls nicht, solange ich ihn noch brauche.«
    »Wir würden ihm keine Fragen stellen, in deren Beantwortung irgend jemand eine Verletzung von Staatsgeheimnissen sähe, Majestät«, beruhigte Melidere sie. »Wir wollen von ihm nur wissen, wie sein Ablagesystem funktioniert. Damit würde er ja nicht gleich die Verschwörung verraten, an der er beteiligt ist, nicht wahr?«
    »Ich glaube, sie hat recht, Ehlana«, warf Mirtai ein. »Es muß irgendein auslösendes Moment geben – Fragen über gewisse Themen –, das unsere Feinde veranlassen könnte, Kolata zu töten. Doch wenn wir ihn über etwas so Alltägliches wie ein Ablagesystem befragen, werden sie ihn wohl nicht gleich umbringen, nicht wahr?«
    »Vermutlich nicht«, pflichtete die Königin ihr bei, doch ihre Miene wirkte immer noch skeptisch.
    »Das ist ja alles sehr klug ausgedacht, Baroneß«, sagte Stragen, »aber wir müßten zur Überprüfung tamulische Beamte in die verschiedenen Ministerien schicken. Wie sollen wir wissen, ob nicht einige

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