Tamuli 2 - Das leuchtende Volk
geleitet. Ihre Anhänger sind Meister der Täuschung. Die Tamuler, die jetzt unsere Freunde und in ihren Augen Heiden sind, verstehen die List und Tücke dieser Häretiker von Chyrellos nicht. Ahnungslos haben sie eine Abordnung von Kirchenleuten empfangen. Unter diesen abscheulichen Ketzern, die nach Matherion reisten, befanden sich Ordensritter, die bewaffneten Knechte der Hölle. Kaum waren sie in Matherion angekommen, bemächtigten sie sich unseres teuren Freundes und Beschützers, Kaiser Sarabian, und halten ihn nun in seinem eigenen Schloß gefangen!«
»Tod den Tamulern!« rief ein stockbesoffener alter Mann mit krächzender Stimme.
Der Bauer neben ihm schlug ihm einen Prügel auf den Hinterkopf, und der Greis, der die Neuigkeiten noch nicht begriffen hatte, sackte schlaff zu Boden.
»Mobüberwachung«, erklärte Talen verächtlich. »Rebal möchte verhindern, daß hier jemand irgendwelche Fehler macht.«
Andere Bauern, offenbar weitere von Rebals hierher beorderten Helfershelfern, begannen die richtigen Schlagworte zu brüllen: »Tod den Ordensrittern!« Sie schwenkten drohend primitive Waffen, Mistgabeln, Sensen und dergleichen landwirtschaftliche Geräte, um die noch Verwirrten einzuschüchtern.
»Die Absicht dieser Ungeheuer ist klar!« brüllte Rebal über den Tumult. »Sie halten den Kaiser als Geisel, um zu verhindern, daß die Ataner das Schloß stürmen. So können sie in Ruhe ausharren, wo sie sind, bis Verstärkung eintrifft. Und diese Verstärkung, meine Freunde, sammelt sich bereits auf den Ebenen von Eosien. Die Armeen der Häretiker sind im Anmarsch, und ihnen voraus die Ordensritter!«
Entsetzensschreie zogen durch die Reihen der Bauern.
»Auf nach Matherion!« brüllte der Bursche mit dem Prügel. »Wir befreien den Kaiser!«
Die Meute fiel in seinen Ruf ein.
Rebal hob eine Hand. »Mein Blut fließt nicht weniger heiß als eures, meine Freunde!« rief er. »Aber dürfen wir unser Zuhause und unsere Familien der Gnade der Ordensritter ausliefern? Ganz Eosien marschiert nach Matherion! Und was befindet sich zwischen dem verfluchten Eosien und dem prächtigen Matherion? Edom, meine Freunde! Unser geliebtes Heimatland steht den Ketzerhorden im Weg! Glaubt ihr, wir können Erbarmen von diesen Wilden erwarten? Wer wird unsere Frauen vor brutaler Schändung schützen, wenn wir uns aufmachen, um dem Kaiser zu Hilfe zu eilen?«
Wieder wurden Schreckensschreie laut.
Und nun kam Rebal rasch zur Sache. »Aber auch durch die Verteidigung unserer Heimat können wir dem Kaiser helfen! Die Bestien von Eosien kommen, um uns den echten Glauben zu verbieten und die wahren Gläubigen niederzumetzeln. Ich weiß nicht, wozu ihr euch entschließen werdet, aber ich verspreche euch, mein Leben für unsere geliebte Heimat und unseren heiligen Glauben einzusetzen, und falls ich das Leben verlieren sollte, werde ich die Ordensritter damit aufhalten! Diese Höllenbrut muß ihren Vormarsch unterbrechen, um mein Blut zu vergießen, und dieser Aufschub wird den Atanern die Zeit verschaffen, sich zu sammeln. Auf diese Weise verteidigen wir unser Zuhause und helfen zugleich unseren Freunden!«
Da er seine Stimme nicht heben durfte, würgte Sperber an seinen Verwünschungen.
»Was ist los mit dir?« fragte Kalten.
»Man hat uns gerade ein Hindernis in den Weg geworfen. Wenn diese Trottel auf Rebals Aufwiegelung eingehen, werden unsere Kameraden von allen vier Orden sich jeden Fußbreit Boden bis Matherion erkämpfen müssen!«
»Sie passen sich schnell einer veränderten Lage an«, bestätigte Vanion. »Zu schnell, vielleicht. Es sind dreitausend Meilen von hier nach Matherion. Entweder hat jemand ein sehr gutes Pferd, oder unser mysteriöser Freund da draußen bricht die Regeln aufs neue, um selbst das fernste Hinterland zu verständigen, was nach dem niedergeschlagenen Putsch vorgefallen ist.«
Rebal hob die Hände, um die durcheinanderbrüllende Menge zur Ruhe zu ermahnen.
»Macht ihr mit, meine Brüder?« rief er. »Wollen wir unsere Heimat und unseren Glauben verteidigen und gleichzeitig unseren Freunden helfen, den Tamulern?«
Der Mob brüllte seine Zustimmung.
»Bitten wir Incetes, uns zu helfen!« schrie der Mann mit dem Prügel.
»Incetes!« brüllte ein anderer. »Ruft Incetes!«
»Wollt ihr das wirklich, Freunde?« Rebal richtete sich hoch auf und zog seinen dunklen Umhang enger um sich.
»Ruft ihn, Rebal! Beschwört Incetes! Er soll uns sagen, was wir tun sollen!«
Rebals nun folgender
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