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Tamuli 2 - Das leuchtende Volk

Tamuli 2 - Das leuchtende Volk

Titel: Tamuli 2 - Das leuchtende Volk Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: David Eddings
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kommen. Wenn Khalad recht hat, und wir sind ihnen einen Sprung voraus, müssen wir diesen Vorteil nutzen. Womit könnte man dich bestechen, daß du die Reise beschleunigst, Aphrael?«
    »Darüber können wir später reden, Eminenz.« Sie lächelte. »Ich bin sicher, ihr könntet mir alle irgend etwas bieten, damit ich die nötigen Schritte unternehme.«
    Mit Küssen überzeugten die Gefährten die Kindgöttin und gelangten bereits spät am nächsten Tag nach Jorsan, das sich als typische elenische Hafenstadt erwies, die sich am äußersten Ende des Fjords befand. Während der Reise hatten sie über die beste Tarnung diskutiert. Beviers Vorschlag lautete, sich als Pilger auszugeben. Kalten hatte sich dafür ausgesprochen, Krawallmacher und Säufer zu spielen, die sich in den Kneipen des Hafenviertels amüsieren wollten. Talen dagegen hatte gemeint – vielleicht durch Rebals musikalischen Vortrag angeregt – es würde gewiß Spaß machen, sich als wandernde Mimen auszugeben. Als Jorsan in Sicht kam, waren die Gefährten sich noch immer nicht einig.
    »Wäre es nicht ohnehin nur Zeitverschwendung?« gab Ulath zu bedenken. »Warum sollen wir uns verkleiden? Es geht doch wirklich niemanden was an, wer wir sind, oder? Solange wir nicht in Rüstung herumlaufen, werden die Jorsaner sich nicht einmal nach uns umdrehen. Warum also die Mühe, ihnen etwas vorzumachen?«
    »Wir müssen unsere Kettenhemden tragen, Ulath«, erinnerte Berit ihn. »Wie sollen wir das begründen?«
    »Überhaupt nicht. Viele Männer tragen Kettenhemden und Waffen. Das ist gar nichts Ungewöhnliches. Falls sich in der Stadt jemand als zu neugierig erweisen sollte, kann ich seine Neugier ziemlich schnell kurieren.« Er hob die Hand und ballte bedeutungsvoll die Faust.
    »Du meinst, wir sollen sie bloß einschüchtern?« fragte Kalten.
    »Warum nicht? Hat man uns nicht dafür ausgebildet?«
    Der Gasthof war nicht gerade erste Wahl, aber er war sauber und lag nicht so nahe am Hafen, daß die Straßen von lärmenden Seeleuten überfüllt waren, die von Schenke zu Schenke taumelten. Die Schlafräume befanden sich im ersten Stock über der Gaststube; die Stallungen lagen hinter dem Haus.
    »Überlaß das mir«, flüsterte Ulath Sperber zu, als sie sich dem Wirt näherten, einem Mann mit krausem Haar und langer, spitzer Nase.
    »Wie du willst«, erwiderte Sperber.
    »He, Ihr«, wandte Ulath sich abrupt an den Wirt. »Wir brauchen fünf Zimmer für die Nacht, Futter für zehn Pferde, und was Anständiges zu essen.«
    »Das alles könnt Ihr bekommen, werter Herr«, versicherte der Wirt.
    »Fein. Wieviel?«
    »Äh…« Der Mann mit der spitzen Nase rieb sich das Kinn und schätzte im stillen die Kleidung und den Gesamteindruck des hünenhaften Thalesiers ab. »Eine halbe Krone, werter Herr«, antwortete er versuchsweise. Seine Preise waren offenbar sehr variabel.
    Ulath machte auf dem Absatz kehrt. »Gehen wir«, sagte er zu Sperber.
    »Oh, wo war ich nur mit meinen Gedanken?« Der Wirt schlug sich auf die Stirn. »Ihr sagtet fünf Zimmer und Futter für zehn Pferde, richtig? Das hab' ich doch glatt verwechselt. Für nur fünf Zimmer wäre eine halbe Krone natürlich viel zuviel! Der richtige Preis … sagen wir mal, ist zwei Silberblatt.«
    »Wie schön, daß Ihr mit Eurer Rechnerei endlich fertig seid«, brummte Ulath. »Zeigt uns die Zimmer.«
    »Selbstverständlich, werter Herr.« Der Wirt eilte vor ihnen die Treppe hinauf.
    Sperber grinste. »Du hast ihn ja kaum zu Wort kommen lassen.«
    »Ich habe noch keinen Wirt kennengelernt, der ein interessanter Gesprächspartner wäre.«
    Auf dem oberen Korridor angelangt, warf Ulath einen Blick in eines der Zimmer. »Schau nach, ob du Ungeziefer siehst«, wandte er sich an Sperber.
    »Aber Herr !« entrüstete sich der Wirt.
    »Ich schlafe gern allein«, erklärte ihm Ulath. »Ungeziefer nimmt einem Platz weg und ist des Nachts immer unruhig!«
    Der Wirt lachte gezwungen. »Das ist wirklich komisch, guter Herr. Das muß ich mir merken. Woher kommt Ihr, und wohin wollt Ihr?«
    Ulath bedachte ihn mit einem durchdringenden, eisigen Blick. Seine blauen Augen wirkten so kalt wie der Wind in seiner nordischen Heimat, und seine Schultern spannten sich bedrohlich, als er sie unter seinem Kittel straffte.
    »Äh … spielt ja keine Rolle«, sagte der Wirt hastig. »Es geht mich auch gar nichts an, nicht wahr?«
    »Wenigstens damit habt Ihr recht«, bestätigte Ulath. Er schaute sich um. »Das ist gut genug. Wir bleiben.«

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