Bücher online kostenlos Kostenlos Online Lesen
Tamuli 2 - Das leuchtende Volk

Tamuli 2 - Das leuchtende Volk

Titel: Tamuli 2 - Das leuchtende Volk Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: David Eddings
Vom Netzwerk:
ich ihn damals herausnahm, schien alles nur komplizierter zu werden. Deshalb lasse ich ihn wo er ist, bis ich ihn wirklich brauche.« Er drehte die Schatulle, die zum größten Teil aus Gold bestand, in den Händen und betrachtete sie eingehend. Kuriks Arbeit war vorzüglich, auch wenn die Schatulle sehr schlicht war. »Wie kann ich sie überhaupt öffnen? Wenn es sein muß, meine ich. Sie hat kein Schlüsselloch.«
    »Du brauchst bloß den Deckel mit einem der Ringe zu berühren.« Flöte beobachtete ihn aufmerksam.
    »Mit welchem?«
    »Am besten mit deinem. Im Unterschied zu Ehlanas Ring ist er an dich gewöhnt. Spürst du denn wirklich nicht eine Art …«
    »Eine Art was?«
    »Sehnen deine Hände sich nicht danach, Bhelliom zu berühren?«
    »Nicht besonders.«
    »Jetzt verstehe ich, warum alle anderen in meiner Familie dich fürchten. Du bist so ganz und gar anders als andere!«
    »Ich glaube, jeder ist auf irgendeine Weise anders als andere. Was machen wir jetzt?«
    »Wir können zum Schiff zurückkehren.«
    »Kannst du dich mit der Mannschaft in Verbindung setzen?«
    »Ja.«
    »Dann bitte sie doch, den Fjord zu überqueren und uns irgendwo auf dieser Seite wieder an Bord zu nehmen. Dann brauchen wir nicht die ganze Strecke nach Jorsan zurückzureiten und gehen zudem der Gefahr aus dem Weg, auf Rebals Fanatiker zu treffen. Inzwischen könnten einige nüchtern genug sein, um zu erkennen, daß wir keine Edomer sind.«
    »Was ist mit dir, Sperber? Bist du schlecht gelaunt?«
    »Um ehrlich zu sein, ärgere ich mich zur Zeit ein bißchen über dich.«
    »Was habe ich denn getan?«
    »Wie wär's, wenn wir jetzt nicht näher darauf eingingen?«
    »Liebst du mich denn nicht mehr?« Flötes Unterlippe zitterte.
    »Natürlich liebe ich dich. Aber das ändert nichts daran, daß ich im Augenblick ein bißchen böse auf dich bin. Auch Menschen, die wir lieben, ärgern uns hin und wieder.«
    »Es tut mir leid«, sagte sie kleinlaut.
    »Schon gut. Das gibt sich wieder. Sind wir hier jetzt fertig? Können wir aufsitzen und uns auf den Rückweg machen?«
    »Gleich«, erwiderte Flöte und schien sich plötzlich an irgend etwas zu erinnern. Ihre leicht zusammengekniffenen Augen funkelten bedrohlich. »Du!« sagte sie und deutete auf Talen. »Komm her!«
    Der Junge seufzte und gehorchte.
    »Was hast du dir eigentlich dabei gedacht?« fragte sie streng.
    »Ich – ich hatte Angst, daß du hinunterfällst.«
    »Ich wäre nicht hinuntergefallen, du Tölpel! Daß du mir so etwas nie wieder tust!«
    Talen hätte es ihr versprechen können. Es wäre die einfachste Lösung gewesen und hätte eine wortreiche Zurechtweisung vermieden. Aber er tat es nicht. »Nein, Flöte, ich fürchte, so geht das nicht. Ich werde jedesmal springen, wenn ich glaube, daß du dich in Gefahr befindest.« Er verzog das Gesicht. »Ich möchte, daß du weißt, daß ich nicht völlig vertrottelt bin. Es ist nur – ich kann nicht anders. Wenn ich sehe, daß du so etwas tust wie vorhin, handle ich, ohne darüber nachzudenken. Also tu so was nicht noch einmal, wenn ich in der Nähe bin, denn ich werde jedesmal versuchen, dich davon abzuhalten – egal, wie dumm es ist.«
    »Warum?« fragte sie ihn eindringlich.
    »Weil ich dich liebe, nehme ich an.« Er zuckte die Schultern.
    Flöte stieß einen Freudenschrei aus und warf sich in seine Arme. »Er ist so ein netter Junge!« rief sie und überschüttete sein Gesicht mit Küssen.
    Sie waren noch keine Meile weit gekommen, als Kalten plötzlich scharf am Zügel riß und gräßliche Verwünschungen ausstieß.
    »Kalten!« wies Vanion ihn zurecht, »wir sind in Damengesellschaft!«
    »Dreht Euch um, Hochmeister«, entgegnete der blonde Pandioner.
    Es war die Wolke, tintenschwarz und unheilverkündend. Sie kroch wie klebriger Schleim über den Boden.
    Vanion fluchte und griff nach seinem Schwert.
    »Das hat keinen Sinn«, sagte Sperber, griff unter seinen Kittel und holte die Schatulle hervor. »Aber vielleicht hilft das.« Er klopfte mit dem Gold seines Ringes an den Deckel.
    Nichts tat sich.
    »Du mußt der Schatulle befehlen, sich zu öffnen, Sperber«, wies Flöte ihn an.
    »Öffne dich!« befahl Sperber und drückte den Ring erneut an die Schatulle.
    Der Deckel sprang auf, und Sperber sah den Bhelliom. Die Saphirrose war von vollkommener Schönheit und glühte tiefblau. Doch es schien, als würde sie sich dagegen sträuben, von Sperber berührt und hervorgeholt zu werden. »Wir alle wissen, wer wir sind«, sagte er

Weitere Kostenlose Bücher