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Tamuli 2 - Das leuchtende Volk

Tamuli 2 - Das leuchtende Volk

Titel: Tamuli 2 - Das leuchtende Volk Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: David Eddings
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Fenster der dachlosen Gemäuer schienen wie blinde Augen auf sie herabzustarren. Das Wohnhaus war völlig zerfallen; deshalb saßen Sperber und die anderen auf dem Hof ab und führten ihre nervösen Pferde in eine Ruine, die offenbar einmal die Scheune gewesen war. Der Boden war mit den verrottenden Überresten des Daches übersät, und in den Ecken sammelte sich Vogelkot.
    »Wie lange dauert ein Wirbelsturm normalerweise?« wollte Vanion wissen.
    »Ein oder zwei Tage.« Ulath zuckte die Schultern. »Im Höchstfall drei.«
    »Bei diesem würde ich nicht darauf wetten«, wandte Bevier ein. »Für meinen Geschmack kam er etwas zu schnell, und er zwingt uns, genau hier Schutz zu suchen. Wir sitzen hier in der Falle, ist euch das klar?«
    »Er hat recht«, bestätigte Berit. »Müssen wir nicht davon ausgehen, daß jemand diesen Sturm beschworen hat, um uns aufzuhalten?«
    Kalten blickte ihn unfreundlich an, was Sperber zeigte, daß Kalten noch immer mißtrauisch war, was den jungen Mann und Königin Ehlanas Kammermaid betraf.
    »Ich glaube nicht, daß wir etwas zu befürchten haben«, meinte Ulath. »Sobald wir wieder an Bord des Schiffes sind, könnten wir dem Wirbelsturm entkommen.«
    Aphrael schüttelte den Kopf.
    »Was ist los?« fragte Ulath.
    »Dieses Schiff ist nicht so gebaut, daß es einem Wirbelsturm trotzen könnte. Um ehrlich zu sein – ich habe es bereits nach Hause geschickt.«
    »Ohne es uns zu sagen?« beschwerte sich Vanion.
    »Es ist meine Entscheidung, Vanion! Bei einem solchen Wetter nutzt uns das Schiff nichts. Wir hätten nur die Besatzung unnötigerweise in Gefahr gebracht.«
    »Mir kam das Schiff stark und fest vor«, wandte Ulath ein. »Seine Erbauer müssen auch stürmischen Wind in Betracht gezogen haben, als sie es entwarfen.«
    Flöte schüttelte den Kopf. »Wo das Schiff herkam, gibt es keine Stürme.«
    »Stürme gibt es überall, Flöte«, widersprach Ulath. »Du wirst kein Fleckchen auf dieser Erde finden, wo der Wind nicht wenigstens hin und wieder heftig bläst und…« Er hielt inne und starrte sie an. »Von wo kommt das Schiff?«
    »Das geht dich wirklich nichts an, Herr Ritter. Ich kann das Schiff zurückrufen, sobald der Sturm vorüber ist.«
    »Falls er vorübergeht!« fügte Kalten hinzu. »Und es würde mich kein bißchen wundern, wenn dieser ehemalige Bauernhof von Tausenden bewaffneter Eiferer umlagert ist, sobald der Sturm wirklich aufhört.«
    Alle blickten einander an.
    »Ich glaube, wir sollten lieber weiterziehen, Sturm oder nicht«, riet Vanion. Er schaute Flöte an. »Kannst du immer noch …? Ich meine, wird dieser Wind dich behindern?«
    »Er wird es mir nicht leichter machen«, gestand sie düster.
    »Ich möchte nicht, daß du dich überanstrengst«, sagte Sephrenia rasch.
    Flöte bewegte die Hand, als würde sie etwas zur Seite streifen. »Mach dir meinetwegen keine Sorgen, Sephrenia.«
    »Versuch nicht, etwas vor mir zu verbergen junge Dame!« warnte Sephrenia. »Ich weiß genau, was dieser Wind mit dir anstellen wird!«
    »Und ich weiß genau, was er unserem geheimnisvollen Freund da draußen antut, wenn er ihn mit sich herumschleppen muß. Einen Wirbelsturm huckepack zu tragen, wird ihn viel mehr ermüden als mich, zehn Leute auf Pferden zu befördern. Außerdem bin ich schneller als er. Man nennt mich nicht ohne Grund die flinke Göttin. Wenn ich muß, kann ich sogar schneller laufen als Talen! Wohin möchtest du, Vanion?«
    Der Hochmeister blickte die anderen fragend an. »Zurück nach Jorsan?«
    »Bei einem solchen Wirbelsturm ist Jorsan wahrscheinlich so gut wie jeder andere Ort«, meinte Kalten. »Und zumindest sind dort die Betten trocken.«
    Ulath lächelte. »Und das Bier naß.«
    »Daran habe ich allerdings auch gedacht«, gestand Kalten.
    Der Wind heulte um die Hausecken, doch der Gasthof war ein festes, steinernes Gebäude, und die Fenster hatten dichte Läden. Sperber machte die Zeitverschiebung ziemlich zu schaffen, aber sie ließ sich nicht vermeiden.
    Gleich nach ihrer Rückkehr ins Gasthaus hatte Sephrenia Flöte ins Bett gesteckt und ließ kein Auge von dem kleinen Mädchen.
    »Sephrenia ist wirklich sehr besorgt«, berichtete Vanion. »Es gibt offenbar doch Grenzen. Flöte versucht zwar, die ganze Sache als harmlos abzutun, aber ich erkenne Erschöpfung, wenn ich sie sehe.«
    »Sie wird doch nicht sterben?« fragte Talen erschrocken.
    »Sie kann nicht sterben, Talen!« erwiderte Vanion. »Sie kann vernichtet werden, aber sie kann nicht

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