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Tamuli 2 - Das leuchtende Volk

Tamuli 2 - Das leuchtende Volk

Titel: Tamuli 2 - Das leuchtende Volk Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: David Eddings
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euch in den Sätteln zurück, meine Herren, und überlaßt alles weitere mir.«
    Sperber erwachte abrupt. Sie trotteten am Rand einer windgepeitschten Klippe entlang, gegen die sich schäumend die stürmische See warf. Sephrenia ritt an der Spitze. Sie hielt Flöte in den Armen. Die Gefährten folgten ihr. Sie hatten die Umhänge fest um sich geschlungen und stemmten sich mit unbewegter Miene dem Wind entgegen, der aufgekommen war und an ihren Gewändern zerrte.
    Es gab bedeutsame Veränderungen, die völlig unerklärlich waren, doch Sperbers Verstand schien zu betäubt zu sein, als daß er sie wahrgenommen hätte. Normalerweise ritt Vanion als Beschützer dicht neben Sephrenia, doch er schien gar nicht da zu sein.
    Dafür war Tynian bei ihnen. Sperber wußte mit absoluter Gewißheit, daß Tynian mindestens dreitausend Meilen von ihnen entfernt war. Aber da war er; sein breites Gesicht wirkte so hölzern wie die Gesichter der anderen, und seine rechte Schulter war so gelenkig wie eh und je.
    Sperber drehte sich nicht um, wenngleich er wußte, daß noch jemand hinter ihm ritt, der ebensowenig hier sein konnte.
    Ihre Pferde trotteten den gewundenen, verwitterten Weg hinauf, der dem Rand einer langen, ansteigenden Klippe zu einer Landzunge folgte, die wie ein krummer, steinerner Finger aufs Meer hinausragte. An der äußersten Spitze dieser hohen Landzunge stand ein knorriger, verkrüppelter Baum, dessen Äste der Wind peitschte.
    Als die Gefährten den Baum erreichten, zügelte Sephrenia ihren Zelter, und Kurik schritt auf sie zu, um Flöte vom Pferd zu heben.
    Er stellte sie auf die Füße. Als Kurik sich aufrichtete, blickte er Sperber voll ins Gesicht. Sperbers Knappe hatte sich kein bißchen verändert. Seine Züge waren zerfurcht, und sein silberdurchzogener, schwarzer Bart so borstig wie eh und je. Seine breiten Schultern waren nackt, und breite, stählerne Reifen lagen um seine Handgelenke. Ohne eine Miene zu verziehen, blinzelte er seinem Ritter zu.
    »Also gut«, sagte Flöte entschlossen, »bringen wir es hinter uns, bevor zu viele meiner Anverwandten es sich anders überlegen. Ich mußte ihnen gut zureden und einige Wutanfälle vortäuschen, bis ich sie soweit hatte, daß sie zustimmten. Aber viele haben immer noch Bedenken.«
    »Du brauchst ihnen nichts zu erklären, Flöte«, sagte Kurik mit rauher Stimme – einer so vertrauten Stimme, daß Sperber seine Rührung nicht unterdrücken konnte. »Sag ihnen nur, was sie tun sollen. Schließlich sind sie Ordensritter und daran gewöhnt, Befehle zu befolgen, die sie nicht verstehen.«
    Aphrael lachte erfreut. »Wie weise du bist, Kurik. Also gut, meine Herren, kommt mit.« Sie führte sie an dem knorrigen Baum vorbei an den Rand des schrecklichen Abgrunds. Obwohl sie sich hoch über der Brandung befanden, klang das heftige Tosen der Wellen wie gewaltiger Donner.
    »Und jetzt, meine Herren, brauche ich eure Hilfe.«
    »Was sollen wir tun?« fragte Tynian.
    »Bleibt stehen und bewundert mich.«
    » Wa-as? « fragte Tynian.
    »Bewundert mich, Tynian. Ihr könnt Beifall spenden, wenn ihr wollt, auch wenn es nicht nötig ist. Ich brauche nur eure Bewunderung – und eure Liebe, natürlich. Aber das ist ja nichts Ungewöhnliches. Ich brauche stets Liebe.« Sie lächelte die anderen geheimnisvoll an.
    Dann trat sie über den Rand der Klippe hinaus.
    Talen schrie entsetzt auf und sprang ihr nach.
    So gleichmütig, als würde sie lediglich einen Morgenspaziergang machen, schritt die Kindgöttin durch die leere Luft. Talen dagegen fiel wie ein Stein in die Tiefe.
    » Muß das sein? « rief Aphrael verärgert. Sie machte eine rasche Geste mit der Hand, und Talens Sturz endete. Mit gespreizten Armen und Beinen schwebte er mitten in der Leere. Sein Gesicht war kreidebleich, die Augen vor Entsetzen geweitet. »Würdest du dich darum kümmern, Sephrenia?« bat das kleine Mädchen. »Ich bin im Moment beschäftigt.« Dann blickte sie Talen zornig an. »Wegen dieser Sache werde ich noch ein ernstes Wort mit dir reden junger Mann!« sagte sie, drehte sich um und schritt hinaus auf die offene See.
    Sephrenia murmelte irgend etwas auf Styrisch, und ihre Finger woben den Zauber dazu. Talen erhob sich mit seltsam flatternden Bewegungen und schwang hin und her wie ein Drachen an straffer Schnur, als Sephrenia sich gegen die Schwerkraft stemmte, die Talen auf die Felsen tief unten schmettern wollte. Zurück auf dem Klippen rand, kroch Talen auf allen vieren mehrere Fuß durch das

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