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Tamuli 3 - Das Verborgene Land

Tamuli 3 - Das Verborgene Land

Titel: Tamuli 3 - Das Verborgene Land Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: David Eddings
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Betuana.
    Das Monstrum über der Klippe hatte eine Riesenfaust erhoben und hämmerte mit Blitzen auf die Erde ein. Die steinerne Mauer erbebte; Sprünge durchzogen sie; Trümmer lösten sich, rollten krachend hinab und schmetterten in den Wald am Fuß der Klippe – bis endlich Teile der Wand mit ohrenbetäubendem Krachen zerbarsten und sich als ungeheure Lawine ins Tal wälzten.
    »Klæl hatte nie Zweifel an der Kraft seiner Schwingen«, bemerkte Bhelliom ungerührt. »Er würde gern zum Kampf gegen mich antreten, doch er fürchtet die Höhe der Mauer. So schlägt er eine Treppe für sich.«
    Mit einem donnernden Geräusch, ähnlich dem eines Erdbebens, polterten weitere gewaltige Teile der Wand in die Tiefe und schütteten einen immer höheren Damm aus Steinen auf.
    Das Monstrum wütete in rasendem Zorn, bis mehr und mehr Trümmerstücke in die Tiefe rollten und allmählich einen steilen Weg hinauf zur Mauerkrone bildeten. Und dann verschwand Klæl, und ein heulender Wind tobte über die Mauerwand und fegte die brodelnden Staubwolken der Lawine fort.
    Ein weiteres Geräusch war zu vernehmen. Sperber drehte sich rasch um. Die Trolle hatten sich zu Boden geworfen und kreischten vor Angst und Entsetzen.
    »Wir haben schon immer von ihm gewußt«, sagte Aphrael nachdenklich. »Wir haben uns gegenseitig Angst eingejagt, indem wir Geschichten über ihn erzählten. Es machte auf verderbte Weise Spaß, sich selbst eine Gänsehaut zu verschaffen. Ich glaube, ich habe mir nie eingestehen wollen, daß es Klæl tatsächlich gibt.« »Was, genau, ist er denn?« wollte Bevier wissen.
    »Böse!« Sie zuckte die Schultern. »Wir sind die Guten – jedenfalls reden wir uns das ein – und Klæl ist das Gegenteil, das Abbild all dessen, was wir uns unter dem Bösen vorstellen. Gäbe es Klæl nicht, müßten wir zugeben, daß das Böse in uns selbst ist. Aber das läßt unsere Eigenliebe nicht zu.« »Dann ist dieser Klæl der Fürst der Hölle?« fragte Bevier.
    »Na ja … gewissermaßen. Nur ist die Hölle kein Ort, sondern ein Geisteszustand. Der Sage nach gab es Klæl bereits, als die Älteren Götter erschienen – Azash und die anderen. Doch sie wollten die Welt für sich, und er war ihnen im Weg. Nachdem mehrere Götter im Alleingang versucht hatten, Klæl loszuwerden, statt dessen aber selbst zu Nichts wurden, haben die übrigen sich zusammengetan und ihn vertrieben.«
    »Woher kam er? Ursprünglich, meine ich?« erkundigte sich Bevier. Der Arzier war sehr am Wesen aller Dinge interessiert.
    »Wie, in aller Welt, soll ich das wissen? Ich war nicht da. Frag doch Bhelliom.« »Mich interessiert weniger, woher dieser Klæl stammt, als was er tun kann«, erklärte Sperber. Er holte Bhelliom aus dem Beutel an seinem Gürtel. »Blaurose«, sagte er, »ich glaube, wir sollten uns über diesen Klæl unterhalten.«
    »Das wäre vielleicht angebracht, Anakha«, erwiderte der Edelstein aufs neue durch Vanions Lippen.
    »Woher kam er – oder es? Weißt du etwas über seinen Ursprung?«
    »Klæl hat keinen Ursprung, Anakha. Es hat ihn immer gegeben – so wie mich!« »Was ist es? Oder er?«
    »Notwendig. Ich möchte dich nicht kränken, Anakha, aber die Notwendigkeit Klæls übersteigt dein Begriffsvermögen. Die Kindgöttin hat Klæl hinreichend erklärt – soweit sie seine Existenz versteht.«
»Das ist – das ist …«, stammelte Aphrael empört.
Ein schwaches Lächeln huschte über Vanions Lippen. »Versteh es nicht falsch, Aphrael. Ich liebe dich auch so – trotz deiner Beschränkungen. Du bist noch jung.
Das Alter wird dir Weisheit und Verständnis bringen.«
»So geht das nicht, Blaurose!« warnte Sephrenia.
    »Also gut.« Bhelliom seufzte. »So wollen wir es denn angehen. Klæl wurde tatsächlich von den Älteren Göttern vertrieben, genau wie Aphrael es erzählt hat, doch sein Geist verweilt nach wie vor im Gestein dieser Welt – wie in allen anderen, die ich erschuf. Und was die Älteren Götter zu tun vermochten, können sie auch ungeschehen machen – und die Magie, die Klæl zurückholte, war ein Teil jenes Zaubers, der ihn vertrieben hatte. Offenbar hat ein Sterblicher, der mit dem wundersamen Wirken der Älteren Götter vertraut ist, den Vertreibungszauber umgekehrt, und Klæl ist wieder erschienen.« »Kann er – oder es – vernichtet werden?«
    »Wir sprechen weder von einem ›er‹, noch von einem ›es‹. Wir sprechen von Klæl.
Nein, Anakha, Klæl kann nicht vernichtet werden – genausowenig wie ich. Klæl

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