Tamuli 3 - Das Verborgene Land
ist ewig.«
Sperber erschauerte unwillkürlich.
»Ich fürchte, wir befinden uns in Schwierigkeiten«, murmelte er seinen Freunden zu. »Es ist in gewissem Maße meine Schuld. Ich war so sehr mit der Geburt dieses meines letzten Kindes beschäftigt, daß ich darüber notwendige Pflichten vergaß. Bei der Erschaffung einer neuen Welt pflege ich Klæl zu einem gewissen Zeitpunkt daraus zu vertreiben. Dieses Kind jedoch erfreute mich so sehr, daß ich mir mit der Vertreibung Zeit ließ. Da stieß ich auf den roten Staub, der mich zum Gefangenen machte, und die Pflicht, Klæl zu verstoßen, fiel den Älteren Göttern zu, die diese Aufgabe aber nur sehr unvollkommen erledigten, da sie selbst unvollkommen waren. Dies machte es möglich, Klæl zurückzuholen.« »Durch Cyrgon?« fragte Sperber dumpf.
»Der Zauber der Vertreibung – und Rückholung – ist styrisch. Cyrgon könnte ihn nicht sprechen.«
»Dann war es vermutlich Cyzada«, erklärte Sephrenia. »Er könnte den Zauber durchaus gekannt haben. Ich glaube aber nicht, daß er ihn freiwillig gesprochen hat.« »Vermutlich hat Cyrgon ihn dazu gezwungen, kleine Mutter«, warf Kalten ein. »In letzter Zeit lief für Cyrgon und Zalasta nicht alles so, wie sie's erwartet hatten.« »Aber Klæl rufen!« Aphrael schauderte.
Kalten zuckte die Schultern. »Verzweifelte Menschen lassen sich zu Verzweiflungstaten hinreißen. Warum sollte es bei Göttern anders sein?«
»Was sollen wir tun, Blaurose?« fragte Sperber. »Wegen Klæl, meine ich.« »Du kannst nichts tun, Anakha. Als du Azash gegenüberstandest, hast du deine Sache gut gemacht. Zweifellos wird das bei Cyrgon nicht anders sein. Gegen Klæl aber wärst du hilflos.«
»Dann sind wir dem Untergang geweiht.« Sperber fühlte sich plötzlich völlig niedergeschlagen.
»Dem Untergang geweiht? Keineswegs! Weshalb läßt du dich auf einmal so leicht entmutigen, mein Freund? Ich habe dich nicht erschaffen, daß du dich gegen Klæl stellst. Das ist meine Sache. Natürlich wird Klæl uns in bestimmtem Maße zu schaffen machen, wie es eben seine Art ist. Und dann werden Klæl und ich einander gegenübertreten, wie üblich.« »Und du wirst ihn wieder vertreiben?«
»Das steht zuvor nie fest, Anakha. Aber ich verspreche dir, daß ich mein möglichstes tun werde, uns von Klæl zu befreien – so, wie er alles tun wird, mich loszuwerden. Unser Zweikampf liegt in der Zukunft, und wie ich dir schon oft sagte, ist uns die Zukunft verborgen. Aber ich sehe diesem Zweikampf voll Zuversicht entgegen. Zweifel schwächt die Entschlußkraft, und zaghafte Unsicherheit belastet den Geist. Man soll leichten Herzens und frohgemut in die Schlacht ziehen.«
»Du redest manchmal ganz schön salbungsvoll daher, Weltenmacher«, sagte Aphrael ein wenig boshaft. »Sei brav«, rügte Bhelliom sanft.
»Anakha!« Es war Ghworg, der Gott des Tötens. Die riesige Gestalt pflügte einen dunklen Pfad durch die silberbereifte Wiese. »Ich werde die Worte Ghworgs anhören«, erwiderte Sperber.
»Hast du Klæl gerufen? Glaubst du, er wird uns helfen, Cyrgon Schmerzen zuzufügen? Es ist nicht gut, wenn du das glaubst! Laß Klæl zurückkehren.« »Ich habe ihn nicht geholt, Ghworg, ebensowenig der Blumenstein. Wir vermuten, daß Cyrgon ihn gegen uns beschworen hat.« »Hat der Blumenstein Macht über Klæl?«
»Das ist nicht sicher. Die Macht Klæls ist der des Blumensteins ebenbürtig.« Der Gott des Tötens hockte sich auf das gefrorene Gras und kratzte mit einer gewaltigen Pranke das zottige Gesicht. »Cyrgon ist noch nicht so wichtig, Anakha«, brummte er in seiner einfältigen Art. »Wir können Cyrgon morgen etwas antun oder irgendwann später. Aber gegen Klæl müssen wir jetzt vorgehen. Wir dürfen nicht bis später warten.«
Sperber stützte ein Knie auf der eisigen Wiese auf. »Deine Worte sind weise, Ghworg.«
Der Gott des Tötens verzog die Lippen zu einem gräßlichen Grinsen. »Das Wort, das du da benutzt hast, ist bei uns nicht üblich, Anakha. Würde Khwaj sagen, ›Ghworg ist weise‹, würde ich ihm Schmerzen zufügen!« »Ich habe es nicht gesagt, um dich zu erzürnen, Ghworg.«
»Du bist kein Troll, Anakha. Du kennst dich bei uns nicht aus. Wir müssen Klæl Schmerzen zufügen, damit er weggeht. Wie können wir das tun?«
»Wir können ihm nichts anhaben. Nur Blaurose kann ihn vertreiben!«
Ghworg knurrte grauenvoll und schmetterte die Faust auf den gefrorenen Boden. Sperber hob eine Hand. »Cyrgon hat Klæl gerufen, damit
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