Tamuli 3 - Das Verborgene Land
ihre Sattelbeutel in ihrem Zimmer und begaben sich sogleich in das Badehaus an der Hinterseite des Gasthofes.
Nach dem Bad fühlten sie sich sogleich viel besser und setzten sich in die Schankstube, um bei einem Krug Bier die Zeit bis zum Abendessen angenehm zu vertreiben. Khalad erhob sich vom Tisch und betrachtete eingehend den Porzellanofen. »Das ist eine interessante Idee«, wandte er sich an Berit. »Ich frage mich, ob sie in Eosien Freunde finden würde.« »Ich persönlich blicke gern in die Flammen«, erklärte Berit.
»Wenn das alles ist, kannst du ja Kerzen anstarren, so lange du willst. Ein offenes Feuer gibt nicht halb soviel Wärme, aber doppelt soviel Schmutz wie ein Ofen, auf dem man außerdem noch kochen kann. Wenn wir erst wieder zu Hause sind, werde ich einen für meine Mütter bauen.«
Berit lachte. »Wenn du ihre Küche auseinandernimmst, wirst du ihre Besen zu spüren bekommen!«
»Das glaube ich nicht. Ein Eintopf ohne Asche und Ruß könnte ihnen gefallen.« Der Mann, der auf ihren Tisch zukam, trug einen Kittel mit tief ins Gesicht gezogener Kapuze. »Es stört euch doch nicht, wenn ich euch Gesellschaft leiste?« fragte er und schob die Kapuze ein wenig zurück.
Es war derselbe Styriker, den sie zuletzt an der Bucht von Micae gesehen hatten. »Ihr kommt rasch herum, Nachbar«, sagte Berit. »Aber im Gegensatz zu uns habt Ihr Euer Ziel immer gekannt.«
»Wie lange hat es gedauert, bis Ihr wieder trocken wart?« fragte Khalad.
»Lassen wir dieses Gerede«, sagte der Styriker kalt. »Ich habe neue Anweisungen für Euch.«
»Oh! Ihr seid nicht hergekommen, um unsere Bekanntschaft zu vertiefen?« fragte Khalad. »Da bin ich bitter enttäuscht.«
»Sehr komisch. Ich werde jetzt in meine Tasche greifen, um den Brief herauszuholen. Also zieht nicht gleich Eure Messer.«
»Ich käme gar nicht auf diese Idee, alter Junge«, versicherte Khalad ihm feixend. »Das ist für Euch, Sperber.« Der Styriker händigte Berit das versiegelte Pergament aus.
Berit öffnete es. Behutsam nahm er das kleine Büschel Haar von Königin Ehlana heraus; dann las er laut: ›Sperber, begebt Euch auf dem Landweg nach Arjun. Dort erhaltet Ihr weitere Anweisungen. Krager.‹»Er muß betrunkener gewesen sein als üblich«, bemerkte Khalad. »Diesmal hat er sich gar keine Mühe mit höhnischen Bemerkungen gemacht. Reine Neugier, Freund – warum hat er uns von Sopal aus nicht geradenwegs nach Arjun geschickt? Er hätte allen eine Menge Zeit sparen können.«
»Das geht Euch wirklich nichts an, Elenier. Ihr habt lediglich die Anweisungen zu befolgen.«
»Ich bin ein Bauer, Styriker, und gewöhnt, zu gehorchen. Prinz Sperber jedoch könnte ein wenig ungeduldig werden, und Ungeduld macht ihn sehr übellaunig.« Khalad blinzelte ins fleischige Gesicht des Boten. »Da wir gerade bei diesem Thema sind, möchte ich Euch einen freundlichen Rat geben, alter Junge. Von hier nach Arjun sind es etwa zwanzig Tagesritte. Bis wir dort ankommen, wird Sperber noch übellauniger sein als sonst. Solltet Ihr ihm auch die nächste Botschaft überbringen müssen, würde ich ihm an Eurer Stelle nicht zu nahe kommen.«
»Ich glaube, wir finden schon eine Möglichkeit für ihn, seine schlechte Laune abzureagieren«, entgegnete der Styriker hämisch. »Ihr habt keine zwanzig Tage, Arjun zu erreichen. Ihr müßt in vierzehn Tagen dort sein!« Er erhob sich. »Kommt nicht zu spät!« Er drehte sich um und schritt zur Tür.
»Gehen wir!« sagte Khalad.
»Wohin?«
»Ihm nach.«
»Wozu?«
Khalad seufzte. »Um ihn uns gründlich vorzuknöpfen«, erklärte er betont geduldig. »Ich möchte ihn durchsuchen – vielleicht hat er ja die nächste Botschaft schon bei sich.« »Bist du verrückt? Wenn wir das tun, töten sie die Königin!«
»Nur, weil wir ihren unwichtigen kleinen Boten in die Mangel nehmen? Lächerlich! Sie wollen den Bhelliom, und die Königin ist das einzige, wofür sie ihn bekommen können. Wenn wir wollten, könnten wir jeden ihrer Kuriere umbringen, ohne daß sie ihr etwas antun würden. Komm schon, machen wir diesem Styriker ein wenig angst und wühlen in seinen Taschen herum. Wenn wir die nächste Botschaft in die Hände kriegen, könnten wir ihnen zuvorkommen.«
»Weißt du was? Ich glaube, du hast recht. Sie werden der Königin doch wirklich nichts tun?«
»Ganz sicher nicht. Bringen wir diesem Styriker ein bißchen Manieren bei. Genau das würde Sperber nämlich tun.«
»Ja, wahrscheinlich.« Berit blickte seinen
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