Tamuli 3 - Das Verborgene Land
regelmäßigen Abständen ein heftiges Zittern durchlief. »Ihr habt wohl keinen Wein mitgebracht?« fragte er Senga.
»Er wird kaum verlangt«, erklärte Senga ihm und klappte die hintere Ladeplanke wieder hoch. »So gut wie alle hier wollen Bier.«
»Wißt Ihr, wo man Wein bekommen kann?«
»Ich werde mich umhören. Was hättet Ihr gern für welchen?«
»Arzischen Roten, wenn Ihr ihn auftreiben könnt.«
Senga pfiff durch die Zähne. »Dafür müßtet Ihr aber tief in die Tasche greifen, mein Freund. Hiesigen Roten würde ich zwar irgendwo für Euch finden, aber importierten … Das wird ein großes Loch in Euren Geldbeutel fressen.«
Krager blickte ihn feixend an. »Kein Problem«, versicherte er mit schwerer Zunge. »An Geld mangelt es mir im Moment nicht. Die Rotweine von hier schmecken wie Schweinepisse. Ich will richtigen Wein!«
»Das könnte eine Zeitlang dauern«, meinte Senga unschlüssig. »Ich kenne jemand in Delo, der Euch vielleicht arzischen Roten besorgen könnte, aber nach Delo ist es ziemlich weit.«
»Wann kommt Ihr wieder hierher?«
»In zwei, drei Tagen. Die Brauerei, von der ich dieses Gesöff beziehe, arbeitet Tag und Nacht – trotzdem könnte ich die doppelte und dreifache Menge verkaufen.« »Dann bringt mir beim nächsten Mal zwei Fässer vom hiesigen Roten mit, auch wenn er nach Schweinepisse schmeckt. Aber seht zu, daß Ihr mir so rasch wie möglich echten arzischen Wein besorgt.«
»Ihr könnt Euch auf mich verlassen«, versicherte Senga ihm. Er blickte Krager eindringlich an. »Ich brauch' aber einen Vorschuß. Ich muß den Arzier kaufen, bevor ich ihn Euch verkaufen kann. Ich verdiene zwar nicht schlecht, aber so reich bin ich noch lange nicht.« Krager kramte in seinem Beutel.
Plötzlich wurde Kalten von einer beinahe unerträglichen Ungeduld gepackt. Er war jetzt sicher, daß Alean sich hier befand. Kragers Anwesenheit bestätigte es geradezu. Ohne Zweifel wurden die beiden Damen in dem Haus mit den vergitterten Fenstern festgehalten. Er mußte unbedingt zu Narstils Lager zurück, damit Bevier Aphrael Bescheid geben konnte. Wenn Xanetia Natayos unbemerkt zu betreten vermochte, konnte sie entweder die Hausmauern durchdringen oder Kragers vom Suff zerstörte Gedanken erforschen, um zu bestätigen, was nun so gut wie sicher war.
Wenn alles nach Plan verlief, würden er und Sperber in wenigen Tagen wieder mit den geliebten Frauen vereint sein. Dann konnten sie alle hierher kommen und mit den Verantwortlichen so allerlei Unangenehmes anstellen.
Vanion und Betuana erreichten Sarna erst am Spätnachmittag, doch die atanische Königin gönnte sich kaum eine Pause, ehe sie zur Grenze aufbrach.
»Es war grauenvoll, Sperber.« Vanion lehnte sich müde im Sessel zurück und legte seinen Helm auf den Tisch. »Solche Krieger habe ich noch nie gesehen. Sie sind riesig, sie sind schnell, und ihre Haut ist so zäh, daß meine Klinge meist davon abprallte. Ich weiß nicht, wo Klæl diese Krieger gefunden hat, aber sie haben gelbes Blut, und sie haben meine Männer mühelos zerfleischt.«
»Kring und Tikume sind ihnen ebenfalls begegnet, soviel ich weiß«, berichtete Sperber. »Anosian hat versucht, Aphrael Bescheid zu geben, kam aber mit dem Zauberspruch nicht zurecht, so daß sie kaum etwas davon verstehen konnte. Sie ist ziemlich unzufrieden mit Tynian. Als er die Ritter versammelte, die er nach Matherion mitbrachte, hat er versehentlich genau die Pandioner ausgewählt, die so gut wie keine Begabung für die styrische Magie besitzen. Deshalb kann sie keinerlei Berichte von Komier erhalten.«
»Wir sollten jemand zu ihm schicken, der die Berichte übermittelt – nur würde er Wochen brauchen, bis er dort ankommt!«
»Nicht, wenn Aphrael ihn dorthin bringt«, widersprach Sperber. »Sie hat mich von Beresa nach Sopal getragen – das sind fast tausend Meilen! – in nur einer halben Stunde.«
»Das meint Ihr doch nicht ernst!«
»Das Fliegen wird Euch gefallen, Vanion.«
»Du redest zuviel, Sperber.«
Beide Männer drehten sich rasch um. Die Kindgöttin saß in einem Sessel an der rückwärtigen Wand des Gemachs und hatte die grasfleckigen Füßchen auf den Tisch gelegt. »Ich wünschte, du würdest das nicht tun!« klagte Sperber.
»Hättest du gern eine Art Ankündigung, Sperber? Unmengen von Geistern, die Lobeshymnen singen, um mein Kommen kundzutun? Das wäre zwar etwas sehr dick aufgetragen, ließe sich aber machen, wenn du darauf bestehst.« »Vergiß einfach, was ich gesagt
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