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Tamuli 3 - Das Verborgene Land

Tamuli 3 - Das Verborgene Land

Titel: Tamuli 3 - Das Verborgene Land Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: David Eddings
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die das Auslegerfloß bemannten, waren bis über die Ohren in Pelze gehüllt und kauerten die meiste Zeit im zweifelhaften Schutz der flatternden Zelte.
    »Auf die kleinen, aber wichtigen Feinheiten kommt es an, Berit«, erklärte Khalad, während er das Seil am Steuerbordende eines ihrer behelfsmäßigen Segel verknotete. »Jede Arbeit setzt sich im Grunde genommen aus Feinheiten zusammen.« Er blinzelte das vereiste Seil entlang auf das, was eher einem Schneefang glich als einem Segel. »Sperber befaßt sich mit dem großen Plan und überläßt die Feinheiten anderen. Das ist auch gut so, denn er ist ein hoffnungsloser Stümper, wenn es um kleine Dinge und echte Arbeit geht.« »Khalad!« rief Berit schockiert.
    »Hast du ihn je gesehen, wenn er mit Werkzeug umzugehen versucht? Schon unser Vater hat uns immer wieder davor gewarnt: ›Laßt Sperber nie nach einem Werkzeug greifen!‹ Kalten ist ziemlich gut als Handwerker; Sperber dagegen ist ein hoffnungsloser Fall. Überläßt man ihm irgendeinen Gegenstand, der mit der Hände Arbeit zu tun hat, verletzt er sich damit.« Khalad riß den Kopf hoch und fluchte. »Was ist los?«
    »Hast du es denn nicht gespürt? Die Backbordschlepptaue hängen plötzlich durch! Wecken wir die Seeleute. Wir wollen doch nicht, daß diese träge Schaukel sich wieder breitseits legt.« Die beiden jungen Männer in ihren dicken Pelzen machten sich auf den Weg über die zusammengebundenen vereisten Flöße und plagten sich um den riesigen Pferch herum, in dem sich die Pferde zum Schutz gegen den bitterkalten Rückenwind zusammendrängten.
    Der Einfall, aus den Flößen einen Ausleger zu bauen, war in der Theorie sehr gut, doch es ergaben sich ziemliche Probleme mit der Nautik, die sich als weit schwieriger erwies, als sowohl Sorgi wie auch Khalad vermutet hatten. Khalads dicht geflochtene Matten aus Tannenzweigen funktionierten recht gut als Segel und bewegten die Ausleger mit Hilfe von Xanetias Brise stetig südwärts. Doch Sorgis Schiffe sollten die Ausleger auch steuern. Und da begann das Problem. Nicht einmal zwei Schiffe bewegen sich mit exakt der gleichen Geschwindigkeit, auch dann nicht, wenn derselbe Wind sie antreibt. Die fünfzig Schiffe vor ihnen und die fünfundzwanzig entlang jeder Seite des Auslegers mußten navigatorisch genau aufeinander abgestimmt werden, damit das riesige Floß sich in die gewünschte Richtung bewegte. Solange alle genau aufgepaßt hatten, war das gutgegangen, doch nach zwei Tagesreisen lief nicht mehr alles nach Plan. Der Ausleger war seitwärts herum geschwungen, und so sehr die Gefährten sich auch bemüht hatten, ihn wieder in die richtige nautische Position zu bringen – es war unmöglich gewesen. So hatten sie keine andere Wahl gehabt, als die Flöße in der schneidenden Kälte mühevoll auseinander- und wieder neu zusammenzubinden. Anschließend waren sie völlig erschöpft gewesen und hofften, so etwas nicht noch einmal durchmachen zu müssen.
    Als sie die Backbordseite des Auslegers erreichten, zog Berit ein verbeultes Messinghorn unter seinem Pelzumhang hervor und zog mit dessen schrillem Klang die Aufmerksamkeit der Backbordschleppschiffe auf sich, während Khalad nach der gelben Fahne griff und sie heftig zu schwenken begann. Die abgesprochenen Signale waren einfach. Die gelbe Flagge bedeutete den Schiffsbesatzungen, mehr Segel zu setzen, um die Schlepptaue straff zu halten; die blaue Flagge wies sie an, Treibanker zu werfen, um den Tauen mehr Spielraum zu geben; und die rote, die Taue zu lösen und sich dann schnellstens in Sicherheit zu bringen.
    Die Schlepptaue strafften sich wieder, als Khalads Signal an die Seeleute weitergegeben wurde, welche die eigentliche Arbeit an Bord der Schiffe machten. »Wie schaffst du es eigentlich, das alles im Griff zu behalten?« fragte Berit seinen Freund. »Und woher weißt du immer so schnell, wenn etwas schiefgeht?«
    Khalad verzog das Gesicht. »Ich möchte auf keinen Fall mehrere Tage damit vergeuden, dieses Ungetüm auseinanderzunehmen und wieder zusammenzusetzen, während die Gischtspritzer auf mir gefrieren; deshalb achte ich mit aller Aufmerksamkeit darauf, was mein Körper mir verrät. Man kann in den Beinen und den Fußsohlen Veränderungen spüren. Wenn ein Tau an Straffheit verliert, fühlt man, wie die Bewegung des Auslegers sich ändert.« »Gibt es irgend etwas, von dem du nichts verstehst?«
    »Ich kann nicht besonders gut tanzen.« Khalad blinzelte in die ersten schmerzenden Eistropfen

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