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Tamuli 3 - Das Verborgene Land

Tamuli 3 - Das Verborgene Land

Titel: Tamuli 3 - Das Verborgene Land Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: David Eddings
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Offenen Mundes starrte Ulath auf die buntschimmernde Gestalt, die auf sie zukam. Das vielfarbige Licht blendete ihn.
    »Das ist Xanetia«, erklärte Sperber. »Kannst du sie tatsächlich sehen?«
»Soll das heißen, ihr könnt sie nicht sehen?«
»Sie ist unsichtbar, Ulath!«
»Für mich ganz bestimmt nicht.«
    »Es muß etwas mit der eigentümlichen Zeit zu tun haben, in der du dich aufhältst, mein Freund«, meinte Bevier. »Du solltest Xanetia lieber wissen lassen, daß du sie sehen kannst. Es könnte sich möglicherweise irgendwann einmal als wichtig erweisen.«
    Der schimmernde Regenbogen hielt ein paar Schritte entfernt an. »Anakha«, sagte Xanetia leise.
»Ich höre Euch, Anarae«, erwiderte Sperber.
    »Es schmerzt mich, gestehen zu müssen, daß ich versagt habe«, gestand sie. »Scarpas Verstand ist dermaßen verwirrt, daß ich seinem Gedächtnis keine zusammenhängenden Gedankengänge entnehmen kann. Ich bin jedoch behutsam in das Gedächtnis einiger seiner Anhänger eingedrungen und muß Euch nun leider sagen, daß Eure Königin nicht mehr hier in Natayos ist. Als unsere Feinde unsere List mit dem jungen Ritter Berit aufdeckten, hat Zalasta im Schutz der Dunkelheit mit Eurer Gemahlin und ihrer Kammermaid Natayos verlassen. Ich werde mich bemühen, aus den Gedanken anderer ihren neuen Aufenthaltsort zu erfahren.« Ulaths Herz schmerzte vor Mitgefühl, als er sah, wie sich plötzlich quälende Verzweiflung auf Sperbers Gesicht ausbreitete.
    In schier endlosen Regimentern rannten die hochgewachsenen Krieger mit knapper Rüstung und ihren im kühlen Dämmerlicht schimmernden bronzefarbenen Armen und Beinen leichtfüßig dahin. Der sie fast alle überragende König Androl lief an der Spitze seiner Armee. Es tat gut, wieder auf dem Marsch zu sein, und die Aussicht auf eine Schlacht berauschte ihn. Kampf war bedeutungsvoll, und man konnte die Ergebnisse sehen. Die Abwesenheit seiner Gemahlin hatte dem unvorbereiteten Androl unzählige kleine Verwaltungspflichten aufgebürdet, und natürlich füllte es ihn nicht aus, Entscheidungen über Dinge zu treffen, die ihn nicht interessierten und die er nicht verstand. Doch es war noch enttäuschender und ermüdender, keine sofortigen Ergebnisse zu sehen, die ihm verraten hätten, ob seine Entscheidungen richtig gewesen waren.
    Wieder einmal dankte der König der Ataner seinem Gott, daß er ihm Betuana zur Gemahlin gegeben hatte. Sie ergänzten einander großartig. Nie verlor die Königin den Überblick, weder in großen noch in kleinen Dingen, und nie übersah sie die kleinste Kleinigkeit. Sie hatte einen regen Verstand, und im Unterschied zu ihrem Gemahl entgingen ihr keine Feinheiten, keine Nuancen. Androl dagegen war praktischer veranlagt, ein Mann der Tat. Nur zu gern überließ er es seiner Gemahlin, die lästigen Entscheidungen in Politik und Verwaltung zu treffen. Niemals stellte er in Frage, was Betuana beschlossen hatte, und führte alle ihre Anweisungen aus. Und so war es auch besser. Der König von Atan war sich im klaren darüber, daß er nur auf dem Schlachtfeld eine gute Figur machte, nicht aber auf diplomatischem Parkett. Und er wußte, daß seine Gemahlin liebevoll darüber hinwegsah, wenn er hin und wieder seine Herrscherpflichten vernachlässigte. Er hoffte nur, daß er sie nicht zu sehr enttäuschte.
    Betuanas Vorschlag – in militärischen Belangen erteilte sie Androl nie Befehle – daß er die Hauptmacht ihrer Streitkräfte zum Südufer des Samasees führen solle, um sich auf eine große Schlacht bei Tosa vorzubereiten, war genau die Art kriegerischer Unternehmungen, die Androl liebte. Alles lief einfach und unkompliziert ab; es brauchten keine lästigen Entscheidungen getroffen zu werden, die Feinde waren bekannt und die langweiligen Einzelheiten aus dem Weg geräumt.
    Er lächelte, als er seine Armee in die letzten Ausläufer des Gebirges etwa hundertfünfzig Meilen südöstlich von Tualas führte. Betuanas Nachricht hatte angedeutet, daß die Schlacht bei Tosa titanisch zu werden versprach: ein gewaltiger Waffengang ebenso gewaltiger Armeen, die so erbittert gegeneinander kämpften, daß das Klirren der Schwerter bis zum Himmel schallte. Nach dieser Schlacht würde Betuana stolz auf ihn sein; das wußte Androl.
    Der Weg durch die Ausläufer des Gebirges führte zu einem langen Grat hinauf, dann durch einen schmalen Paß und von dort hinunter zur tiefen Klamm eines Wildbachs, der diese Schlucht im Laufe von Jahrtausenden aus dem Felsen genagt

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