Tamuli 3 - Das Verborgene Land
haben, jeder Krieger in Rüstung sei ein Ordensritter.«
»Ich glaube, ich werde mich mal mit dem Kaiser unterhalten«, sagte Itagne nachdenklich. »Euer Diebespaar hat es sich meines Erachtens verdient, in den Adelsstand erhoben zu werden. Diese erfundene Flotte hat offenbar die halbe cynesganische Armee von der Grenze abgezogen und auch die Arjuner in helle Aufregung versetzt. Wahrscheinlich befinden sich jetzt schon alle auf dem Marsch nach Süden.«
Vanion grinste. »Es ist eine großartige kleine Flotte – und die Seeleute brauchen nicht einmal verköstigt zu werden. Wir sollten bei dieser Geschichte bleiben.« Er blickte die Kindgöttin an. »Könntest du für ein paar Trugbilder sorgen, Aphrael?« »Drachen? Engelscharen?«
»Wie wär's statt dessen mit tausend Schiffen, Seite an Seite am Horizont?« »Was bekomme ich dafür?« »Benimm dich«, rügte Sephrenia sie mit sanftem Lächeln. »Wo hättest du deine Trugschiffe denn gern, Vanion?«
Er dachte nach. »Laß sie doch einfach an der Küste von Dakonien und Westarjuna auf und ab schaukeln«, schlug er vor. »Das dürfte die Cynesganer und Arjuner auf Trab halten, weil sie sich entscheiden müssen, wo sie ihre Verteidigungsstellungen einrichten.«
»Ich kümmere mich sofort darum«, versprach Aphrael und rutschte vom Schoß ihrer Schwester, »bevor ich es vergesse.«
Sephrenia lächelte. »Wann hast du jemals etwas vergessen?«
»Ich weiß nicht. Aber irgendwann einmal bestimmt. Wahrscheinlich habe ich nur vergessen, wann genau das war.« Sie bedachte alle mit einem schalkhaften Lächeln und verschwand.
Kring saß neben Mirtai, blickte nachdenklich zur Decke und strich sich dabei geistesabwesend über den stoppeligen Kopf. Die andere Hand konnte er nicht benutzen, da Mirtai Besitz von ihr ergriffen hatte. Ihre zufriedene Miene sagte deutlich, daß sie nicht die Absicht hatte, Krings Hand so bald loszulassen.
»Wenn Aphrael diese cynesganischen Truppen lange genug ablenken kann, werden Tikume und ich Samar ohne Hilfe halten können«, versicherte der Domi. »Erst recht, da wir jetzt wissen, wie Klæls Soldaten beizukommen ist.« Er rieb sich noch heftiger den Kopf.
»Hör auf damit. Ich werde dich rasieren, sobald wir hier fertig sind«, versprach Mirtai. »Ja, Liebste«, entgegnete er erleichtert.
»Ach, bevor ich's vergesse«, warf Vanion ein. »Sperber hat sich mit Bhelliom unterhalten. Klæls Soldaten können unsere Luft höchstens einen Tag lang atmen, dann sterben sie. Der Vorgang wird durch körperliche Anstrengung noch beschleunigt. Wenn Ihr ihnen wieder begegnet, dann macht ihnen Beine, daß sie ins Schnaufen kommen.«
Kring nickte.
Ein überdurchschnittlich großer Ataner kam ins Zimmer und murmelte Itagne etwas zu.
»Ich bin jetzt wirklich sehr beschäftigt, alter Junge«, wehrte Itagne ihn ab. »Er besteht darauf, Itagne-Botschafter.«
»Also gut.« Itagne erhob sich. »Ich bin gleich wieder zurück, Hochmeister Vanion«, entschuldigte er sich und folgte dem Ataner aus dem Zimmer.
»Hat Sperber herausgefunden, aus welchem Land Klæls Soldaten stammen, Freund Vanion?« wollte Kring wissen. »Ich würde einen weiten Bogen darum machen.« »Ich glaube nicht, daß Ihr Euch Gedanken darüber machen müßt, Domi Kring.« Sephrenia lächelte. »Klæls Soldaten wurden von irgendeinem Ort jenseits der Sterne hierher gebracht.«
Kring runzelte die Stirn. »Ihr solltet vielleicht mit Sperber reden, Freund Vanion«, riet er. »Ich habe nichts gegen einen guten Kampf, aber wenn Sperber die Absicht hat, dem ganzen Universum den Krieg zu erklären, sollte er uns in seine Pläne einweihen.«
»Ich werde bestimmt mit ihm darüber reden, Domi Kring«, versprach Vanion. Dann seufzte er. »Ich wollte, wir hätten schon von Anfang an über Klæls Soldaten Bescheid gewußt. Die Ordensritter wurden im Gebirge von Zemoch in einen Kampf mit ihnen verwickelt. Gut die Hälfte fiel oder wurde schwer verwundet.«
»Das tut mir leid, Freund Vanion. Habt Ihr viele gute alte Kameraden verloren?« »Viele, Domi Kring«, antwortete Vanion düster. »Sehr viele.«
Kring wandte sich an Betuana. »Wie ist Freund Engessas Zustand?«
»Aphrael sagte, daß seine Genesung Fortschritte macht, Domi. Aber das möchte ich gern mit eigenen Augen sehen.«
Itagne kehrte mit einem Tamuler in ziemlich altmodischer Kleidung zurück. »Sorgt bitte dafür, daß wir nicht gestört werden«, wies er die atanische Wache auf dem Korridor an. Dann schloß und verriegelte er die
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