Bücher online kostenlos Kostenlos Online Lesen
Tamuli 3 - Das Verborgene Land

Tamuli 3 - Das Verborgene Land

Titel: Tamuli 3 - Das Verborgene Land Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: David Eddings
Vom Netzwerk:
zuckte die Schultern. »Nun stellt sie ihnen eine Falle, in der sie sich selber fangen werden.«
»Haltet sie auf, Heldin!« sagte Bergsten scharf.
    Zu Ritter Heldins Ehre sei gesagt, daß er wirklich versuchte, die flinke Atanerin einzuholen. Doch sie blickte nur über die Schulter, lachte und rannte noch schneller, so daß er immer weiter zurückblieb, so sehr er sein Pferd auch fluchend antrieb. Bergstens Verwünschungen waren noch lauter und unfeiner als die Heldins. »Was, verdammt, macht sie?« brüllte er Neran an.
    »Die Feinde planen einen Hinterhalt, Eminenz«, antwortete Neran ruhig. »Es nutzt ihnen nichts, wenn jemand sie in ihrem Versteck in der Schlucht entdeckt. Atana Maris wird in diese Schlucht laufen, sich von ihnen sehen lassen und dann wieder hinausstürmen. Der Feind wird versuchen, sie zu erwischen, und dazu muß er ins Freie kommen. Ihr solltet vielleicht ein wenig schneller reiten. Atana Maris wäre bitter enttäuscht, wenn Ihr nicht Stellung bezogen hättet, sobald sie den Feind ins Freie lockt.«
    Patriarch Bergsten blickte über die Wüste zu der bronzehäutigen Atanerin, die mit fliegendem Haar geschmeidig in Richtung Süden rannte. Dann fluchte er erneut, richtete sich in den Steigbügeln auf und rief resignierend: »Folgt mir, Männer!«

    Ekrasios und seine Brüder erreichten Synaqua am Spätnachmittag, gerade als die Sonne durch die dicke Wolkendecke brach, die den Himmel seit Tagen verborgen hatte.
    Die Ruinen von Synaqua waren noch verfallener als die von Panem-Dea und Norenja. Die gesamte Ostmauer war von einem der zahllosen Nebenflüsse des Arjun, die träge durch sein schlammiges Delta strömten, unterspült worden und irgendwann in früheren Zeiten zusammengebrochen. Als Scarpas Rebellen hier eingezogen waren, um sich in den Ruinen einzurichten, hatten sie die Mauer durch einen Palisadenzaun ersetzt. Es war eine Stümperarbeit; die Palisade würde keinen Gegner von einem Sturmangriff abhalten.
    Ekrasios überdachte die Lage, als er düster beobachtete, wie die Sonne in einer Wolkenbank im Westen versank. Nach dem unheilvollen Sturm auf Norenja war es zu einem ernsten Problem gekommen. Die Stadt hatte scheinbar viele Tore gehabt, durch welche die von Panik getriebenen Rebellen sich hätten in Sicherheit bringen können, doch ihr Kommandant hatte diese Tore, als Teil seines Verteidigungsplans, mit Schutthaufen versperrt. Die völlig verstörten Rebellen saßen innerhalb der Mauer in der Falle und hatten keine andere Wahl gehabt, als zu kämpfen. Hunderte waren in unbeschreiblichen Qualen gestorben, ehe es Ekrasios gelungen war, seine Männer in die unbewohnten Teile der Ruinenstadt abzuziehen, damit der Fluchtweg durch das Haupttor frei war. Viele Delphae weinten offen über das Grauen, das sie Menschen hatten antun müssen, die im Grunde genommen nur irregeführte Bauern waren. Es hatte Ekrasios zwei Tage und seine ganze Beredsamkeit gekostet, gut die Hälfte seiner Männer davon abzuhalten, den Kampf aufzugeben und sofort nach Delphaeus zurückzukehren.
    Adras, Ekrasios' Jugendfreund und nunmehr sein Stellvertreter, gehörte zu jenen, denen die Geschehnisse unendlich nahegingen. Adras wich seinem Vorgesetzten nun aus, wo er nur konnte, und die wenigen Worte, die sie miteinander redeten, waren rein dienstlich. So kam es, daß Ekrasios sich wunderte, als Adras im dunklen Glühen des feurigen Sonnenuntergangs unaufgefordert zu ihm kam. »Darf ich mit dir sprechen, Ekrasios?« fragte er zögernd.
    »Aber natürlich, Adras. Du weißt doch, daß diese Förmlichkeit nicht nötig ist.« »Ich möchte dir mitteilen, daß ich heute nacht nicht mitmache.«
    »Wir sind durch das Versprechen gebunden, das wir Anakha gegeben haben, Adras«, erinnerte Ekrasios ihn. »Unser Anari hat es ihm geschworen, und dieser Eid ist uns heilig.«
    »Ich kann es nicht, Ekrasios!« rief Adras, und plötzlich strömten ihm Tränen übers Gesicht. »Ich ertrage es nicht, was ich getan habe und wieder tun müßte, würde ich diese Stadt betreten. Gewiß hat Edaemus nicht beabsichtigt, daß wir seine schreckliche Gabe derart benutzen.«
    Es gab viele Argumente, die Ekrasios hätte vorbringen können, doch tief im Herzen wußte er, daß sie alle Augenwischerei gewesen wären. »Ich werde nicht darauf beharren, Adras, denn das wäre keine Freundschaftstat.« Er seufzte. »Ich muß gestehen, daß es mir nicht weniger zu schaffen macht als dir. Wir sind nicht für den Kampf und den Krieg bestimmt, Adras, und

Weitere Kostenlose Bücher