Tamuli 3 - Das Verborgene Land
Gewänder über den Knien abgeschnitten hatten. Die so entstandenen Kleidungsstücke ähnelten den Kitteln der Sklaven, die auf den Feldern und in den Wäldern um Cyrga arbeiteten. Während die anderen sich im Wald verteilten, um von den Sklaven gehauenes Brennholz zu stehlen, blieb Talen zurück und werkelte an der Unterseite der Karre herum. Bis er damit fertig war, hatten die anderen einen beachtlichen Haufen Holz zusammengetragen. Als Sperber wieder einmal mit einem Armvoll Brennholz zurückkehrte, beendete der Junge gerade seine Arbeit. »Möchtet Ihr Euch das ansehen, Sperber?« fragte er unter der Karre hervor.
Sperber kniete nieder, um des jungen Diebes Werk zu begutachten. Talen hatte die Enden geschmeidiger Gerten zwischen den Bodenbrettern der Karre verkeilt und sie dann zu einem flachen Korb geflochten, der nun an der Unterseite des Fuhrwerks hing und kaum zu sehen war. »Bist du sicher, daß er sich nicht löst oder auseinanderfällt, wenn die Karre zu sehr holpert?« erkundigte Sperber sich skeptisch. »Es könnte sehr peinlich werden, falls unsere Waffen und Kettenhemden sich selbständig machen, wenn wir die Karre gerade durchs Tor ziehen.«
»Ich setze mich selbst hinein, wenn Ihr möchtet«, sagte Talen.
Sperber brummte: »Binde die Schwerter zusammen, damit sie nicht klappern, und stopf Gras in und zwischen die Kettenhemden, um zu verhindern, daß sie rasseln.« »Jawohl, glorreicher Führer. Und wie viele weitere Dinge, um die ich mich bereits gekümmert habe, wollt Ihr mich noch erledigen lassen?«
»Tu ganz einfach alles, was du davon noch nicht getan hast, Talen, und halte keine schlauen Reden!«
»Versteht es nicht falsch, Mirtai!« sagte Kalten, »aber Eure Beine sind nun mal schöner als die meinen.«
Mirtai hob ganz leicht einen Zipfel ihres Kittels, betrachtete kritisch ihre langen, bronzefarbenen Beine und dann Kaltens behaarte Gehwerkzeuge. »Na ja«, meinte sie.
»Ich will damit sagen, daß die Beine nicht so auffällig wären, würdet Ihr sie ein bißchen mit Schlamm bestreichen. Ich glaube nicht, daß die Torwächter blind sind, und wenn einer Eure hübschen Knie mit den netten Grübchen sieht, wird ihm wahrscheinlich klar, daß Ihr kein Mann seid. Und dann entschließt er sich vielleicht, der Sache nachzugehen.« »Das soll er besser bleibenlassen!« sagte sie eisig.
»Es sind nicht so viele Baue von Menschendingen an diesem Ort, wie es in dem Ort Sopal oder dem Ort Arjun gewesen waren«, bemerkte Bhlokw, als er und Ulath auf das Dorf Zhubay hinunterblickten. Es hatte den Anschein gehabt, daß sie mehrere Tage unterwegs gewesen waren, doch sie alle wußten es besser.
»Stimmt«, bestätigte Ulath. »Es ist ein kleinerer Ort mit weniger Menschendingen.« »Aber es gibt viele Baue aus Stoff auf der anderen Seite vom Wasserloch.« Der Troll deutete auf die große Zeltstadt auf der gegenüberliegenden Seite der Oase. »Dort sind jene, die wir jagen«, erklärte Ulath.
»Bist du sicher, daß wir diese Menschendinge töten und essen dürfen?« vergewisserte sich Bhlokw. »Du und Tin-jan habt es mich weder an dem Ort Sopal noch dem Ort Arjun tun lassen, nicht einmal an dem Ort Nat-os«
»Hier ist es erlaubt. Wir haben Köder ausgelegt, um sie zu diesem Ort zu locken, damit wir sie als Futter jagen können.«
»Was für Köder nimmst du, um Menschendinge anzulocken?« fragte Bhlokw interessiert. »Wenn der Verstand der Götter je wieder gesund wird und sie uns wie früher Menschendinge jagen lassen, wäre es gut, das zu wissen.«
»Die Köder sind Gedanken, Bhlokw. Die Menschendinge in den Bauen-aus-Stoff sind zu diesem Ort gekommen, weil einige unserer Rudelkameraden es ihren Gedanken eingaben, daß die großen Menschendinge mit der gelben Haut hier sein werden. Jene in den Bauen-aus-Stoff sind hierher gekommen, um gegen die Großen mit gelber Haut zu kämpfen.«
Bhlokws Gesicht verzog sich zu einem gräßlichen Grinsen. »Das ist ein guter Köder, U-lat«, lobte er. »Ich werde jetzt Ghworg und Ghnomb rufen und ihnen sagen, daß wir jagen werden. Wie viele von ihnen dürfen wir töten und essen?« »Alle, Bhlokw. Alle.«
»Das ist kein guter Gedanke, U-lat. Wenn wir sie alle töten und essen, können sie sich nicht fortpflanzen, und es wird keine neuen zum Jagen geben. Der gute Gedanke ist immer, genügend weglaufen zu lassen, damit sie neue gebären können und die Zahl ihrer Herde gleichbleibt. Wenn wir sie jetzt alle essen, wird es bald gar keine mehr geben.«
Ulath
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