Tamuli 3 - Das Verborgene Land
Schätzchen.«
»Sie kommen unbeschadet wieder frei, Kalten!« versicherte Sperber seinem verzweifelten Freund und legte ihm sanft die Hand auf die Schulter.
Hoffnungsloses Leid sprach aus Kaltens Augen, als er zu ihm aufblickte. »Bist du sicher, Sperber?«
»Ganz bestimmt, sofern wir klaren Kopf behalten. Ehlana befand sich in viel größerer Gefahr, als ich aus Rendor zurückkehrte. Damals haben wir das auch in Ordnung gebracht, nicht wahr?«
»Vermutlich hast du recht.« Kalten richtete sich in seinem Sessel auf und strich sein blaues Wams glatt. Sein Gesicht war finster. »Ich glaube, ich werde mir ein paar Leute vorknöpfen und ihnen die Hölle heiß machen.«
»Hättest du was dagegen, wenn ich mitkomme?«
»Du kannst helfen, wenn du möchtest.« Kalten rieb sich über eine Wange. »Ich habe nachgedacht«, fuhr er dann fort. »Falls du die Anweisungen in Kragers Brief befolgst, kann er dich ein ganzes Jahr und länger von einem Ende Tamulis zum anderen schicken. Das ist dir doch klar?«
»Habe ich eine Wahl? Sie werden mich nicht aus den Augen lassen.«
»Sollen sie doch! Erinnerst du dich, wie wir Berit kennenlernten?«
»Er war Novize im Ordenshaus in Cimmura.« Sperber zuckte die Schultern. »Nicht, als ich ihm zum erstenmal begegnete. Ich war auf dem Rückweg aus dem Exil in Lamorkand und bin in eine Schenke vor Cimmura eingekehrt. Berit war dort mit Kurik zusammen, und er trug deine Rüstung. Wir sind miteinander aufgewachsen – trotzdem habe sogar ich ihn mit dir verwechselt. Und wenn ich mich täuschen ließ, wird es Kragers Spitzel nicht anders ergehen. Also, wenn schon jemand von einem Ort zum anderen reisen muß, dann Übertrag diese Aufgabe doch Berit. Du und ich, wir haben Wichtigeres zu tun.«
Sperber starrte ihn an. »Das ist die beste Idee, die ich seit langem gehört habe!« Er blickte zu den anderen Gefährten hinüber. »Dürfte ich um eure Aufmerksamkeit bitten?«
Alle blickten ihn verdutzt an.
»Es ist an der Zeit, daß wir handeln«, sagte er. »Kalten hat mich daran erinnert, daß wir früher einmal Berit zur Täuschung als Doppelgänger für mich einsetzten. Er und ich haben in etwa die gleiche Statur, mein Plattenpanzer paßt ihm mehr oder weniger, und bei geschlossenem Visier kann niemand sein Gesicht erkennen. Wenn wir ihn dazu überreden können, wieder den narbigen alten Veteranen zu spielen, gelingt es uns vielleicht, mit ein paar Überraschungen für Krager und seine Kumpane aufzuwarten.«
»Es ist gar nicht nötig, mich zu überreden. Ihr braucht mich nicht einmal darum zu bitten, Sperber«, versicherte Berit.
»Informiere dich erst einmal, was du tun sollst, bevor du dich als Freiwilliger meldest, Berit«, riet Khalad seinem Freund.
»Dein Vater pflegte fast genau das gleiche zu sagen«, erinnerte sich Berit. »Warum hast du dann nicht auf ihn gehört?«
»Das ist ein interessanter Plan, Prinz Sperber«, meldete Oscagne sich zu Wort. »Aber ist er nicht außerordentlich gefährlich?«
»Ich habe keine Angst, Exzellenz!« rief Berit, und seine Stimme klang beinahe entrüstet.
»Ich dachte dabei nicht an die Gefahr für Euch, Ritter Berit, sondern für Königin Ehlana. Sobald jemand Eure Maskerade durchschaut …« Oscagne spreizte die Hände.
»Dann müssen wir eben dafür sorgen, daß seine Maskerade auf keinen Fall durchschaut werden kann!« warf Sephrenia ein.
»Er kann sein Visier nicht immer geschlossen halten, Sephrenia!« gab Sarabian zu bedenken.
»Das wird auch nicht erforderlich sein«, erwiderte Sephrenia. Sie blickte Xanetia nachdenklich an. »Vertrauen wir einander genug, daß wir zusammenarbeiten können, Anarae? Bei einer Sache, die ein wenig weitergeht als alles Bisherige.« »Ich werde Eurem Vorschlag aufmerksam lauschen, meine Schwester.«
»Delphaeische Magie beeinflußt hauptsächlich den Geist und die Seele, nicht wahr?«
Xanetia nickte.
»Das ist wahrscheinlich der Grund dafür, daß niemand sie hören oder fühlen kann. Styrische Magie ist das genaue Gegenteil. Wir ändern die Dinge um uns; unsere Magie wirkt also nach außen. Nun, in diesem Fall wäre weder die delphaeische, noch die styrische Magie allein ausreichend, aber wenn wir sie verbinden …« »Ein interessanter Gedanke«, meinte Aphrael nachdenklich. »Ich fürchte, ich verstehe nicht«, gestand Vanion.
»Die Anarae und ich werden ein bißchen experimentieren müssen«, erklärte Sephrenia ihm. »Und wenn mein Plan funktioniert, müßten wir bewerkstelligen können, daß
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