Tamuli 3 - Das Verborgene Land
hingeben. Selbst wenn es Euch gelingt, Bhelliom und die Ringe in die Hände zu bekommen, könnt Ihr Sephrenias Liebe nicht erzwingen.«
»Es gibt noch andere Gesichtspunkte, Königin Ehlana«, entgegnete er bedrückt.
»Bitte nehmt Eure Kammermaid und kommt mit mir. Ich werde Euch zu Eurer Unterkunft bringen.«
»Irgendein Verlies, nehme ich an.«
Er seufzte. »Nein, Ehlana. Eure Gemächer sind sauber und bequem. Dafür habe ich selbst gesorgt. Eure Heimsuchung ist zu Ende, das verspreche ich.«
»Meine Heimsuchung, wie Ihr es nennt, wird erst zu Ende sein, wenn ich wieder mit meinem Gemahl und meiner Tochter vereint bin.«
»Was sehr bald der Fall sein wird, wie wir hoffen. Es liegt jedoch in Prinz Sperbers Hand. Er braucht lediglich die Anweisungen zu befolgen. – Eure Gemächer sind ganz in der Nähe. Bitte, folgt mir.« Er führte sie zu einem nahen Gebäude und schloß die Tür auf.
Ihr Gefängnis war beinahe luxuriös. Es bestand aus mehreren Schlafgemächern, einem Speisesaal, einem riesigen Salon und sogar einer eigenen Küche. Das Gebäude war vermutlich der Palast eines Edelmannes gewesen. Die oberen Stockwerke waren zwar längst zerstört, aber die Räumlichkeiten des Erdgeschosses, deren Decken von mächtigen Bogenstreben gestützt wurden, schienen unbeschädigt zu sein. Das bunt zusammengewürfelte Mobiliar war reich verziert, und auf dem Boden lagen Teppiche. Vor den Fenstern, an denen offenbar erst kürzlich starke Eisenstäbe befestigt worden waren, wie Ehlana bemerkte, flatterten bunte Vorhänge. Die offenen Kamine waren riesig, und in allen brannten lodernde Feuer – wohl nicht so sehr, um die geringe Kälte arjunischer Winter abzuwehren, sondern um die Räume zu trocknen, die mit modriger Feuchtigkeit von über tausend Jahren Unbewohntsein durchdrungen waren.
Es gab Betten, frisches Leinen und Kleidung arjunischen Schnittes. Doch am wichtigsten für Ehlana war der großzügige Raum mit der riesigen, in den Boden eingelassenen Marmorwanne. Ehlanas Blicke blieben sehnsüchtig an diesem ungeheuren Luxus haften. Ihre Aufmerksamkeit war so sehr davon gebannt, daß sie Zalastas Entschuldigungen kaum hörte. Nachdem sie ein paarmal vage darauf geantwortet hatte, erkannte der Styriker, daß seine weitere Anwesenheit hier nicht mehr geschätzt wurde. Er verabschiedete sich höflich und ging.
»Alean, Liebes«, sagte Ehlana beinahe verträumt, »das ist eine riesige Wanne – bestimmt groß genug für uns beide, meint Ihr nicht?«
Alean starrte mit unverhohlenem Verlangen auf die Wanne »Ganz gewiß, Majestät.« »Wie lange, glaubt Ihr, würden wir brauchen, genügend Wasser zu erwärmen, daß wir die Wanne füllen können?«
»In der Küche habe ich viele große Töpfe und Kessel gesehen, meine Königin«, sagte das sanfte Mädchen. »Und in allen Kaminen brennen Feuer. Es dürfte gar nicht so lange dauern.« »Wundervoll!« rief Ehlana begeistert. »Fangen wir an!«
»Wer ist dieser Klæl eigentlich genau, Zalasta?« fragte Ehlana einige Tage später, als er ihr wieder einmal seine Aufwartung machte. Zalasta besuchte sie oft in ihrem Gefängnis, als würde dies seine Schuldgefühle ein wenig mildern, und stets redete er fast ohne Unterlaß – mitunter Unzusammenhängendes, das häufig mehr offenbarte, als er wahrscheinlich beabsichtigte.
»Klæl ist ein Wesen, das ewig lebt«, antwortete er. Ehlana fiel auf, daß der starke Akzent seines Elenisch – der sie so irritiert hatte, als sie sich in Sarsos zum erstenmal begegnet waren – nun verschwunden war. Noch einer seiner Tricks, schloß sie. »Und dadurch unterscheidet sich Klæl von den vergänglichen Göttern dieser Welt«, fuhr Zalasta fort. »Es gibt irgendeine geheimnisvolle Verbindung zwischen ihm und Bhelliom. Sie sind entgegengesetzte Prinzipien oder so etwas. Ich war ein wenig verwirrt, als Cyrgon mir ihre Beziehung erklärte; deshalb verstand ich es nicht ganz.«
»Ja, das kann ich mir vorstellen«, murmelte Ehlana. Ihr Verhältnis zu Zalasta war eigenartig. Wütende Tiraden und Vorwürfe wären nur Zeitvergeudung gewesen; deshalb war Ehlana höflich zu ihm. Zalasta schien dankbar dafür zu sein, und diese Dankbarkeit äußerte sich in einer gewissen Offenheit. Diese Höflichkeit, die sie nichts kostete, ermöglichte es ihr, aus den oft unzusammenhängenden Monologen des Styrikers unbeabsichtigt viel zu erfahren.
»Wie auch immer«, fuhr Zalasta fort. »Cyzada war zu Tode erschrocken, als Cyrgon ihm befahl, Klæl zu beschwören,
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