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Tamuli 3 - Das Verborgene Land

Tamuli 3 - Das Verborgene Land

Titel: Tamuli 3 - Das Verborgene Land Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: David Eddings
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meine Schwestern es waren – und du weißt ja, was sie waren!« Zalasta verzog schmerzvoll das Gesicht. Er warf den Kopf zurück und heulte regelrecht: »Dann wäre sie mir tot lieber!«
    Das bleiche, bärtige Gesicht Scarpas nahm einen verschlagenen Ausdruck an. »Warum tötest du sie dann nicht, Vater?« fragte er mit verschwörerischem Flüstern. »Wenn eine anständige Frau erst einmal von einem Elenier ins Bett gelockt wurde, ist ihr nie mehr zu trauen, weißt du. Selbst wenn du sie dazu bringen könntest, dich zu heiraten, würde sie niemals treu sein.« Heuchlerisch legte er eine Hand auf Zalastas Arm. »Töte sie, Vater!« riet er ihm. »Dann bleiben wenigstens deine Erinnerungen an sie unbefleckt. Sie ist es nicht mehr!«
    Wieder heulte Zalasta auf und krallte die langen Fingernägel in seinen Bart. Dann drehte er sich rasch um und rannte die Straße entlang davon.
    Krager richtete sich auf, und seine scheinbare Trunkenheit schwand. »Ihr seid da ein großes Risiko eingegangen, ist Euch das bewußt?« sagte er vorsichtig.
    Scarpa blickte ihn scharf an. »Sehr gut, Krager«, murmelte er. »Ihr habt die Rolle des Besoffenen wirklich glaubhaft gespielt.«
    »Ich habe viel Übung.« Krager zuckte die Schultern. »Ihr könnt von Glück reden, daß er Euch nicht ausgelöscht hat, Scarpa – oder noch einmal glühende Blitze durch Eure Gedärme gejagt hat!«
    »Dazu war er gar nicht imstande«, erklärte Scarpa höhnisch. »Ich bin selbst ein recht guter Magier und habe genug Erfahrung, um zu wissen, daß man einen klaren Kopf haben muß, will man Zauber wirken. Ich habe dafür gesorgt, daß seine Wut sich immer mehr steigerte. Er hätte nicht einmal genug Zauberkraft aufgebracht, um ein Spinnennetz zu zerreißen. Hoffen wir, daß er Sephrenia auch wirklich tötet! Das würde Sperber den Verstand rauben. Ganz zu schweigen davon, daß Zalasta sich wahrscheinlich selbst die Kehle durchschneidet, wenn die Begierde seines Lebens nur noch ein Klumpen totes Fleisch ist.« »Ihr haßt ihn zutiefst, nicht wahr?«
    »Das würdet Ihr an meiner Stelle auch, Krager. Er hätte mich mitnehmen können, als ich ein Kind war, aber er hat mich nur hin und wieder besucht und mir gezeigt, was es bedeutet, ein Styriker zu sein. Dann ging er allein wieder fort und ließ mich zurück, damit die Huren mich peinigen konnten. Wenn er nicht den Mumm hat, sich selbst die Kehle durchzuschneiden, werde ich ihm liebend gern dabei helfen.«
    Scarpas Augen glänzten, und er lächelte breit. »Wo ist Euer Weinfaß, Krager? Ich habe jetzt Lust, mich vollaufen zu lassen.« Er brach in Gelächter aus. Es war ein kicherndes, irres Lachen, freudlos und unmenschlich.
    »Es hat keinen Sinn!« Ehlana schleuderte den Kamm durch das Gemach. »Seht Euch nur an, was sie mit meinem Haar gemacht haben!« Sie vergrub das Gesicht in den Händen und weinte.
    »Es ist keineswegs hoffnungslos, meine Königin«, versicherte Alean ihr sanft. »Ich kenne da eine Frisur, die in Cammorien beliebt ist.« Sie hob die Fülle platinblonden Haares von Ehlanas rechter Schulter und schlang sie ihr über den Kopf. »Seht Ihr?« sagte sie. »So bedeckt es die geschorenen Stellen, und es schaut obendrein sehr elegant aus.«
    Ehlana blickte hoffnungsvoll in den Spiegel. »Es sieht tatsächlich gar nicht so schlecht aus«, gab sie zu.
    »Und wenn wir unmittelbar hinter Eurem rechten Ohr eine Blume hineinstecken, werdet Ihr umwerfend aussehen.«
    »Alean, Ihr seid wundervoll!« rief die Königin glücklich. »Was würde ich ohne Euch tun?«
    Sie brauchten über eine Stunde, aber schließlich waren die häßlichen kahlen Stellen bedeckt. Ehlana fand, daß ihre Würde wenigstens zum Teil wiederhergestellt war. Doch an diesem Abend stattete Krager ihnen einen Besuch ab. Er stand schwankend an der Tür, mit roten, verschleierten Augen und hämischem Grinsen. »Wieder mal Erntezeit, Ehlana«, verkündete er und zog seinen Dolch. »Sieht ganz so aus, als brauchte ich noch ein wenig von Eurem Haar.«

6
    Der Himmel blieb bedeckt, doch glücklicherweise hatte es bisher noch nicht geregnet. Der heftige Wind aus der Bucht von Micae jedoch war eisig, und so hatten sie die Umhänge fest um sich geschlungen, um den Unbilden der Witterung zu trotzen. Wenngleich Khalad der Meinung war, daß es für sie von Vorteil sei, sich Zeit zu lassen, wuchs Berits Ungeduld von Stunde zu Stunde. Natürlich wußte er, daß alles, was sie taten, nur ein kleiner Teil der großen Strategie war, doch die

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