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Tamuli 3 - Das Verborgene Land

Tamuli 3 - Das Verborgene Land

Titel: Tamuli 3 - Das Verborgene Land Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: David Eddings
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daß niemand weiß, was wir getan haben. Ich hab' mir gedacht, daß Ihr diese Kerle, die sich aus irgendeinem Grund immer vor dem Fenster treffen, vielleicht belauschen möchtet.«
    »Ihr seid ein wahrer Schatz, Alean!« Impulsiv umarmte Ehlana das Mädchen. »Vorsicht, meine Königin!« rief Alean erschrocken. »Das heiße Eisen!«
    Alean hatte recht, was die Männer betraf. Das Fenster mit der geflickten Scheibe befand sich an der Ecke des Hauses, und Zalasta, Scarpa und die anderen waren im Anbau untergebracht. Wann immer sie über etwas außer Hörweite der Soldaten reden wollten, trafen sie sich in der Nische unmittelbar vor dem Fenster. Durch die kleinen Scheiben aus billigem Butzenglas war kaum etwas zu sehen, und so ermöglichte es Aleans kleiner Kunstgriff, daß Ehlana lauschen und sogar ein wenig beobachten konnte, ohne selbst gesehen zu werden.
    Am Tag nach ihrem Gespräch mit Zalasta sah sie den weißgewandeten Styriker mit einem Ausdruck düsterster Schwermut näher kommen, dicht gefolgt von Scarpa und Krager. »Du mußt wieder zu dir kommen, Vater!« drängte Scarpa ihn. »Sogar die Soldaten bemerken es schon.« »Sollen sie doch!« antwortete Zalasta barsch.
    »Nein, Vater!« widersprach Scarpa mit klangvoller Bühnenstimme. »Auf gar keinen Fall! Diese Männer sind Tiere. Sie sind selbständigen Denkens nicht fähig. Wenn du mit dem Gesicht eines kleinen Jungen, dessen Hund soeben verreckt ist, durch die Straßen läufst, werden die Männer glauben, daß irgend etwas schiefgegangen ist, und gleich regimentweise desertieren. Es hat mich zu viel Zeit und Mühe gekostet, diese Armee aufzustellen, als daß du sie mir nun mit deinem Selbstmitleid vertreiben darfst.«
    »Du würdest es nie verstehen, Scarpa«, entgegnete Zalasta. »Du weißt ja nicht einmal, was Liebe ist. Du liebst nichts und niemanden.«
    »O doch, Vater«, fuhr Scarpa auf. »Ich liebe mich. Das ist die einzig sinnvolle Art von Liebe.«
    Zufällig beobachtete Ehlana in diesem Moment Krager. Der Säufer hatte die Augen nachdenklich zusammengekniffen. Unauffällig hob er seinen offenbar allgegenwärtigen Humpen hinter den Rücken und goß den größten Teil des Weines aus, ehe er das Trinkgefäß an die Lippen hob und unüberhörbar den Rest schlürfte. Dann rülpste er lautstark, murmelte mit schwerer Zunge: »'tschuldigung«, taumelte hin und her und versuchte, sich mit ausgestreckter Hand an die Mauer zu stützen. Scarpa bedachte ihn gereizt mit einem flüchtigen Blick und kümmerte sich offenbar nicht mehr um ihn – im Gegensatz zu Ehlana, die ihn nachdenklich musterte. Krager war nicht immer auch nur annähernd so betrunken, wie es den Anschein hatte. »Es war alles umsonst, Scarpa!« jammerte Zalasta. »Ich habe mich für nichts und wieder nichts mit den Aussätzigen, den Entarteten und den Irren verbündet. Ich hatte mir eingebildet, Sephrenia würde sich mir zuwenden, wenn Aphrael nicht mehr wäre. Aber das würde sie niemals tun! Sie würde lieber sterben, als sich mit mir abzugeben!«
    Scarpas Pupillen verengten sich. »Dann laß sie doch sterben!« sagte er barsch. »Willst du denn nicht einsehen, daß eine Frau wie die andere ist? Frauen sind Gebrauchsgegenstände – wie Heuballen oder Weinfässer. Sieh dir doch Krager an! Was glaubst du, was er von einem leeren Weinfaß hält? Die neuen, die vollen, die liebt er! Nicht wahr, Krager?«
    Krager grinste ihn kurzsichtig an; dann rülpste er aufs neue, »'tschuldigung«, lallte er. »Ich sehe wirklich keinen Grund für deine Besessenheit«, fuhr Scarpa fort, in Zalastas offener Wunde zu stochern. »Sephrenia ist jetzt nur noch Ware aus zweiter Hand. Vanion hatte sie – Dutzende von Malen. Bist du schon so sehr am Boden zerstört, daß du nimmst, was ein Elenier für dich übrigläßt?«
    Vor Wut und Enttäuschung knurrend, schmetterte Zalasta die Faust gegen die Steinwand.
    »Vanion ist es wahrscheinlich so sehr gewohnt, sie zu haben, daß er nicht einmal mehr Zeit damit vergeudet, ihr Zärtlichkeiten zuzuflüstern«, bohrte Scarpa weiter. »Er nimmt sich von ihr, was er will, dreht sich um und fängt zu schnarchen an. Du weißt doch, wie Elenier sind, wenn sie in einen gewohnten Trott verfallen. Und Sephrenia ist wahrscheinlich keinen Deut besser. Vanion hat eine Elenierin aus ihr gemacht, Vater. Sie ist keine Styrikerin mehr! Sie ist eine Elenierin geworden – oder noch schlimmer, ein Bastard.« Höhnisch verzog er das Gesicht. »Sie ist nicht besser, als meine Mutter und

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