Tamuli 3 - Das Verborgene Land
werden dort sein, wenn Berit und Khalad eintreffen. Ghnomb kennt noch eine andere Methode, die Zeit zu manipulieren; er wird Ulath und Tynian von Augenblick zu Augenblick versetzen. Der Vorgang ist ein wenig kompliziert, aber sie werden jedenfalls dort sein und beobachten, ohne daß irgendjemand sie sehen kann. Falls Scarpa und Zalasta versuchen, den Austausch in Sopal vorzunehmen, werden Tynian und Ulath sofort auf sie losgehen, um Mutter und Alean zu befreien.
»Kann Zalasta ihnen in diesen … eingefrorenen Augenblicken denn nicht folgen?« Das würde wenig nützen, Vater. Khwaj war empört, als er hörte, was mit Mutter geschehen ist; deshalb wird er ihm in der Nichtzeit auflauern. Sollte Zalasta wirklich versuchen, Ulath und Tynian zu folgen, wird Khwaj ihn in Brand setzen – und dieses Feuer wird nie erlöschen.
»Ich glaube, es könnte noch soweit kommen, daß ich Khwaj ins Herz schließe!« Sephrenia und Xanetia sind in Delphaeus, fuhr Aphrael fort. Edaemus ist stur, doch die Neuigkeit über Klæl hat seinen Baum ins Schwanken gebracht; deshalb glaube ich, daß ich ihn von seinem Ast herunterschütteln kann. Er weiß, daß die Abmachung, die du mit Cedon getroffen hast, durch Mutters Gefangenschaft gefährdet ist; darum hat er sich einverstanden erklärt, uns zu helfen. Ich werde ihn weiter bearbeiten. Möglicherweise erklärt er sich dann sogar einverstanden, die Delphae aus ihrem Tal herauszulassen. Sie könnten uns von enormer Hilfe sein. »Warum hast du mir das nicht schon früher erzählt?«
Was hättest du dann getan, Sperber? Wärst du von Sorgis Schiff gesprungen und an Land geschwommen? »Ich muß so etwas wissen, sobald es geschieht, Aphrael!«
Warum? Es genügt, wenn ich mir Sorgen darüber mache, Sperber. Du bekommst davon bloß schrecklich miese Laune.
Er ging nicht darauf ein. »Ich werde Bhelliom davon in Kenntnis setzen.«
Auf keinen Fall! Wir dürfen die Schatulle nicht öffnen! In diesem Fall würden Cyrgon oder Klæl sofort von der Anwesenheit Bhellioms wissen.
»Ach, hatte ich dir das noch gar nicht gesagt?« fragte er mit sanftem Spott. »Ich brauche die Schatulle nicht zu öffnen, um mit Bhelliom zu reden. Wir können uns durch das Metall miteinander unterhalten.«
Warum hast du mir das nicht erzählt?
»Was hättest du dann getan? Wärst du ins Meer gesprungen und Sorgis Schiff hinterher geschwommen?«
Nach längerem Schweigen sagte sie: Es macht dir richtig Spaß, mir die Worte im Mund zu verdrehen und sie mir dann wieder an den Kopf zu werfen, nicht wahr, Sperber?
»Natürlich. Gibt es sonst noch etwas, in das du mich einweihen wolltest, Göttin?« Doch ihre Präsenz war nicht mehr zu spüren, und nur gekränktes Schweigen blieb zurück.
»Wo ist – äh – Vymer?« fragte Sperber Talen, als der Junge einige Minuten später das Zimmer betrat.
»Er ist weggegangen, um etwas zu erledigen«, antwortete Talen ausweichend.
»Was will er erledigen?«
»Er hat mich gebeten, dir nichts davon zu sagen.«
»Dann bitte ich dich jetzt, nicht auf ihn zu hören – und im Unterschied zu ihm kann ich dir die Hände um den Hals legen.«
»Das ist ein ganz und gar schäbiger Charakterzug von dir!«
»Niemand ist vollkommen. Was führt er im Schilde?«
Talen seufzte. »Einer von Estokins Männern kam hierher – kurz nachdem du zu Bett gegangen warst. Er sagte, daß drei Elenier in der Stadt sind, die gutes Geld für Informationen über Fremde bezahlen, die beabsichtigen, längere Zeit hier zu bleiben. Vymer hat beschlossen, ihnen einen Besuch abzustatten.« Talen blickte bedeutungsvoll auf die Wände ihres engen Zimmers. »Ich nehme an, er möchte herausfinden, was genau sie unter ›gutem Geld‹ verstehen. Du kennst ja Vymer, wenn irgendwo Gewinn zu machen ist.« »Er hätte mir Bescheid sagen sollen«, brummte Sperber.
»Teilen ist nicht gerade Vymers starke Seite, Fron.« Talen tippte sich aufs Ohr; dann drückte er kurz einen Finger auf die Lippen. »Wie wär's, wenn wir uns nach ihm umsehen?«
»Gute Idee.« Nachdem Sperber sich rasch angezogen hatte, stürmten die beiden die Treppe hinunter auf die Straße.
»Ich hatte soeben ein religiöses Erlebnis«, murmelte Sperber, als sie die lärmende Hafengegend erreichten.
»Ach?«
»Eine dieser göttlichen Erscheinungen.«
»Aha. Und was hatte dein göttlicher Bote zu verkünden?«
»Einer unserer Freunde, der mit der gebrochenen Nase, hat wieder einen von diesen besonderen Briefen erhalten. Er soll sich jetzt nach Sopal begeben,
Weitere Kostenlose Bücher