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Tamuli 3 - Das Verborgene Land

Tamuli 3 - Das Verborgene Land

Titel: Tamuli 3 - Das Verborgene Land Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: David Eddings
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mehreren Wochen unterwegs. Er und zwei oder drei Elenier haben Natayos im vergangenen Monat verlassen. Ich habe mit vielen Leuten gesprochen, aber keiner hatte eine Ahnung, warum Scarpa weg ist oder wohin.«
    Kalten bemühte sich, eine gleichmütige Miene beizubehalten. »Ich hab' gehört, er ist nicht ganz richtig im Kopf, und Verrückte brauchen keinen Grund für ihr Tun.« »Scarpa mag ja wirklich verrückt sein, aber er versteht es, seine Rebellen zu begeistern. Wenn er beschließt, eine Rede zu halten, sollte man sich tunlichst ein bequemes Plätzchen suchen, denn weniger als sechs Stunden dauern seine Reden nie. Wie dem auch sei – vor einer Weile ist er verschwunden, und seine Armee hatte sich für den Winter eingerichtet. Doch seit er zurück ist, sieht alles ganz anders aus.« Kalten horchte auf. »Er ist zurück?«
    »O ja, mein Freund. Komm, laß mich trinken.« Senga nahm seinen Beutel zurück und spritzte den Wein in seinen weit geöffneten Mund. Dann wischte er sich das Kinn mit dem Handrücken ab. »Er und seine elenischen Freunde kamen vor knapp vier Tagen nach Natayos zurückgeritten. Sie brachten zwei Frauen mit, wie ich hörte.« Kalten setzte sich zu Boden und tat hastig so, als wollte er seinen Schwertgürtel enger schnallen, um seine plötzliche Erregung zu verbergen. »Ich dachte, Scarpa mag Frauen nicht.«
    »Das stimmt auch, mein Freund. Aber nach allem, was man sich erzählt, sind diese beiden Frauen nicht irgendwelche Dirnen, die er unterwegs aufgelesen hat. Hätte Scarpa sich sonst die Mühe gemacht, die Frauen nach Natayos zu bringen? Hätte er ihnen sonst die Hände gefesselt? Und der Bursche, mit dem ich sprach, sagte mir, daß die Frauen zwar ziemlich mitgenommen waren, aber nicht wie Schankmaiden aussahen. Genauer betrachten konnte er sie allerdings nicht, denn Scarpa drängte sie sofort in ein Haus, das offenbar für jemand Besonderes hergerichtet worden war – vornehme Möbel und Teppiche und dergleichen.«
    »War irgend etwas Ungewöhnliches an den Frauen?« fragte Kalten und hielt beinahe den Atem an.
    Senga zuckte die Schultern und genehmigte sich einen weiteren Schluck. »Offenbar wurden sie nicht wie gewöhnliche Weiber behandelt, aber das war auch schon alles.« Er kratzte sich am Kopf. »Nein, halt. Dieser Bursche hatte noch etwas gesagt … aber was?« Diesmal hielt Kalten wirklich den Atem an.
    »Ach, ja«, rief Senga. »Jetzt erinnere ich mich. Der Kerl sagte, daß diese zwei Frauen Elenierinnen sind. Ist das nicht merkwürdig?«

9
    Beresa an der Südostküste von Arjuna war eine häßliche Stadt, die wie eine Kröte zwischen dem Südtamulischen Meer und dem sumpfigen Dschungel kauerte. Der Hauptwirtschaftszweig des Gebietes war die Holzkohlenherstellung, und der beißende Rauch hing wie ein Fluch in der feuchten Luft über der planlosen Ansammlung niedriger Häuser.
    Kapitän Sorgi warf in einiger Entfernung von der Hafenanlage Anker und ging zur Besprechung mit dem Hafenmeister an Land.
    Sperber, Stragen und Talen, die ihre Arbeitskittel trugen, lehnten an der Backbordreling und spähten über das übelriechende Wasser auf ihr Reiseziel. »Ich habe eine großartige Idee, Fron«, wandte Stragen sich an Sperber. »Ach?« Sperber blickte ihn fragend an. »Verschwinden wir jetzt einfach!«
    »Das nennst du eine großartige Idee, Vymer?« Talen lachte. Sie hatten sich inzwischen recht gut an ihre angenommenen Namen gewöhnt, und es gab keine Versprecher mehr.
    Sperber schaute sich heimlich um und vergewisserte sich, daß niemand in Hörweite war. »Ein echter Seemann würde nie verschwinden, ohne seine Heuer kassiert zu haben. Wir wollen doch keinen Verdacht erregen! Außerdem gibt es ohnedies nichts mehr zu tun, als die Fracht zu löschen.«
    »Unter der allgegenwärtigen Peitsche des Bootsmannes«, fügte Stragen düster hinzu. »Dieser Kerl strapaziert meine Selbstbeherrschung über Gebühr. Am liebsten würde ich ihm den Hals umdrehen, wenn er mich bloß anblickt!«
    »Dieses eine, letzte Mal müssen wir ihn schon noch ertragen«, ermahnte Sperber den Gefährten. »Die ganze Stadt wird voller mißtrauischer Augen sein. Ohne Zweifel hat Krager Handlanger hier, die dafür sorgen sollen, daß ich nicht versuche, hinter seinem Rücken Verstärkung herbeizuschmuggeln.«
    »Das könnte der Schwachpunkt an diesem Plan sein, Fron«, gab Stragen zu bedenken. »Sorgi weiß, daß wir keine gewöhnlichen Seeleute sind. Neigt er zur Redseligkeit?«
    Sperber schüttelte den Kopf.

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