Tamuli 3 - Das Verborgene Land
sagen, daß die große Schlacht irgendwo dort stattfinden wird. Scarpa wird von Natayos aus nach Norden ziehen. Die Südcynesganer haben die Absicht, Samar einzunehmen und dann um die Nordküste des Binnenmeers von Arjun herumzuziehen, um sich Scarpa in der Nähe der Tamulischen Berge anzuschließen. Von dort aus kann die vereinte Armee an der Westküste der Bucht von Micae nach Tosa hinaufmarschieren.« Er lächelte leicht. »Natürlich wird sie in den Tamulischen Bergen eine sehr unangenehme Überraschung erleben. Ich könnte mir vorstellen, daß Cyrgon sich wünschen wird, er hätte nie auch nur von Trollen gehört, ehe dies alles vorbei ist.«
»Ich werde von Nordatan eine Armee nach Tosa schicken, Vanion-Hochmeister«, versprach Betuana. »Aber ich werde so viele von meinen Leuten entlang den Süd- und Ostgrenzen Stellung beziehen lassen, daß ich die Cynesganer aufhalten und sie das Fürchten lehren kann.«
»Inzwischen, glaube ich, können wir ihre Vorbereitungen unterbrechen«, fügte Engessa hinzu. »Größere Vorstöße über diese Grenze werden ihren Hauptangriff verzögern.«
»Und das ist alles, was wir wirklich brauchen.« Vanion lachte verschmitzt. »Wenn wir sie lange genug aufhalten können, wird Cyrgon feststellen, daß hunderttausend Ordensritter über seine Westgrenze eindringen. Und das dürfte der Zeitpunkt sein, da er sein Tosa-Vorhaben vergißt.«
»Mach dir seinetwegen keine Sorgen, Fron«, versuchte Stragen Sperber zu beruhigen. »Er kann sehr gut allein zurechtkommen!«
»Ich glaube, manchmal vergessen wir, daß er fast noch ein Kind ist, Vymer. Er braucht sich noch nicht einmal regelmäßig zu rasieren.«
»Reldin war schon kein Kind mehr, ehe er in den Stimmbruch kam.« Stragen lehnte sich nachdenklich auf seinem Bett zurück. »In unserem Gewerbe hat man eine sehr kurze Kindheit – falls überhaupt. Es wäre sicher schön gewesen, mit Bällen zu spielen und Kaulquappen zu fangen, aber …« Er zuckte die Schultern.
»Was wirst du tun, wenn das alles vorbei ist?« fragte Sperber, der es inzwischen aufgegeben hatte, zwischen dem Du und dem Ihr hin und her zu springen. »Vorausgesetzt, wir bleiben am Leben.«
»Es gibt da eine gewisse Dame in unserem näheren Bekanntenkreis, die vor einiger Zeit vorgeschlagen hat, daß wir heiraten. Es ist Teil einer sehr vielversprechenden Vereinbarung von Geschäft und Gefühl. Die Vorstellung, eine Ehe einzugehen, hat mir nie zugesagt, aber dieses Geschäft ist einfach zu gut, als daß ich es mir entgehen lassen möchte.« »Steckt da nicht noch mehr dahinter?«
»Ja«, gab Stragen zu. »Nach dem, was sie in jener Nacht in Matherion getan hat, kann ich einfach nicht mehr ohne sie leben. Sie ist einer der klügsten und mutigsten Menschen, die mir je untergekommen sind.«
»Und hübsch obendrein.«
»Ah, das ist dir also auch aufgefallen.« Stragen seufzte. »Ich fürchte, es kommt noch soweit, daß ich ein zumindest halbwegs achtbarer Mann werde, mein Freund.« »Wie schrecklich!«
»Ja, nicht wahr? Aber zuerst muß ich noch eine Kleinigkeit erledigen. Ich glaube, ich werde meiner Liebsten den Kopf eines bestimmten astelischen Poeten verehren. Falls ich einen guten Ausstopfer auftreiben kann, lasse ich den Kopf vielleicht sogar für sie präparieren.«
»Das ist ein Hochzeitsgeschenk, von dem ein Mädchen nur träumen kann.« »Na ja, vielleicht nicht jedes Mädchen …« Stragen grinste. »Aber ich liebe eine ganz besondere junge Dame.«
»Aber es sind doch so viele, U-lat«, sagte Bhlokw klagend. »Einen einzigen würden sie gar nicht vermissen!«
»Ich fürchte schon, Bhlokw«, versicherte Ulath dem riesigen, braunbepelzten Troll. »Die Menschendinge sind nicht wie das Wild. Sie achten ganz genau auf die anderen Angehörigen der Herde. Wenn du einen von ihnen frißt, würden sie wissen, daß wir hier sind. Fang und friß statt dessen einen ihrer Hunde.« »Ist Hund gut-zu-fressen?«
»Das weiß ich nicht. Friß einen und sag mir, ob er dir geschmeckt hat.« Bhlokw brummelte irgend etwas und kauerte sich nieder.
Der Vorgang, den Ghnomb »den Augenblick in zwei Stücke brechen« genannt hatte, hatte einige seltsame Auswirkungen: Der helllichte Mittag wurde zur Dämmerung, und die Bürger Sopals schienen sich schnell und ruckartig zu bewegen. Der Gott des Essens hatte den Gefährten versichert, daß sie unsichtbar sein würden, da sie sich immer nur für den Bruchteil eines Augenblicks an einem bestimmten Ort aufhielten. Ulath entdeckte
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