Tamuli 3 - Das Verborgene Land
interessieren.«
Das Licht wurde plötzlich grell, und die Bürger von Sopal bewegten sich nicht mehr ruckartig wie Marionetten, sondern wieder wie normale Menschen. Es hatte einen halben Tag gedauert, Ghnomb zu erklären, weshalb sie in die Echtzeit zurück mußten, doch der Gott des Essens hatte immer noch ernste Bedenken.
»Ich warte in der Schenke dort an der Straße«, sagte Tynian zu Ulath, als die beiden aus der engen Gasse traten. »Erinnerst du dich an die Parole?«
Ulath brummte. »Ich werde nicht lange brauchen.« Er überquerte die Straße und trat zu den zwei Reisenden, die eben erst in die Stadt gekommen waren. »Das ist ein interessanter Sattelknauf, den Ihr da habt, Nachbar«, sprach er einen Mann mit gebrochener Nase auf einem Fuchshengst an. »Woraus besteht er? Aus Widderhorn?«
Berit starrte Ulath erstaunt an; dann ließ er in der schmalen Straße am Osttor von Sopal rasch den Blick in die Runde schweifen.
»Danach hab' ich den Sattler gar nicht gefragt, Sergeant«, antwortete er, nachdem ihm der schäbige Uniformrock des blonden Eleniers aufgefallen war. »Äh – vielleicht hättet Ihr einen guten Rat für meinen jungen Freund und mich.« »Fragt. Für einen Rat verlang' ich nichts.« »Kennt Ihr vielleicht einen guten Gasthof hier in Sopal?«
»Der, in dem mein Freund und ich abgestiegen sind, ist ganz annehmbar. Ihr findet ihn etwa drei Querstraßen von hier.« Ulath wies in Richtung Stadtmitte. »Vor der Tür hängt ein Schild mit einem Eber darauf. Allerdings hat der Eber keine Ähnlichkeit mit irgendwelchen Keilern, die ich je gesehen hab'.« »Wir werden uns dort mal umschauen.«
»Vielleicht sehen wir uns dann ja wieder. Nach dem Abendessen sitzen wir für gewöhnlich in der Schankstube.«
»Falls wir uns entschließen, dort abzusteigen, werden wir euch eine Zeitlang Gesellschaft leisten.«
Ulath nickte. Er schlenderte die Straße hinauf, trat in die Schenke und setzte sich zu Tynian an den Tisch neben dem Feuer. »Wo ist unser zottiger Freund?« erkundigte er sich.
»Er holt sich einen weiteren Hund«, erwiderte Tynian.
»Du hast da möglicherweise einen Fehler gemacht, Sergeant. Offensichtlich schmecken ihm die Tiere. Wenn wir noch viel länger in der Stadt bleiben, gibt's hier möglicherweise bald keinen einzigen Hund mehr.«
Ulath lehnte sich zurück. »Ich bin da draußen einem Elenier begegnet«, sagte er laut genug, daß auch die anderen Gäste es hören konnten.
»Ach?« murmelte Tynian gleichmütig. »Asteler oder Edomer?«
»Schwer zu sagen. Er hat sich wohl irgendwann mal die Nase gebrochen; deshalb konnte ich seine Rasse nicht so richtig erkennen. Er hat einen guten Gasthof gesucht. Da hab' ich ihm den empfohlen, in dem wir abgestiegen sind. Vielleicht sehen wir ihn ja dort. Hat gut getan, endlich mal wieder jemand Elenisch reden zu hören. Mir hängt dieses tamulische Gebrabbel zum Hals raus. Wenn du ausgetrunken hast, sollten wir zum Hafen runterspazieren und zusehen, daß wir jemand finden, der uns nach Tiana übersetzt.« Tynian leerte seinen Krug. »Gehen wir.« Er stand auf.
Die beiden verließen die Schenke und spazierten zu ihrem Gasthof zurück. Sie unterhielten sich gleichmütig und ließen sich Zeit wie jemand, der nichts Dringendes zu tun hat.
»Ich werd' mal das Eisen am linken vorderen Huf nachsehen lassen«, erklärte Ulath, als sie vor dem Gasthof angelangt waren. »Geh du schon mal hinein. Ich komm' dann in die Schankstube.«
Tynian lachte. »Wohin sonst?«
Khalad befand sich im Pferdestall, wie Ulath es erwartet hatte. Er tat so, als wäre er intensiv damit beschäftigt, Faran zu striegeln. »Ah«, sagte Ulath. »Ihr und Euer Freund habt Euch also entschlossen, hier abzusteigen.«
»Der Gasthof scheint sauber und gemütlich zu sein.« Khalad zuckte die Schultern. »Hör gut zu«, sagte Ulath und senkte die Stimme zu einem Wispern. »Wir haben so einiges erfahren. Hier wird sich nichts tun. Bald bekommt ihr wieder eine von diesen Botschaften.« Khalad nickte.
»Man wird euch darin anweisen, den See nach Tiana zu überqueren. Seid vorsichtig, worüber ihr euch auf dem Schiff unterhaltet! Es wird ein Bursche an Bord sein, der für die andere Seite arbeitet – ein Arjuner mit einer langen Narbe auf der Wange.« »Ich werde unauffällig nach ihm Ausschau halten«, versprach Khalad.
»In Tiana bekommt ihr dann einen weiteren Brief. Darin wird man euch auffordern, um den See herum nach Arjun zu reiten.«
»Das ist ein Umweg!« wandte Khalad ein.
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