Tango der Leidenschaft
Aperitif an die Bar“, meinte er und fasste sie beim Ellbogen.
Ihr blieb nichts anderes übrig, als ihm zu folgen. Sie fühlte die Wärme seines Körpers. Noch nie hatte ein Mann allein durch eine leichte Berührung einen solchen Sturm der Gefühle in ihr geweckt. Zu ihrer Erleichterung ließ er in der Bar ihren Arm wieder los. Sie setzten sich an einen Tisch. Die Einrichtung der Bar war eine gelungene Mischung aus modern und antik. Es herrschte gedämpftes Licht. Die Gäste um sie herum unterhielten sich leise, und im Hintergrund spielte ein Pianist alte Klassiker.
Seit drei Jahren fürchtete sie sich jetzt schon vor diesem Augenblick des Wiedersehens. Jetzt war der Augenblick gekommen, aber das kribbelnde Gefühl in ihrem Bauch fühlte sich nicht wie Furcht an …
Wie aus dem Nichts tauchte ein Kellner auf und verbeugte sich. „Ich … ich möchte nur ein Mineralwasser, bitte“, sagte Isobel hastig.
Rafael betrachtete sie schweigend. „Whisky. Kein Eis. Danke“, sagte er dann zum Kellner.
Der Kellner verschwand. Rafael lehnte sich bequem in seinem Sessel zurück und streckte die langen Beine aus. Isobel fühlte eine fast unerträgliche Spannung und achtete darauf, ihm nur ja nicht zu nahe zu kommen. Die Füße eng beisammen, saß sie steif da.
Ein kleines Lächeln umspielte seine Mundwinkel. „Ich muss gestehen, Isobel, du überraschst mich. Und du beweist mir, dass ich Unrecht hatte.“
„Ich glaube nicht, dass ich bei dem, was ich tue, auch nur einen einzigen Gedanken an Sie verschwende“, erwiderte sie spitz.
Sein Lächeln wurde breiter. „Indem du Buenos Aires verließt, hast du mir den Kampf angesagt.“
„Sie wussten doch, dass ich Sie nie wieder sehen wollte.“
„Und du wusstest, dass dieser Wunsch nicht in Erfüllung gehen würde. Ich hatte ein Auge auf dich. Wenn ich es für nötig gehalten hätte, wäre ich schon viel früher aufgetaucht.“ Er zuckte lässig die Schultern. „Wie es scheint, ist deine engste Verbindung die zu deinem Tanzpartner, und der ist schwul. Ich musste mir also keine großen Sorgen machen“, meinte er grinsend.
Isobel wurde rot vor Zorn. „Sie haben mich beobachten lassen?“
Rafael zuckte wieder die Achseln und verzog leicht das Gesicht. „ Beobachten lassen würde ich nicht gerade sagen. Ich zog hin und wieder Informationen über dich ein. Immerhin bist du meine Verlobte.“
Isobel kochte vor Wut. „Was für eine Unverschämtheit! Sie haben mich tatsächlich beschatten lassen!“
Sie sprang auf, aber schon trat Rafael ihr in den Weg. Das charmante Lächeln war wie weggeblasen.
„Setz dich, Isobel. Ich erlaube nicht, dass du so eine Kleinigkeit zum Anlass nimmst, um dich davonzumachen. Und alles nur, weil ich dich aus der Fassung bringe.“
Isobel biss die Zähne zusammen, dass ihr der Kiefer schmerzte. Sie fühlte sich durchschaut. „Sie bringen mich überhaupt nicht aus der Fassung“, log sie. „Wenn Sie sich nicht sofort dafür entschuldigen, dass Sie mich beobachten ließen, gehe ich.“
Knisternde Spannung lag in der Luft. Rafael hätte am liebsten den niedrigen Tisch mit einem Fußtritt aus dem Weg geräumt, Isobel in die Arme genommen und mit einem Kuss ihren rebellischen Mund zum Schweigen gebracht.
„Na gut, ich entschuldige mich“, knurrte er endlich. „Setz dich wieder. Bitte“, fügte er leise hinzu, als sie seiner Aufforderung nicht gleich folgte.
Sie setzten sich.
Der Kellner kam und brachte die Getränke. Isobel griff nach ihrem Glas Wasser und wollte schon trinken, als sie sah, dass Rafael ihr sein Glas prostend entgegenstreckte. Er hob fragend die Brauen.
Sie wurde rot, murmelte etwas und stieß mit ihm an. Beide tranken, ohne den Blick von einander zu lassen.
„Erzähl doch mal, wie ist das Leben so hier in Paris?“, fragte er dann.
Isobel sah ihn zweifelnd an. „Sie möchten wirklich, dass ich Ihnen etwas über mein Leben hier erzähle?“, fragte sie.
Rafael stützte die Ellbogen auf die Knie auf. Ihm wurde bewusst, dass er seit Langem keiner Frau so viel Aufmerksamkeit geschenkt hatte. „Genau das möchte ich.“
Sie musterte ihn verstohlen. Seit sie in den pompösen, von schweren Kronleuchtern erhellten Speisesaal gewechselt waren, wuchs ihre Beklommenheit. Ein Kellner kam und räumte unauffällig die leeren Teller ab. So hervorragend das Essen auch gewesen war, sie hätte nicht sagen können, was sie gegessen hatten. Rafael hob fragend die Flasche mit dem Weißwein. Isobel schüttelte rasch den Kopf.
Er
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