Tango der Leidenschaft
schenkte sich nach. „Trinkst du nichts?“
„Mir ist nicht danach.“
Verzweifelt beugte sie sich zu ihm. „Señor Romero … ich meine, Rafael … Sie können mich doch nicht im Ernst heiraten wollen. Gibt es denn wirklich keine andere Lösung?“
Rafael stellte sein Glas ab. Sein Gesicht war hart und seine Stimme eiskalt. „Nein.“
„Außerdem irrst du dich gewaltig. Ich will diese Heirat tatsächlich. Und wie ich schon sagte, ich denke nicht daran, eines meiner wertvollsten Landgüter aufs Spiel zu setzen.“
3. KAPITEL
„Erst vor einem Monat wäre mir um Haaresbreite ein lukratives Geschäft entgangen“, fuhr Rafael fort. „Mein Klient ist verheiratet. Dass ich immer noch Single bin, war für ihn ein Beweis meiner Unzuverlässigkeit, auch in geschäftlichen Dingen. Erst als ich ihm erzählte, dass ich bald heiraten werde, hatte ich ihn wieder im Boot.“
Jetzt verstand Isobel. Wenn er es diesem Klienten erzählt hatte, wusste jetzt sicher ganz Buenos Aires von der bevorstehenden Hochzeit.
„Es gibt kein Zurück mehr“, fuhr er fort. „Meine bevorstehende Hochzeit ist bereits das Lieblingsthema der Boulevardpresse.“
Isobel wollte etwas erwidern, aber er hob abwehrend die Hand. „Lass mich zu Ende reden.“
Was blieb ihr anderes übrig, als zu schweigen?
„Am Tag unserer Hochzeit erhalten deine Eltern den restlichen Kaufpreis für die estancia .“
Isobel starrte auf ihren Cappuccino. Aus ihren Träumen war ein Scherbenhaufen geworden. Sie hob den Blick. „Glauben Sie ja nicht, ich hätte meine Meinung geändert“, stieß sie mit heiserer Stimme hervor. „Sie sind immer noch der letzte Mann auf Erden, den ich heiraten möchte.“
Es schien ihn nicht zu berühren. „Wo liegt das Problem, Isobel? Ohne Zweifel meintest du es ernst mit deiner Unabhängigkeit, als du Buenos Aires verließest. Dafür hast du meinen Respekt. Du bist ganz bestimmt kein verwöhntes Mädchen der High Society, das Jagd auf einen reichen Mann macht.“
„Wow! Schönen Dank für das Kompliment“, erwiderte Isobel sarkastisch.
Er ging nicht darauf ein. „Aber das ändert nichts an der Tatsache, dass du eine Pflicht zu erfüllen hast. Du denkst doch nicht im Ernst an eine Flucht? Willst du wirklich in einer Bruchbude hausen und für den Rest deines Lebens Tango unterrichten? Sich vielleicht in irgendeinen Tänzer verlieben und auch noch Kinder mit ihm haben?“
Der Hohn in seiner Stimme riss Isobel endlich aus ihrer Erstarrung. Wütend fuhr sie auf. „Ja, genau das wünsche ich mir. Und dazu noch ein kleines Cottage mit weißem Zaun und Rosen über der Tür. Und das Recht, frei zu sein und mir mein Leben einzurichten, wie es mir gefällt! Nur weil ich in eine bestimmte Gesellschaftsschicht hineingeboren wurde, heißt das noch lange nicht, dass ich auch da bleiben muss.“
Rafael lächelte zynisch. „Wie schön, wenn das wahr wäre“, meinte er bitter. „Du trägst nun einmal die Verantwortung für einen millionenschweren Besitz.“
Bevor sie darauf etwas antworten konnte, zog er eine flache Samtschatulle aus der Innentasche seines Jacketts und reichte sie ihr über den Tisch. Isobel zögerte. Sie fürchtete sich mit einem Mal, das Kästchen zu öffnen.
Ihr geringes Interesse schien Rafael zu verärgern. Ungeduldig ließ er den Deckel aufschnappen. In der Schatulle lag ein funkelndes Diamantarmband.
„Ein kleines Geburtstagsgeschenk. Und ein Vorgeschmack auf das, was dich als meine Ehefrau erwartet.“
Isobel erstarrte. Langsam legte sie ihre Serviette auf den Tisch. „Ich dachte, wir wären beide der Meinung, dass ich auf so etwas nicht aus bin.“
„Aber das heißt doch nicht, dass du das Armband nicht annehmen und Spaß daran haben könntest. Jetzt nimm es schon, Isobel“, bat er sie eindringlich.
Mit einem Ruck stand sie auf. Sofort schien Rafael sie aufhalten zu wollen. Isobel warf ihm einen hochmütigen Blick zu. „Ich darf doch wohl noch gehen und mich frischmachen?“
Rafael nickte und sah ihr nach, während sie zwischen den Tischen verschwand. Nachdenklich schloss er die Schatulle. Sie mochte ihren Vorsätzen ja treu sein, aber dass sie beim Anblick eines so schönen Diamantarmbandes grün im Gesicht werden würde, hatte er nicht erwartet. Herrje, warum gab sie nicht endlich ihren Widerstand auf?
Er warf einen Blick auf seine Armbanduhr. Zehn Minuten waren vergangen, und Isobel war nirgendwo zu sehen. Schlagartig wusste er, dass sie ihn ausgetrickst hatte. Innerlich
Weitere Kostenlose Bücher