Bücher online kostenlos Kostenlos Online Lesen
Tango der Leidenschaft

Tango der Leidenschaft

Titel: Tango der Leidenschaft Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: ABBY GREEN
Vom Netzwerk:
Hochzeitskleid hatte ihrer Großmutter gehört und war von schlichter Eleganz. Zuerst wollte Isobel es nicht anziehen. Es kam ihr wie eine Entweihung vor. Ganz im Gegensatz zu ihr war ihre Großmutter nämlich verliebt gewesen. Aber ihre Mutter ließ keinen Widerspruch gelten. Man hatte ein paar kleine Veränderungen vorgenommen. Das Kleid war jetzt trägerlos. Der seidene Stoff fiel schlicht und glatt bis auf Isobels Füße. Auf dem Überkleid aus Spitze saßen winzige Diamanten, die bei jeder Bewegung funkelten. Ein antiker silberner Kamm an Isobels Hinterkopf hielt den langen Brautschleier.
    Sie betrachtete ihr Bild im Spiegel und errötete. Nie hätte sie geglaubt, dass ein Alpha-Typ wie Rafael so anziehend auf sie wirken könnte. Irgendwie hatte das alles nichts mehr mit Logik und gesundem Menschenverstand zu tun. Aber niemals in ihrem Leben würde sie für einen solchen Menschen tiefe Gefühle entwickeln können. Ihre Hauptsorge würde sein, so schnell wie möglich aus dieser Ehe wieder herauszukommen.
    Eine halbe Stunde später wartete sie am Arm ihres Vaters vor der Kirchentür. Es war so weit. Eigentlich hatte sie immer geglaubt, dass sie sich spätestens jetzt den Schleier vom Kopf reißen und auf und davon rennen würde. Stattdessen erfüllte sie mit einem Mal eine große Ruhe. Und als ihr Vater den ersten Schritt tat, folgte sie ihm bereitwillig.
    Sie betraten die Kirche. Isobel nahm nur verschwommen wahr, wie die Menschen in den Bänken sich zu ihnen umdrehten. Der Hochzeitsmarsch erklang, und dort vorne, am Ende des Mittelgangs stand eine große, grau gekleidete Gestalt mit lockigen schwarzen Haaren.
    Unwillkürlich klammerte Isobel sich fester an den Arm ihres Vaters und merkte gar nicht, dass er dabei zusammenzuckte. Sie sah nur den breiten Rücken Rafaels. Wie eine Beschwörung wiederholte sie bei jedem Schritt Dreh dich nicht um! Dreh dich nicht um! Denn wenn er ihr den Rücken zuwandte, fiel es ihr leichter, ihn zu hassen. Aber wann waren ihre Gebete schon einmal erhört worden? Natürlich drehte er sich um, und sie wäre fast gestolpert, als sein Blick sie traf.
    Sie waren bei Rafael angelangt. Er ergriff ihre Hand und geleitete sie die Stufen hinauf. Dann hob er ihren Schleier. In seinen Augen lag unverkennbar ein triumphierender Ausdruck – und noch etwas anderes, etwas Heißes, Wildes. Als er ihre Hand an seine Lippen hob und sie küsste, stellte Isobel fest, dass sie an alles dachte – nur nicht mehr an Flucht.
    Von der Zeremonie bekam sie kaum etwas mit. Sie musste wohl alle Antworten gegeben haben, die man von ihr verlangte, aber sie erinnerte sich an keine einzige. Sie spürte nur das kühle Gold des Rings an ihrem Finger.
    „… dürfen Sie jetzt die Braut küssen.“
    Erschrocken blickte Isobel auf. War es schon so weit? Rafael nahm sie in die Arme, und sie konnte nur noch die Augen schließen. Als seine Lippen die ihren berührten, überlief sie unwillkürlich ein prickelnder Schauer, und Rafael zog sie noch enger an sich.
    Vielleicht hatte er vor all den Gästen vorgehabt, ihr nur einen kurzen, sittsamen Kuss auf die Lippen zu drücken. Aber es war, als hätte eine stärkere Macht die Hand im Spiel. Kaum berührten sich ihre Lippen, küsste er sie mit der Gier eines Verhungernden. Und auch Isobel spürte zu ihrem Entsetzen, dass die Leidenschaft sie überwältigte.
    Das leise Hüsteln des Priesters holte beide wieder in die Wirklichkeit zurück. Widerstrebend löste Rafael sich von ihr. Er betrachtete Isobels zauberhaftes Gesicht, die geschlossenen Augen, die zart geröteten Wangen und die weichen, noch feuchten Lippen und musste ein Stöhnen unterdrücken. Als sie zögernd die Augen öffnete, las er darin Erschrecken, Verwirrung und etwas, das stärker war als alle anderen Gefühle – Wut. Natürlich, jetzt war sie wütend darüber, dass ihre Reaktion sie verraten hatte! Er hatte sich nicht geirrt. Sie würde eine wunderbare Ehefrau abgeben. Ihr leidenschaftliches Wesen passte zu ihm. Er konnte die Hochzeitsnacht kaum noch erwarten. Doch bevor die versammelte High Society von Buenos Aires seine lüsternen Gedanken erraten konnte, führte er seine frisch angetraute Frau wohl besser durch das große Hauptportal nach draußen.
    Isobel kochte innerlich. Aber es gelang ihr, ein falsches Lächeln aufzusetzen und den Leuten zuzunicken. Alle lächelten freundlich zurück. Doch Isobel wusste, dass sie längst dabei waren, sich über die Zeremonie, das Hochzeitskleid und die voraussichtliche

Weitere Kostenlose Bücher