Tango der Leidenschaft
von ihrem Körper und ihrem Mund.
Sie merkte, dass sie sich hilflos an das Revers seiner Jacke klammerte. Und als Rafaels Mund sich für einen kurzen Moment von dem ihren löste, hörte sie ein verzweifeltes Aufstöhnen. Es kam aus ihrem Mund! Und dabei suchte sie blind Rafaels Lippen.
Mit einer Hand strich er ihr über den Rücken, mit der anderen hielt er ihren Kopf. Sie konnte fühlen, wie er den Knoten löste und ihr die Haare über die Schultern fielen. Die Welt hörte auf zu existieren. Es gab nur noch diesen Mann, seine Arme, die sie umschlangen und sein Mund auf dem ihren. So heiß und fordernd, wie sie es noch nie erlebt hatte, auch nicht in ihren kühnsten Träumen. Beim Spiel seiner Zunge presste sie die Beine zusammen, damit das erregende Pulsieren dazwischen aufhörte. Flüssige Lava schien sich tief in ihrem Innern anzusammeln … Für Isobel gab es keine Hoffnung mehr, wieder zur Vernunft zu kommen oder sich mit irgendwelchen Ausreden Rafael zu entziehen. Er wirbelte ihr ganzes Denken durcheinander. Ihre Unerfahrenheit machte sie hilflos.
Er war schließlich derjenige, der sich von ihr löste. Isobel hob die schweren Lider. Ihr Atem ging schnell und keuchend. Ihr Herz raste. Und sie war völlig verwirrt. Ihr war, als hätte er sie gebrandmarkt.
Vorsichtig überzeugte sich Rafael, dass sie wieder fest und sicher auf ihren Füßen stand. Dann erst ließ er sie los und trat zurück. Isobel brachte nicht den Mut auf, ihn anzusehen. Mit brennendem Gesicht sank sie in den Sessel neben sich. Sie konnte noch nicht einmal so tun, als hätte sie der Kuss kalt gelassen. Es wäre wohl die durchschaubarste Lüge der Welt gewesen.
Rafael ging einige Schritte auf und ab. Er strahlte so viel Energie aus, dass Isobel sich am liebsten in irgendeinen Winkel verkrochen hätte.
Er hielt inne, und mit leicht heiserer Stimme, die Isobels Puls schon wieder schneller schlagen ließ, stellte er fest: „Wie ich schon sagte, du bist noch nicht reif für mich, Isobel. Aber in drei Jahren, bei unserer Hochzeit, wirst du es sein. Da bin ich mir sicher.“
Er klang fast erstaunt. Isobel blickte auf – und wünschte, sie hätte es nicht getan. Er stand nämlich dicht neben ihr und blickte auf sie hinunter. Bevor sie fliehen konnte, fasste er sie bei den Armen und zog sie hoch. Unwillkürlich zitterte sie am ganzen Körper.
Mit einem Finger hob er ihr Kinn an, und ließ dann den Blick über ihr Gesicht wandern, als wollte er es sich ganz genau einprägen. „Ich glaube, wir können sogar eine ganz gute Ehe führen.“
Es war, als führte er ein Selbstgespräch und sie wäre gar nicht anwesend. Isobel stand starr da und nahm all ihren Mut zusammen. „Und ich werde Sie trotzdem nicht heiraten!“
Rafael war von dem starken Widerspruch überrascht, den ihre Worte in ihm weckten. Er funkelte sie zornig an. „Du hast gar keine andere Wahl. Ich werde unter keinen Umständen auf die estancia verzichten – schon gar nicht wegen einer ungezogenen Göre, die ich zu meiner Frau machen will.“
Er verzog den Mund zu einem freudlosen Lächeln. „Eigentlich kannst du dich glücklich schätzen, dass dir noch etwas Zeit bleibt, dich an den Gedanken zu gewöhnen.“
Glaubte er denn wirklich, sie würde sich zu der Art Frau entwickeln, wie er sie heiraten wollte? Sie dachte ja nicht daran! Und die ganze Zeit sollte sie in Buenos Aires leben, während die künftige Ehe mit Rafael wie ein Damoklesschwert über ihr hing – das war ja wie eine Verurteilung zu lebenslänglichem Gefängnis!
Sie schüttelte so heftig den Kopf, dass ihr die langen Haare nur so um die Schultern flogen. „Nein. Ich werde fortgehen. Fort von hier. Und ich werde Sie niemals heiraten. Lieber sterbe ich.“
Ein zynischer Ausdruck huschte über sein Gesicht. „Warum denn so dramatisch, Isobel? Durch die Heirat werden wir Mitglieder im Club all jener, die auch aus Vernunft geheiratet haben.“
Rafaels unverhohlene Drohungen ließen Isobel jede Vernunft vergessen. „Der Heiratsvertrag jagt mir keine Angst ein. Ich habe meinen Großvater ja nicht gezwungen, die estancia an Ihre Familie zu verkaufen. Ich denke nicht daran, deswegen einen Mann zu heiraten, den ich verabscheue.“
Kämpferisch ballte sie die Hände zu Fäusten, sodass sich ihre Nägel in die Handflächen bohrten.
Rafael ließ sie los. Trotz ihrer abweisenden Worte vermisste sie auf einmal seine Berührung.
„ Verabscheuen ist ein starkes Wort. Du kennst mich doch kaum, meine Kleine. Lauf nur
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