Tango der Liebe
verfolgen.“
Er ließ sie los, trat einen Schritt zurück und musterte sie einen Moment schweigend. Dann lächelte er. „Du hast natürlich recht. Aber wir müssen unbedingt unsere Terminpläne aufeinander abstimmen. Ich habe nicht vor, ein enthaltsamer Ehemann zu werden.“
Sie zuckte zusammen, als er eine Hand ausstreckte, aber er strich ihr nur eine Strähne hinter das Ohr. „Geh nur schwimmen. Eine Bedienstete kann für dich packen, und um die Buchung brauchst du dich auch nicht zu kümmern. Ich bringe dich in meinem Apartment in London unter und fliege morgen früh von dort weiter nach Amerika. Wir brechen nach dem Lunch auf.“
„Ist das dein Ernst?“
„Natürlich. Anscheinend sind die Flitterwochen vorbei. Es hat keinen Sinn, noch eine Nacht zu bleiben.“ „Oh danke.“ „Du kannst mir nachher angemessen danken. Ich muss
jetzt meinen Piloten anrufen.“
Der Lunch wurde auf der Veranda serviert, aber Antonio ließ sich mit der Nachricht entschuldigen, dass er noch arbeiten musste und Emily sich in einer Stunde zur Abreise bereithalten sollte.
Auf die Minute pünktlich kam sie die Treppe hinunter – in dem blauen Kostüm, das sie bereits beim Aufbruch in die Flitterwochen getragen hatte. Jener Tag schien eine Ewigkeit zurückzuliegen.
Antonio wartete im Foyer, mit einem Laptop in einer Hand und einem Handy am Ohr. Er trug einen leichten Geschäftsanzug, der tadellos maßgeschneidert für seinen hochgewachsenen Körper war. Auch wenn er überwältigend aussah, ging doch eine spürbare Spannung von ihm aus. In seiner Stimme schwang ein ungehaltener Unterton mit, der Mitgefühl mit der Person am anderen Ende der Leitung erweckte. Er war nicht länger der unbeschwerte Urlauber in knappen Shorts wie in der vergangenen Woche, sondern wieder der kalte distanzierte Geschäftsmann.
Jetzt drehte er sich zur Marmortreppe um, als er Schritte hörte. Im Geiste sah er Emily in demselben Outfit wie an ihrem Hochzeitstag auf den uralten Stufen auf Deveral Hall vor sich. Damals hatte Glück aus ihren Augen geleuchtet und ein strahlendes Lächeln, für ihn allein bestimmt, ihr Gesicht erhellt.
Plötzlich wurde ihm die Verwandlung bewusst, die seit dem Eintreffen der Gäste auf der Jacht mit ihr vorgegangen war. Der Sex war nach wie vor großartig, aber nach der Hochzeitsnacht hatte er nie wieder dieses unverhohlene Glück in ihren Augen gesehen oder die überschwänglichen Liebesgeständnisse gehört. Die vergangene Woche auf der Insel war ihm perfekt erschienen. Emily hatte sich begeistert von der Umgebung gezeigt und als leidenschaftliche, aber fast stumme Geliebte erwiesen.
Nicht dass es sonderlich zählte. Sie trug seinen Namen, und somit war sein Ziel erreicht. Warum also war er unzufrieden?
Er trat zum Fuß der Treppe. „Gut, dass du pünktlich bist.“ In diesem Moment kam ihm eine verrückte Idee, und er schmunzelte verstohlen. „Der Helikopter wartet.“
Kaum war der Privatjet in Athen gestartet, zog Antonio an einen Tisch auf der anderen Seite der Kabine um, öffnete seinen Laptop und schenkte Emily kaum noch Beachtung.
John, der Steward, servierte Kaffee und brachte ihr einige Zeitschriften. Er war ein netter junger Mann, und sie plauderte eine Weile angeregt mit ihm.
Anschließend blätterte sie durch die Magazine und stieß auf einen Artikel über den Fund der bis dato ältesten Mumie eines weiblichen Pharaos in Ägypten. Sie las den Text voller Interesse, schloss dann die Augen und ließ den Gedanken freien Lauf.
War es richtig, auf die Rückkehr nach England zu bestehen? Eigentlich war sie nicht auf eine Begegnung mit Tom und Helen gefasst. Die beiden kannten sie zu gut und hätten bald gespürt, dass etwas mit ihrer Ehe nicht stimmte. Demnach war es wohl ratsam, ihnen aus dem Weg zu gehen.
Und ein paar Tage für mich allein tun mir bestimmt gut, dachte sie, bevor sie einschlummerte. Als sie einige Zeit später die Augen aufschlug, erschien John und erkundigte sich, was sie zum Dinner wünschte.
Sie horchte auf. „Aber wir landen doch sicher gleich“, wandte sie verwirrt ein und sah auf die Uhr. Der Flug dauerte normalerweise vier Stunden, und sie waren schon fast so lange in der Luft.
„Wir haben erst die Hälfte hinter uns.“
„Die Hälfte wohin?“, rief sie verblüfft.
„Nach New York. Wir …“
„Schon gut, John, ich übernehme“, unterbrach Antonio. Er trat zu ihr, nahm sie am Arm und zog sie mit funkelnden Augen vom Sitz hoch. „Es ist Zeit für einen Rundgang,
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