Tango in Tucson
einem vorenthalten wurde, erschien einem ja immer umso verlockender.
Aber das half nicht viel. Die Nächte waren am schlimmsten. Manchmal stellte sie sich vor, wie sie in ihrem Nachthemd über den Highway lief und ohne ein Wort über Max herfiel ...
Glücklicherweise war sie im Café sehr beschäftigt. Die neuen Stühle waren noch nicht eingetroffen, ebenso wenig wie die Cocktailservietten, aber man hatte ihr beides für heute versprochen. Ramon fluchte auf Spanisch und polterte in der Küche herum.
Um sich zu beruhigen, sah Cassie sich um. Alles war genau so, wie sie es sich vorgestellt hatte, die Bühne mit den teuren Lautsprechern, die runden Tische, die Wände, an denen einige von Jaspers Kunstwerken ausgestellt waren, unter anderem ein Selbstporträt, dass er aus Ketchup, Senf und Zwiebeln angefertigt hatte.
Die Barhocker mit dem Zebramuster, die schicke neue Bar, ganz in edlem Schwarz gehalten, die Espresso-Maschine und die große Auswahl an Gebäck waren toll. Sogar das Kuriositätenkabinett sah besser aus als vorher. Cassie hatte alles abgestaubt, neue Podeste hinzugefügt und Schilder gemalt, die zur Neonreklame draußen passten. Sie hatte sogar ein neues Kostüm für Monty Python entworfen.
Bei der großen Eröffnung würde es spezielle Kaffeesorten zu reduzierten Preisen geben und dazu eine Auswahl von Ramons Vorspeisen. Max hatte sie überzeugt, dass es sich lohnte, dafür Geld auszugeben, auch für die teure Band.
Das bereitete Cassie ein bisschen Sorgen, aber sie vertraute Max. Er war ihr Fels in der Brandung, auch wenn er nicht ihr Geliebter war.
Da stand er und befestigte das letzte Stück Webpelz an der Bühne. Sie seufzte.
Er war so attraktiv. Als Angestellter war er für sie von großem Wert, aber was Sex anging, so tendierte sein Wert für sie leider gegen null.
Ihr einziger Trost war, dass er ebenfalls zu leiden schien. Gelegentlich erwischte sie ihn dabei, wie er sie auf eine gewisse Weise ansah, und dann blieb ihr jedes Mal fast das Herz stehen. Doch er unternahm nie etwas.
Es ist besser so, sagte sie sich immer wieder. Ihre Begierde war mit ihr durchgegangen, aber nun sah sie wieder klarer. Und sie war einsamer. Schon Max' Anblick bewirkte, dass sie sich innerlich leer fühlte. Aber man musste Opfer bringen für das, was einem wirklich wichtig war.
Das erinnerte sie daran, Wade anzurufen, um ihn an die Eröffnung zu erinnern.
Bei seinem Handy erwischte sie nur die Mailbox. Seltsamerweise war Wade in letzter Zeit kaum zu erreichen. Sie hatte ihn zu einem frühen Abendessen eingeladen, bei dem sie ihn mit einem Rundgang und einer Präsentation auf ihrem Computer beeindrucken wollte.
Max stieg jetzt von der Leiter und bewunderte seine Arbeit.
"Meinst du, das wird halten?" rief sie ihm zu. Der Stoff hing in der Mitte durch. "Vielleicht sollte man ihn lieber annageln."
"Du bist der Boss." Er grinste ihr zu.
"Ich will nur sichergehen. Alles soll perfekt sein für Wade."
"Vergiss Wade. Es soll für dich selbst perfekt sein. Nur das zählt."
"Ich will ihm beweisen, was ich kann. Alles muss wie am Schnürchen laufen."
"Du willst, dass der Laden nach der Eröffnung ohne dich läuft?"
"Richtig."
"Aber du liebst das alles hier."
"Es ist großartig, aber bald werde ich mich um alle Lokale der Wellington-Restaurantkette kümmern. Dies ist nur ein kurzfristiges Projekt." Jedes Mal, wenn sie Wade ans Telefon bekam, erkundigte sie sich nach dem Kalifornien-Projekt, damit er merkte, dass sie am großen Zusammenhang interessiert war.
Dabei steckte sie jedoch all ihre Energie in dieses Café.
"Glück ist Glück, ob kurzfristig oder nicht." Max sah sie an. Wann immer er das tat, hatte sie das Gefühl, dass er sie vollkommen durchschaute.
"Trotzdem würde ich mich besser fühlen, wenn du den Stoff festnageln würdest", sagte sie.
"Okay." Er seufzte und stieg wieder auf die Leiter. Am liebsten hätte Cassie ihn sofort zurückgerufen. Sie fühlte sich besser, wenn er in der Nähe war, selbst wenn sie ihn nicht haben konnte.
"Der Lastwagen mit den Stühlen ist da", rief Rodney jetzt. "Und von UPS sind ein paar Kartons gebracht worden."
"Das müssen die Servietten sein."
„Ich helfe beim Abladen." Max ging nach draußen. Gleich darauf stellten Max und Rodney die Stühle auf, und Jasper trug sehr viele Kartons herein. Cassie dachte, dass sie doch gar nicht so viele Servietten bestellt hatte.
Sie unterschrieb draußen die Empfangsbestätigung für die Stühle, und der Wagen fuhr ab. Dann
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